Bearbeiter:
Dr. Burkhard BEINLICH (Dipl.-Biol.)
Frank GRAWE (Dipl.-Geogr.)
Sven MINDERMANN (Dipl.-Agraring.)
Uli WYCISK (Dipl.-lng.)
Walter KÖBLE (Dipl.-Geogr.)
. . .
Um die Entwicklung der betreuten Gebiete unter der praktizierten Nutzung oder Pflege dokumentieren zu können und Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, wurde auf den betreuten Flächen ein sog. Gebietsmonitoring durchgeführt, in dessen Rahmen ausgewählte Tier- und Pflanzenarten mit ihren Bestandszahlen erfasst werden. Die Ergebnisse der Erhebungen können mit Altdaten verglichen werden und dienen gleichzeitig als Grundlage für in den folgenden Jahren durchzuführende Vergleichsuntersuchungen.
Aufgrund der Vielzahl der zu betreuenden Gebiete im Kreis und der begrenzten personellen Kapazitäten (1/4 Stelle Zoologie, 1/2 Stelle Botanik) beschränkt sich das Gebietsmonitoring zum einen auf die Dokumentation der optisch wahrnehmbaren Veränderungen in den Lebensräumen (z.B. Zu-/ Abnahme der Verbuschung, der Verbrachung oder des Blütenangebotes), zum anderen auf die Erfassung ohne größeren Aufwand nachzuweisender Tier- und Pflanzenarten.
Leit-/Charakterart:
Art, die für einen bestimmten Lebensraum charakteristisch ist und deren Vorkommen intakte Verhältnisse dieser Habitate anzeigt.
Berücksichtigt werden dabei wichtige Leit- oder Charakterarten der wertbestimmenden Lebensräume sowie weitere Zielarten, die aus naturschutzfachlichen Gesichtspunkten von Bedeutung sind, z. B. die Amphibien in den Feuchtgebieten, für die in den letzten Jahren zahlreiche neue Laichgewässer angelegt wurden.
Pölinxer Wiesen
Die Pölinxer Wiesen im NSG "Pölinxer Grund" bei Warburg-Scherfede sind Bestandteil des Vogelschutzgebietes Egge-Süd.
Dem kleinen Wiesental kommt eine besondere Bedeutung innerhalb des Vogelschutzgebietes zu, da die zahlreichen Kleingewässer in den 1980er Jahren speziell als Nahrungsteiche für den Schwarzstorch angelegt wurden. Ein Großteil der Gewässer war in den letzten Jahren stark verlandet, so dass vor zwei Jahren erste Gewässer teilentschlammt wurden.
2004 wurde in diesen Gewässern sowie einem Referenzgewässer die Amphibien- und Kleinfischfauna als wichtiger Nahrungsgrundlage für Schwarzstorch und Eisvogel überprüft. Zum Nachweis der Schwanzlurche wurden Molchreusen eingesetzt.
Die Ergebnisse sind in Tab. 6 dargestellt.
Tab. 6: | Ergebnisse der Gewässerbeprobung in den Pölinxer Wiesen mittels Molchreusen. Die Anzahl der jeweils in einem Gewässer eingebrachten Reusen ist in Klammern (n = ) angegeben. Die Reusen wurden für jeweils 24 Stunden ausgebracht. Angegeben ist die Gesamtzahl der gefangenen Tiere, getrennt nach Geschlecht (Männchen/Weibchen). Für Erdkröte und Grasfrosch sind keine quantitativen Angaben möglich, da die Nachweise überwiegend über die Larven erbracht wurden. Als Referenz diente das Gewässer 9. |
Teich 5 (n = 3) |
Teich 6 (n = 3) |
Teich 9 (n = 2) |
Teich 14 (n = 2) |
Teich 15 (n = 1) |
|
---|---|---|---|---|---|
Bergmolch | 15/15 | 12/11 | 1/6 | 3/10 | 1/2 |
Teichmolch | 26/6 | 26/13 | 11/8 | 1/17 | 1/1 |
Fadenmolch | 19/4 | 23/17 | 6/2 | 1/3 | |
Kammmolch | 17/3 | 2/0 | |||
Erdkröte | X | X | X | X | X |
Grasfrosch | X | X | X | X |
Die Fangergebnisse zeigen, dass alle untersuchten Gewässer von Amphibien besiedelt werden. Die entschlammten Gewässer unterscheiden sich bezüglich der Arten- und Individuenzahl kaum vom Referenzgewässer, welches sich in einem für Amphibien guten Zustand befindet. Die Entschlammung kann somit als erfolgreich bezeichnet werden.
Auch die Kleinfischbestände im Teich 15 haben unter der Maßnahme nicht gelitten, wie durch den Beifang von fast 150 Moderlieschen in nur einer Molchreuse belegt wird. Die Nahrungsgrundlage für Schwarzstorch, Eisvogel und Co. dürfte somit auch für die Zukunft gesichert sein.
Sowohl Eisvogel als auch Schwarzstorch konnten mehrfach im Wiesengrund festgestellt werden. In den in den Hanglagen angrenzenden Fichtenbeständen wurde darüber hinaus mehrfach der Raufußkauz verhört, der Schwarzspecht ist dort Brutvogel.
Echeler Bruch
Das nur etwa 8 ha große degradierte Niedermoor bei Borgentreich hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bruthabitat und Rastplatz für bedrohte Vogelarten entwickelt. Zwei Faktoren sind hierfür von besonderer Bedeutung: Die Wiederaufnahme der Nutzung - zunächst als extensiv betriebene Schweineweide (vgl. HILL et al. 2005), seit 2004 als Rinderweide (Abb. 7) - und die allmähliche Anhebung des Grundwasserspiegels als Folge der Verlandung des zentralen Entwässerungsgrabens.
Vor allem die Vogelbestände entwickeln sich als Folge der zeitlich begrenzten, extensiv betriebenen Schweinebeweidung in Verbindung mit der Anhebung des Wasserstandes weiterhin positiv.
Abb. 7: | Highland-Cattle im Echeler Bruch (Foto: Frank GRAWE) |
Bekassine (Gallinago gallinago) und Wald- bzw. Bruchwasserläufer (Tringa ochropus et glareola) sind v. a. auf dem Frühjahrsstrich als regelmäßige Rastvögel anzutreffen. Die maximale Zahl gleichzeitig rastender Bekassinen betrug im Frühjahr 2004 12 Tiere.
Als wertbestimmende Brutvögel wurden in 2004 - ähnlich wie in den Vorjahren - der Wachtelkönig (Crex crex - 1 Rufer), Rebhuhn (1 BP), Neuntöter (1 BP), Rohrammer und Sumpfrohsänger (jeweils 3-4 BP) festgestellt. Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und Feldschwirl (Locustella naevia) waren in 2004 ebenso wie der Wiesenpieper (Anthus pratensis) nicht als Brutvögel vertreten. Während der Zugzeit konnten aber bis zu 4 Braunkehlchen gleichzeitig im Echeler Bruch festgestellt werden. Erstmals seit 1998 konnte in unmittelbarer Nachbarschaft zur Betreuungsfläche auf einem Acker eine Schafstelzenbrut nachgewiesen werden.
Jahr | Laichballen |
---|---|
1998 | 4 |
2000 | 20 |
2001 | 32 |
2002 | 75 |
2003 | 170 |
2004 | 126 |
In 2004 wurde die 1998 begonnene Zählung der Grasfroschlaichballen fortgesetzt. Mit 124 Ballen wurde der Spitzenwert von 170 Laichballen des Vorjahres nicht erreicht (vgl. Tab. 7). Hierfür können normale Populationsschwankungen verantwortlich sein. Möglich ist aber auch, dass der verstärkt im Gebiet zu beobachtende Graureiher regulierend in den Bestand eingreift!
Tab. 7: | Entwicklung der Grasfroschpopulation (Rana temporaria) im Echeler Bruch. Ergebnisse der Laichballenzählung. |
NSG "Heinenwiese"
Im NSG "Heinenwiese" bei Höxter-Lüchtringen wurden 2004 gezielt wertbestimmende Vogelarten erfasst. Hintergrund der Überprüfung ist die seit einigen Jahren zu verzeichnende Ausbreitungstendenz des Schlagschwirls (Locustella fluviatilis) nach Westen. In 2003 war diese Vogelart mit 2 Revieren im Gebiet vertreten.
Es sollte primär überprüft werden, ob der Schlagschwirl dauerhaft das Gebiet besiedelt hat. Leider konnte in 2004 kein neuer Nachweis erbracht werden.
Als Arten der Vorwarnliste zur Roten Liste NRW wurden Dorngrasmücke (Sylvia communis, 3 Reviere), Gelbspötter (Hippolais icterina - 2 Reviere) und der Kuckuck (Cuculus canorus) festgestellt.
NSG "Reitwiesen"
Wertbestimmende Lebensräume im NSG Reitwiesen sind ein Kalkquellsumpf und kleinere Röhricht- und Großseggenbestände sowie ein kleines Stillgewässer.
Die faunistischen Erhebungen im Jahr 2004 umfassten gemäß Arbeits- und Maßnahmenplan charakteristische Arten aus der Avifauna sowie der Herpetofauna.
Als relevante Arten wurden nachgewiesen:
Gelbspötter (Hippolais icterina, RLNRW V) mit 3 Brutpaaren,
Rohrammer (Emberiza schoeniclus) mit 3 Brutpaaren,
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
Dorngrasmücke (Sylvia communis, RLNRW V) jeweils mit einem Brutpaar.
Im Bereich des Kalkquellsumpfes gelang der Nachweis der Waldeidechse (Lacerta vivipara). Aus der Amphibienfauna wurden die bereits bekannten 5 Arten festgestellt. Neben Erdkröte (Bufo bufo) und Grasfrosch (Rana temporaria) handelt es sich um Bergmolch, Teichmolch und Fadenmolch. Die Erfassung der Molche erfolgte mittels Molchreusen. Die Ergebnisse dieser Beprobung sind in Tab. 9 dargestellt.
Anzahl (m/w) | |
---|---|
Bergmolch (Triturus alpestris | 26/33 |
Teichmolch (Triturus vulgaris) | 18/8 |
Fadenmolch (Triturus helveticus) | 9/6 |
Tab. 8: | Ergebnisse der Reusenfänge im NSG "Reitwiesen" Es wurden 3 Reusen für ca. 24 h in das vorhandene Kleingewässer eingesetzt. Die Gesamtzahl der gefangenen Schwanzlurche, getrennt nach Geschlecht (m/w), ist angegeben. |
NSG "Körbecker Bruch"
Der Körbecker Bruch stellt das wichtigste Wiesenbrütergebiet im Kreis Höxter dar (vgl. LOHR 2005). Seit 2002 führt die Landschaftsstation jährlich eine Erfassung der wertbestimmenden Vogelbestände durch - so auch im Jahr 2004. Die Ergebnisse sind in Tab. 10 dargestellt.
Tab. 9: | Ergebnisse des Brutvogelmonitorings im NSG "Körbecker Bruch". Die aktuellen Daten des Jahres 2004 sind denen von 2003 und 2002 (BEINLICH et al. 2004, BEINLICH et al. 2003) gegenüber gestellt.
|
Rote Liste
|
2004 | 2003 | 2002 | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rebhuhn | Perdix perdix | 2N | 2 | 1 Rev. | 1 Rev. | |||
Wachtel | Coturnix coturnix | 2 | V | 3 Rufer | ||||
Wiesenweihe | Circus pygargus | 1N | 1 | 1 BP | 1 BP | 1 BP | ||
Rohrweihe | Circus aeruginosus | 2N | 1 | 1 BP | 1 BP | 1 BP | ||
Wachtelkönig | Crex crex | 1 | 1 | 1 Rufer | 2 Rufer | 2-3 Rufer | ||
Kiebitz | Vanellus vanellus | 3 | 3 | 2 BP | 4 Rev. | 6 Rev | ||
Feldlerche | Alauda arvensis | V | V | 20 Rev. | 9 Rev. | 17 Rev | ||
Wiesenpieper | Anthus pratensis | 3 | 11 Rev. | 5 Rev. | 12 Rev | |||
Schafstelze | Motacilla flava | 3 | V | ** | 1 Rev. | Dz | ||
Feldschwirl | Locustella naevia | 3 | 3 Rev. | 2 Rev | ||||
Sumpfrohrsänger | Acrocephalus palustris | 11 Rev. | 21 Rev. | 11 Rev | ||||
Geldspötter | Hippolais icterina | V | 4 Rev. | 4 Rev. | 5 Rev | |||
Braunkehlchen | Saxicola rubetra | 2N | 3 | 1 Rev. | 2 Rev. | 4 Rev | ||
Rohrammer | Emberiza schoeniclus | V | 10 Rev | 22 Rev. | 11 Rev |
**Schafstelze, 2004 mehrere Bruten auf Äckern in der Umgebung
Auffallend sind die starken Bestandsschwankungen bei einigen Arten wie Feldlerche, Wiesenpieper, Sumpfrohrsänger oder Rohrammer. Solche sind nicht ungewöhnlich und sind Ausdruck der normalen Populationsdynamik. Bedenklich ist dagegen der anscheinend kontinuierliche Rückgang beim Braunkehlchen und Kiebitz, eine Entwicklung, die auch überregional zu verzeichnen ist.
Rohr- und Wiesenweihe waren auch 2004 wieder mit je einem Brutpaar vertreten. Im Gegensatz zu den Vorjahren waren die Bruten aber erfolglos. Im Falle der Rohrweihe ist dies wohl auf unbewusste Störungen durch den Jagdpächter zurückzuführen.
Während des Frühjahrszuges konnten im Körbecker Bruch wie gewohnt große Trupps von Kiebitzen beobachtet werden. Die maximal festgestellte Zahl an rastenden Bekassinen belauft sich auf 12 Tiere. Am 15.3. wurde ein rastender Weißstorch beobachtet, weiterhin verweilten im März über einen längeren Zeitraum 2 Kraniche im Bruch.
Bislang wurde die Herpetofauna des Körbecker Bruches noch nicht systematisch untersucht. Im Frühjahr 2004 wurden deshalb die beiden Stillgewässer mit Molchreusen beprobt. In diesem Rahmen wurden die beiden Gewässer auch nach Grasfröschen und Erdkröten abgesucht. Darüber hinaus wurden die Laichballen der Grasfrösche im gesamten Gebiet ausgezählt. Nach Reptilien wurde systematisch im Frühsommer und Herbst gefahndet.
Tab. 10: | Ergebnisse der Gewässerbeprobung im NSG "Körbecker Bruch" mittels Molchreusen. Die Anzahl der jeweils in einem Gewässer eingebrachten Reusen ist in Klammern (N = ) angegeben. Die Reusen wurden für jeweils 24 Stunden ausgebracht. Angegeben ist die Gesamtzahl der gefangenen Tiere, getrennt nach Geschlecht (Männchen/Weibchen). |
Teich im Röhricht (Binnerhagen) (n = 5) |
Teich in der Engerwiese (n = 5) |
|
---|---|---|
Kammmolch | 19 m / 4 w | 4 m |
Teichmolch | 41 m / 4 w | 10 m |
Fadenmolch | 1 m / 9 w | 2 w |
Bergmolch | 6 m / 4 w | 4 w |
Erdkröte | X | X |
Erstmals nachgewiesen wurde der Kammmolch, der in erfreulich großer Individuenzahl im kleinen Teich im Binnerhagen vertreten ist. Unbekannt war bisher auch der Fadenmolch. Die Erfassung der Grasfrosch-Laichballen erbrachte ca. 270 Laichballen. Als Laichplätze dienten durchweg die kleinen Entwässerungsgräben - die Stillgewässer werden als Laichplatz weitgehend gemieden. Für ein Feuchtgebiet von ca. 90 ha Größe ist die geschätzte Grasfroschpopulation von ca. 1000 Tieren vergleichsweise klein!
Aus der Gruppe der Reptilien konnte nur die Waldeidechse (Lacerta vivipara) nachgewiesen werden.
Rietbruch
Wie beim Körbecker und Echeler Bruch handelt es sich auch beim Rietbruch um ein Relikt eines ehemaligen Niedermoores. Aufgrund des hohen Gehölzanteils ist es im Gegensatz zum Körbecker Bruch aber ohne große Bedeutung für Wiesenbrüter.
2003 wurde dort erstmals die Größe der Grasfroschpopulation durch Zählung der Laichballen ermittelt. Diese Zählung wurde 2004 wiederholt. Wurden 2003 ca. 130 Laichballen gezählt, waren es 2004 ca. 154 Laichballen. Die geschätzte Populationsgröße des Grasfrosches dürfte somit bei etwa 500 bis 600 Tieren liegen.
Die herausragenden und landesweit bedeutsamen Offenlandlebensräume im Kreis Höxter sind die Kalkmagerrasen, Wacholderheiden und das blütenreiche trocken-magere Grünland. Diese Lebensräume befinden sich zum überwiegenden Teil innerhalb von FFH-Gebieten und/oder Naturschutzgebieten.
In 14 Gebieten wurden 2004 die Vorkommen ausgewählter Leitarten der Kalkmagerrasen im Rahmen des Gebietsmonitorings überprüft. Die Auswahl der zu überprüfenden Arten erfolgte in Anlehnung an
BEINLICH (1995), BADTKE & BIERMANN (2001), ERNST & STRECK (2003), FARTHMANN (2004) - Schmetterlinge -,
GÜNTHER (1996), BITZ et al. (1996) - Reptilien -, FLADE (1994) - Vögel -,
BEINLICH (1995) - Laufkäfer, Landgehäuseschnecken -
unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten.
Bei der Interpretation der Ergebnisse, sie sind in den Tab. 11 bis 14 zusammengestellt, ist hinsichtlich der Schmetterlingserhebungen zu berücksichtigen, dass der Witterungsverlauf im Sommer 2004 für diese Tiergruppe relativ ungünstig verlaufen ist - v. a. der Juni und Juli wiesen überdurchschnittlich hohe Niederschläge auf. Die Schönwetterperioden beschränkten sich zudem auf jeweils wenige Tage, so dass eine Begehung aller Gebiete bei günstiger Witterung und optimaler Tageszeit nicht möglich war. Darüber hinaus hat sich auch der extrem heiße und trockene Sommer 2003 ungünstig auf die Falterpopulationen ausgewirkt. In vielen Gebieten sind die Raupenfutterpflanzen frühzeitig verdorrt. Aus dem gleichen Grund stand den Imagines auch nur ein eingeschränktes Nektarangebot zur Verfügung. Dies dürfte sich negativ auf den Reproduktionserfolg und damit auch auf die Populationsgrößen in 2004 ausgewirkt haben.
Kalkmagerrasen bei Brenkhausen und Ovenhausen (Stadt Höxter)
Da im Kreis ein deutlicher Gradient bezüglich der Artenausstattung zwischen den südlich und nördlich gelegenen Magerrasen besteht (vgl. GERKEN et al. 1993), wurden in den Tabellen die Ergebnisse aus jeweils vergleichbaren Gebieten zusammengefasst. In Tab. 12 sind die erhobenen Daten von den Kalkmagerrasen in Höxter-Brenkhausen und Höxter-Ovenhausen zusammengefasst.
Bezüglich der Schmetterlinge fällt auf, das v.a. am Bramberg in 2004 einige Leitarten nicht nachgewiesen werden konnten. Da sich das Gebiet aber in einem guten Erhaltungszustand befindet, ist dies wohl eher auf Erfassungslücken bzw. die ungünstigen Witterungsbedingungen zurückzuführen.
Dass von der Gemeinen Heideschnecke (Helicella itala), die im Kreis in hoher Stetigkeit auf den intakten Magerrasen anzutreffen ist, sowohl am Räuschenberg als auch am Rumberg nur leere Gehäuse angetroffen wurden, ist auf die starke Verbuschung und Verbrachung in der Vergangenheit zurückzuführen. Im Gegensatz zu den mobileren Arten ist es der Heideschnecke anscheinend noch nicht gelungen, die wieder freigestellten Flächen wieder zu besiedeln. Bei intensiverer Nachsuche werden sicherlich noch überlebende Individuen angetroffen werden.
Für das Fehlen des Neuntöters in zwei Gebieten (Bramberg, Rumberg) gibt es keine Erklärung - in der Umgebung ist er vertreten.
Erwähnenswert ist noch der Nachweis von zwei Falterarten, die nicht oder nur unregelmäßig auf den Flächen anzutreffen sind: Es handelt sich um den Schönbär (Callimorpha dominula, RL RW 3) am Rumberg und das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) am Bramberg. Während es sich beim Letzteren um einen Wanderfalter handelt, der unregelmäßig ins Weserbergland einfliegt, ist der Schönbär ein Falter des feuchten Grünlandes, der sich am Rumberg kaum fortpflanzen dürfte.
Tab. 11: | Ergebnisse des faunistischen Gebietsmonitorings in den im Nordostkreis gelegenen NSG "Räuschenberg", "Bramberg" und "Rumberg" (alle Stadtgebiet Höxter). Berücksichtigt wurden Charakterarten der Magerrasen aus folgenden Gruppen: tagfliegende Schmetterlinge, Reptilien (Zauneidechse), Vögel (Neuntöter, Bluthänfling), Sandlaufkäfer (Cicindela campestris), Landgehäuseschnecken (Helicella itala). |
Symbole: |
X = Art vorhanden, - = Art in den vergangenen Jahren belegt, 2004 aber nicht nachgewiesen, + = nur leere Schalen aufgefunden |
NSG "Räuschenberg" | NSG "Bramberg" | NSG "Rumberg" | |
---|---|---|---|
Callophrys rubi | X | X | |
Coenonympha arcania | X | X | |
Cupido minimus | - | X | |
Erynnis tages | X | X | - |
Mesoacidalia aglaja | - | X | |
Papilio machaon | X | X | |
Pyrgus malvae | X | X | X |
Thymelicus acteon | - | - | X |
Zygaena carniolica | X | - | X |
Zygaena filipendula | X | X | X |
Zygaena purpuralis | X | X | X |
Zygaena meliloti | X | - | X |
Cicindela campestris | X | ||
Helicella itala | + | X | + |
Zauneidechse | X | X | |
Neuntöter | X | ||
Bluthänfling | X | X |
Kalkmagerrasen im Nethetal im Bereich Ottbergen (Stadt Höxter) und im Stadtgebiet Brakel
Im Nethetal wurden insgesamt 5 Magerrasenkomplexe hinsichtlich ausgewählter Leitarten untersucht. Obwohl die Flächen z. T. nur wenige Kilometer Luftlinie von den vorgenannten entfernt liegen, weisen die Kalkmagerrasen dort eine artenreichere Falterfauna auf. Die meisten Leitarten sind in den Naturschutzgebieten "Stockberg", "Mühlenberg" und "Kahlenberg" vorzufinden. Auch dort konnten in allen Gebieten einzelne Arten in 2004 nicht nachgewiesen werden.
Bezüglich der Falter sind hierfür, mit einer Ausnahme, die gleichen Gründe geltend zu machen wie bei den Magerrasen bei Ovenhausen und Brenkhausen. Die Ausnahme stellt das Vorkommen des Kreuzenzianbläulings (Maculinea rebeli) am Stockberg dar. Dort wurde in 2002 entgegen vor Ort getroffener Absprachen mit dem Nutzer unmittelbar vor der Flugzeit des Falters direkt im Bereich der Raupennährpflanze, dem Kreuz-Enzian, gekoppelt. Die Enzianbestände wurden dabei völlig zertreten, sodass in dem Jahr keine geeigneten Eiablageplätze vorhanden waren. Seitdem ist der Falter verschollen. Es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass eine Wiederbesiedlung vom nah gelegenen Mühlenberg aus erfolgt.
Das Fehlen des Neuntöters ausgerechnet in den drei Naturschutzgebieten kann nicht erklärt werden, auch dort ist er im Umfeld durchaus als Brutvogel anzutreffen.
Tab. 12: | Ergebnisse des Gebietsmonitorings der im Nethetal bei Ottbergen gelegenen NSG "Stockberg", "Mühlenberg", "Kahlenberg" (Stadtgebiet Höxter) sowie der durch mageres Grünland und Kalkmagerrasen charakterisierten Flächen am Hamberg bei Riesel und Hartheiser Berg (Stadtgebiet Brakel). Berücksichtigt wurden Charakterarten der Magerrasen aus folgenden Gruppen: tagfliegende Schmetterlinge, Reptilien (Zauneidechse, Schlingnatter), Vögel (Neuntöter, Bluthänfling), Sandlaufkäfer (">Cicindela campestris), Landgehäuseschnecken (Helicella itala). |
Symbole: | X = Art vorhanden, - = Art in den vergangenen Jahren belegt, 2004 aber nicht nachgewiesen, + = nur leere Schalen aufgefunden |
Stockberg | Mühlenberg | Kahlenberg | Hamberg | Hartheiser Berg | |
---|---|---|---|---|---|
Coenonympha arcania | X | X | X | X | X |
Colias alfacariensis | X | ||||
Cupido minimus | X | X | X | - | - |
Erynnis tages | X | X | X | X | |
Hesperia comma | - | - | - | ||
Maculinea rebeli | - | X | |||
Mesoacidalia aglaja | - | X | X | X | |
Pyrgus malvae | X | X | X | ||
Papilio machaon | X | ||||
Spialia sertorius | X | X | X | ||
Thymelicus acteon | - | - | X | - | |
Zygaena carniolica | X | X | - | X | - |
Zygaena filipendula | X | X | X | X | X |
Zygaena purpuralis | X | X | X | X | X |
Zygaena meliloti | X | X | X | X | X |
Cicindela campestris | X | X | |||
Helicella itala | X | X | X | X | X |
Zauneidechse | X | X | X | X | |
Schlingnatter | - | ||||
Neuntöter | X | X | |||
Bluthänfling | X | X | X | X |
Erwähnenswert für den Kahlenberg ist noch der Nachweis des Blutbärs (Tyria jacobaeae, RL NRW 3) und für den Stockberg der Rosenkäfer (Cetonia aurita), der im Weserbergland nicht häufig ist.
Kalkmagerrasen im NSG "Wandelnsberg" und um Dalhausen und Jakobsberg (Stadtgebiet Beverungen)
Die Untersuchungen auf den Kalkmagerrasen im NSG "Wandelnsberg" und um Dalhausen und Jakobsberg ergeben ein ähnliches Bild. Auf den artenreicheren Flächen um Dalhausen / Jakobsberg fehlen wiederum einige Leitarten, deren Vorkommen für die letzten Jahre noch belegt sind. Die Gründe hierfür wurden oben bereits diskutiert. Lediglich bezüglich des Ameisenbläulings Maculinea arion muss davon ausgegangen werden, dass die Vorkommen sowohl am Schnegelberg als auch am Krähenberg erloschen sind.
Trotz intensiver Nachsuche in den letzten drei Jahren konnte diese Art dort nicht mehr bestätigt werden. Auf der Heidkämpe konnten in 2003 dagegen noch 7 Falter dieser Art dokumentiert werden. Die Heidkämpe zeichnet sich auch noch durch die Vorkommen weiterer gefährdeter Arten aus, die auf den anderen Flächen nicht anzutreffen waren: Es handelt sich um Schlingnatter (Coronella austriaca) und Brombeerzipfelfalter (Callophrys rubi). Weiterhin wurde dort auch noch der Blutbär (Tyria jacobaeae) nachgewiesen.
Am Wandelnsberg, wo nur einige wenige, anspruchslosere Leitarten vorhanden sind, wurden aus der Gruppe der Schmetterlinge dagegen alle Arten bestätigt.
Tab. 13: | Ergebnisse des Gebietsmonitorings im NSG "Wandeinsberg" und im FFH-Gebiet "Kalkmagerrasen um Dalhausen und Jakobsberg" (beide Stadtgebiet Beverungen).
Berücksichtigt wurden Charakterarten der Magerrasen aus folgenden Gruppen: tagfliegende Schmetterlinge, Reptilien (Zauneidechse, Schlingnatter), Vögel (Neuntöter, Bluthänfling), Sandlaufkäfer (Cicindela campestris), Landgehäuseschnecken (Helicella itala). |
Symbole: | X = Art vorhanden, - = Art in den vergangenen Jahren belegt, 2004 aber nicht nachgewiesen, + = nur leere Schalen aufgefunden |
Kalkmagerrasen bei Dalhausen | ||||
---|---|---|---|---|
Heidkämpe | Schnegelberg | Krähenberg | NSG "Wandelnsberg" | |
Adscita statices | X | X | ||
Callophrys rubi | X | |||
Coenonympha arcania | X | X | X | X |
Cupido minimus | X | X | - | |
Erynnis tages | X | - | X | |
Maculinea arion | - | - | - | |
Mellicta aurelia | X | X | - | |
Mesoacidalia aglaja | X | |||
Pyrgus malvae | - | X | X | |
Spialia sertorius | - | X | ||
Thymelicus acteon | X | - | ||
Zygaena carniolica | X | X | X | |
Zygaena filipendula | X | X | X | X |
Zygaena purpuralis | X | X | X | X |
Zygaena meliloti | X | X | X | |
Cicindela campestris | X | X | ||
Helicella itala | X | X | X | |
Zauneidechse | X | X | X | |
Schlingnatter | X | |||
Neuntöter | X | X | X | |
Bluthänfling | X | X | X | X |
Abb.: | Esparsetten-Widerchen (Zygaena carniolica) (Foto: Frank GRAWE) |
Kalkmagerrasen im Einzugsgebiet des Diemeltals (Stadt Warburg)
Die hinsichtlich der Schmetterlingsfauna artenreichsten Kalkmagerrasen finden sich im südlichen Kreis Höxter im Bereich der Diemel und an der Ostabdachung der Egge. Von den dort untersuchten Flächen weist der Hellberg-Scheffelberg als größtes Gebiet die meisten Leitarten auf. Zudem konnten sie dort in 2004 am vollständigsten nachgewiesen werden. Für das Fehlen einiger Arten sind auch im Südkreis die oben angeführten Faktoren geltend zu machen.
Das Fehlen des Neuntöters in drei von 5 Gebieten trotz Anwesenheit in der Region ist wie auch in den oben angeführten Fällen nicht erklärbar.
Tab. 14: | Ergebnisse des Gebietsmonitorings der im Einzugsgebiet der Diemel gelegenen NSG "Goldberg", "Hellberg-Scheffelberg", "Heinberg", "Weldaer Berg" und "Kalkberg" (alle Stadtgebiet Warburg). Berücksichtigt wurden Charakterarten der Magerrasen aus folgenden Gruppen: tagfliegende Schmetterlinge, Reptilien (Zauneidechse), Vögel (Neuntöter, Bluthänfling), Sandlaufkäfer (Cicindela campestris), Landgehäuseschnecken (Helicella itala). |
Symbole: | X = Art vorhanden, - = Art in den vergangenen Jahren belegt, 2004 aber nicht nachgewiesen, + = nur leere Schalen aufgefunden |
NSG "Goldberg" | NSG "Hellberg - Scheffelberg" | NSG "Heinberg" | NSG "Weldaer Berg" | NSG "Kalkberg" | |
---|---|---|---|---|---|
Callophrys rubi | X | X | X | - | X |
Coenonympha arcania | X | X | X | X | X |
Colias alfacariensis | - | - | - | - | - |
Cupido minimus | X | X | X | ||
Erynnis tages | X | X | X | X | - |
Fixenia pruni | X | - | |||
Hamaeris lucina | - | X | - | ||
Hesperia comma | - | X | X | - | - |
Lysandra coridon | - | X | - | X | X |
Maculinea arion | X | ||||
Mellicta aurelia | X | X | |||
Mesoacidalia aglaja | X | X | |||
Papilio machaon | X | X | |||
Plebejus argus | - | - | - | ||
Pyrgus malvae | X | X | X | X | X |
Spialia sertorius | X | X | - | ||
Thymelicus acteon | - | X | X | - | - |
Zygaena carniolica | X | X | - | X | X |
Zygaena filipendula | X | X | - | X | X |
Zygaena purpuralis | X | X | X | X | X |
Zygaena meliloti | X | X | X | X | X |
Cicindela campestris | X | X | X | ||
Helicella itala | + | X | X | X | X |
Zauneidechse | X | X | X | X | X |
Neuntöter | X | X | |||
Bluthänfling | X |
Die untersuchten Kalkmagerrasen befinden sich zurzeit in einem zufrieden stellenden Zustand. Das Fehlen einiger Leitarten aus der Schmetterlingsfauna dürfte vorrangig auf klimatische Ursachen und Lücken bei der Erfassung zurückzuführen sein (s.o.). Allerdings geben die Bestandsentwicklungen beim Schwarzgefleckten Ameisenbläuling (Maculinea arion) auf den Flächen um Dalhausen (aber auch an den restlichen Fundorten im Kreis) Anlass zur Besorgnis. Der Falter wurde nicht nur am Krähenberg und Schnegelberg sondern auch am Fließbach bei Calenberg und im NSG "Schwiemelkopf" seit mehreren Jahren nicht mehr beobachtet. Es steht zu befürchten, dass die Bestände dort erloschen sind. Damit würden aktuell nur noch zwei Fundorte in OWL existieren. Hier sind dringend Hilfsmaßnahmen notwendig, um das Erlöschen in unserer Region zu verhindern. Der Falter kommt in NRW neben den Fundorten im Kreis Höxter nur noch in der Eifel vor.
Interessant ist, dass im Rahmen der Erhebungen der Sonnenröschen-Bläuling (Arcia agestis), für den in den letzten Jahren eine Arealerweiterung nach Norden hin belegt ist (FARTHMANN et al. 2002) - und in diesem Rahmen auch bis zu den
Magerrasen im Nethetal vorgedrungen ist - 2004 nur noch auf einigen Flächen im Südkreis nachgewiesen wurde (z.B. auf den Kalktriften bei Willebadessen). Es ist ihm somit noch nicht gelungen, sich an der nördlichen Verbreitungsgrenze dauerhaft zu etablieren. Das gleiche gilt auch für den Himmelblauen Bläuling (Lysandra coridon), der im Südkreis zur typischen Falterfauna der Magerrasen gehört. Von 1999 bis 2003 ist er immer wieder bis zu den Magerrasen im Nordkreis vorgedrungen, hat diese offensichtlich aber in 2004 wieder aufgegeben.
Die fehlenden Nachweise der Zauneidechse, einer Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie, in einigen Gebieten sind vermutlich auf die extensive Beprobung zurückzuführen. Die Nachweislücken werden sich im Laufe der nächsten Betreuungsjahre mit Sicherheit schließen.
Anders sieht es bei den fehlenden Nachweisen des Sandlaufkäfers (Cicindela campestris) in einigen Gebieten aus. Dieser Käfer indiziert eine relativ intensive Nutzung der Magerrasen, da seine Larven auf offene Bodenstellen (Trittschäden!) und schüttere Vegetation angewiesen sind. Diese Habitatansprüche sind nur auf gut beweideten Kalkmagerrasen oder Kalkmagerrasen in Steinhanglage erfüllt - oder aber entlang von öfters genutzten Wegen (wie zum Beispiel am Schnegelberg in Dalhausen - vgl. Abb.9).
Abb. 9: | Durch Ziegen beweideter Kalkmagerrasen am Schnegelberg (Beverungen-Dalhausen) (Foto: Frank GRAWE) |
Das Fehlen der Heideschnecke (Helicella itala) indiziert negative Entwicklungen im Bereich der Magerrasen in der Vergangenheit. Allen vier Untersuchungsflächen, auf denen die Schnecken nicht oder nicht lebend nachgewiesen werden konnten, ist gemeinsam, dass sie in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum ungenutzt waren. Sie waren bereits stark verbracht und verbuscht, bevor sie wieder instandgesetzt und erneut beweidet wurden. Da die Schnecke in verfilzten Grasbeständen und im Schatten der Gehölze nicht überleben kann, ist sie dort verschwunden. Ob eine Wiederbesiedlung von benachbarten Flächen aus oder von nicht entdeckten Restbeständen erfolgt, bleibt abzuwarten. Da die Tiere nur über einen kleinen Aktionsradius (< 10-12 m) verfügen, wird dies auf jeden Fall längere Zeiträume in Anspruch nehmen.
Abb. 10: | Neuntöter (Foto: Frank GRAWE) |
Dass Neuntöter und Bluthänfling als mobile Tierarten auf einer ganzen Reihe von Untersuchungsflächen trotz idealer Rahmenbedingungen in 2004 nicht nachgewiesen werden konnten, liegt nicht an der Habitatausstattung. Aus den vergangenen Jahren liegen immer wieder Nachweise für diese Arten vor - es dürfte sich somit um normale Fluktuationen handeln. Im Umfeld der Gebiete sind beide Arten gut vertreten!
Angesichts des eng gesteckten Stundenrahmens wurden in den Gebieten, wie eingangs bereits skizziert, keine flächendeckenden Vegetationskartierungen durchgeführt oder gar Belegaufnahmen angefertigt, sondern lediglich die Individuenzahlen von ausgewählten Charakterarten erfasst, welchen ein diagnostischer Wert hinsichtlich des ökologischen Zustandes der wertbestimmenden Flächen in den Betreuungsgebieten zukommt.
Die im Rahmen des Gebietsmonitorings in ihren Beständen erfassten Arten wurden anhand folgender Kriterien ausgewählt:
• Sie werden in einer der Roten Listen gefährdeter Pflanzen ((LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BODENORDNUNG UND FORSTEN (1999), BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1996)) geführt oder sind gemäß BUNDESARTENSCHUTZVERORDNUNG (1989) geschützt (hierdurch ergibt sich über das Monitoring der Entwicklung des jeweiligen Lebensraumes hinaus ein Überblick über die Individuenzahlen wichtiger seltener oder im Rückgang befindlicher Arten im Kreisgebiet).
• Die ausgewählten Arten weisen hinsichtlich der Geofaktoren Licht, Bodenfeuchte und Stickstoffdargebot für den jeweiligen Lebensraum typische Werte (ELLENBERG 1992) auf:
So haben die Monitoring-Arten der Kalk-Halbtrockenrasen und des Magergrünlandes ihr Optimum in Konkurrenz mit anderen Pflanzen
- bei guter Belichtung (mit Ausnahme der eigentlich dem Kalk-Buchenwald zuzuzählenden Arten) und
- bei schlechter Stickstoffversorgung.
Die für die Feuchtlebensräume (Kalk-Flachmoor, Feuchtgrünland, Seggenried) ausgewählten Arten finden in Konkurrenz mit anderen Arten optimale Bedingungen bei
- guter Belichtung,
- nassen oder feuchten Bodenverhältnissen und
- schlechter Stickstoffversorgung.
• Hinsichtlich der Nutzungswertzahlen (BRIEMLE & ELLENBERG 1994) und BRIEMLE, NITSCHE & NITSCHE 2003)) weisen alle Arten eine geringe Mahd- und Trittverträglichkeit und eine geringe, in den Feuchtlebensräumen (insbesondere im Nassgrünland) auch mäßig gute Weideverträglichkeit auf.
Dauerhafte, sich nicht nur aufgrund witterungsbedingter jährlicher Schwankungen ergebende Bestandseinbrüche der Arten lassen aufgrund der Zeigerwerte den Schluss zu, dass sich die Qualität des Lebensraumes insgesamt verschlechtert hat. Aufgrund der Nutzungswertzahlen ist andererseits eine mögliche Übernutzung frühzeitig erkennbar und darüber hinaus in beschränktem Maße (d.h. unter Berücksichtigung der eben beschriebenen die Entwicklung überlagernden Schwankungen von Jahr zu Jahr) auch quantifizierbar.
Bei den Monitoring-Arten für die zumeist ausgedehnten, teilweise auch wenig übersichtlichen Kalk-Halbtrockenrasen und Magergrünlandbestände wurde schließlich darauf geachtet, dass die Arten leicht zu erkennen sind und sich nur schwer mit ähnlichen Arten verwechseln lassen. Hierdurch wird es möglich, die zeitaufwendigen Erhebungen auch mit Unterstützung durch "angelernte" Kräfte ohne tiefgehende botanische Kenntnisse, wie z. B. studentische Praktikanten durchführen zu können.
Bei den Feuchtlebensräumen, mit in der Regel geringer Flächenausdehnung, welche eine flächendeckende Erfassung von Arten auch in einem begrenzten Zeitrahmen ermöglicht, war eine Einbindung von Praktikanten etc. nicht notwendig, zumal eine sichere Ansprache einiger diagnostisch wichtiger, zum Zeitpunkt der Aufnahme aber evtl. nicht blühender, Arten wie bestimmte Carex-Arten etc. von angelerntem Personal auch kaum leistbar wäre.
Grundsätzlich dürfen bei der Diskussion der Monitoringergebnisse über die sich von Jahr zu Jahr ergebenden witterungsbedingten Schwankungen hinaus zwei methodische Fehlerquellen nicht verschwiegen werden, die sich aus der großen Zahl der zu betreuenden Gebiete ergibt:
Zum einen erfolgten die Bestandserhebungen nicht immer zum optimalen Blütezeitpunkt der jeweiligen Art, da die Begehungen z.B. mit der Betreuung des Pflegetrupps oder mit anstehenden Ortsterminen etc. verknüpft wurden (teilweise wurden Gebiete auch an mehreren Terminen in Teilflächen bearbeitet). Bei den Begehungen wurden mehrere, zu etwas unterschiedlichen Zeitpunkten blühende Arten (z.B. Orchis tridentata und die später blühende Orchis militaris) gleichzeitig gezählt.
Aufgrund der großen Zahl der Gebiete nimmt ein Kartierdurchgang darüber hinaus bis zu zwei Wochen in Anspruch. Hierdurch sind die Kartierergebnisse zwangsläufig suboptimal bzw. fallen entsprechend niedrig aus.
Insgesamt scheint das Zielartenmonitoring aber einen guten Kompromiss zwischen vertretbarem Zeitaufwand einerseits und aussagekräftigen Ergebnissen andererseits darzustellen.
Im Folgenden sollen die ausgewählten Monitoring-Arten für die Feuchtlebensräume und die trocken-mageren Lebensräume mit ihrer Gefährdungsstufe, ihren Zeigerwerten und ihren Nutzungswertzahlen kurz vorgestellt werden.
Monitoring-Arten der Feuchtlebensräume
Für das Monitoring der Feuchtlebensräume wurden die in Tab. 15 aufgeführten Arten ausgewählt. Es handelt sich um Arten, die im Rahmen eigener Begehungen in den letzten Jahren im Gebiet aufgefunden wurden oder aber in der Literatur für die Gebiete aufgeführt werden.
Tab. 15: | Die Monitoring-Arten für Feuchtlebensräume mit ihren Gefährdungsstufen, ökologischen Zeigerwerten und Nutzungswertzahlen. |
Zeichenerklärung: |
Monitoring-Arten der trocken-mageren Lebensräume Für das Monitoring der trocken-mageren Lebensräume wurden die in folgender Tabelle aufgeführten Arten ausgewählt. Es handelt sich um Arten, welche im Rahmen eigener Begehungen in den letzten Jahren im Gebiet aufgefunden wurden oder aber in der Literatur für die Gebiete aufgeführt werden. 27
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