Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 18 (2006) 88-116
hier: 113-116

Jahresbericht 2005

Bearbeiter:
Dr. Burkhard BEINLICH (Dipl.-Biol.)
Frank GRAWE (Dipl.-Geogr.)
Sven MINDERMANN (Dipl.-Agraring.)
Uli WYCISK (Dipl.-lng.)
Walter KÖBLE (Dipl.-Geogr.)

 

9 Sonstiges

9.1 Fachliche Betreuung der Naturschutzvereine und Privatpersonen, fachliche Abstimmung von Maßnahmen mit HLB, ULB und Städten

Wie auch in den Vorjahren wurden in 2005 zahlreiche Abstimmungstermine mit den Fachbehörden im Kreis (ULB, AfAo) und bei der Bezirksregierung Detmold (HLB) wahrgenommen. Weiterhin wurden die Städte des Kreises bei der Biotoppflege, bei Artenschutzmaßnahmen und beim Umsetzen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beraten. Heimat- und Naturschutzverbände wurden z. T. aktiv bei Pflegemaßnahmen unterstützt, in dem ihnen Zivildienstleistende und/oder Ein-Euro-Kräfte zur Verfügung gestellt wurden.

9.2 Streuobst

Die Ergebnisse einer Kartierung der Streuobstbestände im Kreis Höxter außerhalb geschlossener Ortschaften im Jahre 2002 bildeten die Grundlage für die nachfolgenden Bemühungen der Landschaftsstation, Vermarktungsaktivitäten für Streuobstprodukte aus dem Kreis Höxter anzustoßen. Zwar machten die erfassten 60.895 Obstbäume – hinzu kommen geschätzte 15. - 20.000 Bäume innerhalb der Ortschaften – deutlich, dass der Kreis Höxter insgesamt noch sehr gute Bestände besitzt (LANDSCHAFTSSTATION DIEMEL WESER EGGE 2003). Allerdings wurde über ein weiteres Ergebnis der Kartierung, nämlich die Prognose, dass die Bestände aufgrund des ungünstigen Altersaufbaus und fehlender Pflege in den nächsten 20-30 Jahren auf etwa die Hälfte des aktuellen Wertes zurückgehen werden, ebenso deutlich, dass weitere Schritte einer ökonomisch interessanten Vermarktung der bestehenden Streuobstbestände notwendig sind, um diese artenreichen Lebensräume zu erhalten.

Im Jahresbericht 2004 wurde die Situation der einzelnen Streuobstinitiativen im Kreis Höxter, der bisherige Aufbau weiterer Vermarktungsschritte, die ersten Ergebnisse sowie die zukünftigen Zielsetzungen beschrieben (LANDSCHAFTSSTATION IM KREIS HÖXTER 2005). Der nachfolgende Bericht knüpft an die dort formulierten Zielsetzungen an.

Zwei Ereignisse wirkten prägend auf die Initiierung weiterer Vermarktungsaktivitäten:

Es zeichnete sich bereits bei der Blütenbildung ab, dass 2005 ein ertragsschwaches Jahr wird. Es ist zwar bekannt, dass die Rohwarensituation bei Streuobst durch jährlich schwankende Erntemengen geprägt wird, dennoch verringerten die geringen Erträge in 2005 die Motivation der Streuobstinitiativen weitere Vermarktungsschritte zu initiieren erheblich.

Die Vermarktungsaktivitäten konzentrierten sich in 2005 auf den Vördener Apfeltag.

9.2.1 Aktivitäten der Streuobstinitiativen im Kreis Höxter

Zu den Besonderheiten des Kreises Höxter gehören mehrere große Gemeindeobstwiesen, die größtenteils über Streuobstinitiativen gepflegt und entwickelt werden.

Mit Projektbeginn konzentrierten sich die ersten Arbeitsschritte der Landschaftsstation zur Initiierung weiterer Vermarktungsaktivitäten darauf, die mit dem Thema befassten Gruppen und Personen im Kreis Höxter zusammenzuführen und zu gemeinsamen Aktivitäten zu animieren. Auf den von der Landschaftsstation organisierten Treffen, erklärten die teilnehmenden Vertreter der Streuobstgruppen einen regelmäßig stattfindenden Streuobsttag im Kreis Höxter mit wechselnden Austragungsorten zur zentralen Zielsetzung, um:

 

Am 22.6.05 trafen sich die Vertreter der Streuobstgruppen im Haus des Gastes in Vörden, um die gemeinsame Beteiligung am Vördener Apfeltag sowie weitere Vermarktungsschritte abzustimmen.

Ergebnisse:

Fertigstellung der neuen Destillationsanlage in Bellersen im Herbst 2004:

Die neue Anlage stellt die positivste Entwicklung zur Nutzung der Streuobstbestände im Kreis Höxter dar. Es handelt sich um eine Verschlussbrennerei. Die Kapazitäten können voll ausgenutzt werden. Regulierend wirkt der Steuersatz, der sich ab 400 l reinen Alkohols/ Jahr so erhöht, dass ein wirtschaftlicher Erfolg in Frage gestellt ist.

In der Anlage können 3 Brandgänge x 300 l Maische/ Tag verarbeitet werden.

Die Strategie der KG Edelobstbrennerei Bellersen GmbH besteht in der Anfangsphase darin, angeliefertes Obst gegen Lohn zu Alkohol zu verarbeiten. Bei entsprechendem wirtschaftlichem Erfolg ist angedacht, zukünftig stärker auch als Aufkäufer von Streuobst in Erscheinung zu treten, um Obstbrand selber zu vermarkten. Hierbei erhofft sich die Brennerei Unterstützung beim Absatz sowie Hilfestellung bei der Vermarktung unter Einbindung des Gütesiegels "Kulturland Kreis Höxter".

Vertreter der Streuobstinitiativen aus Vörden, Ottenhausen und Oeynhausen erklärten verbindlich einen Teil ihrer Ernte zukünftig über die Brennerei veredeln zu wollen. Ebenfalls Interesse bekundeten Vertreter der Initiativen aus Bökendorf, Gehrden und Bühne. Ungeklärt ist bislang die Frage, inwieweit über die neue Destillationsanlage zukünftig ein Arbeitsplatz geschaffen werden kann.

Vorbereitung des Vördener Apfeltag am 2.10.05:

Die erklärte Absicht der Streuobstinitiativen ist es, Streuobstfeste im Kreis Höxter zur Schwerpunktvermarktung ihrer Produkte zu nutzen. Die Gesamtorganisation der Veranstaltung lag bei der Ortsgruppe Vörden. Fast alle Streuobstinitiativen übernahmen Aufgaben, um am 2. Oktober 2005 ein umfassendes erlebnisorientiertes Angebot rund um das Thema Streuobst präsentieren zu können.

Austausch über die Fortsetzung begonnener Vermarktungsschritte im Kreis Höxter:

Auch aufgrund der ertragsschwachen Ernte bestand bei den Anwesenden kein großes Interesse, die neu begonnenen Vermarktungswege (Tafelobst auf dem Höxteraner Wochenmarkt, Vermarktung von Obstkuchen über Backhäuser) fortzusetzen. Die Initiativen sind ehrenamtlich tätig und haben ihre eigenen speziellen Interessen entwickelt (Sorten, Obstbrand, Pflege). Die Motivation, sich bei niedriger Gewinnerwartung zusätzlich zu den bisherigen Aktivitäten in weiteren Arbeitsfeldern zu engagieren, ist nur gering ausgeprägt.

9.2.2 Obstfest Vördener Apfeltag am 2. Oktober 2005

Durch einen erfolgreichen Vördener Apfeltag sollte der Grundstein für weitere Obsttage im Kreis Höxter gelegt werden, die das öffentliche Interesse an der vielfältigen Bedeutung von Streuobstwiesen und deren Produkten steigen lassen. Die Landschaftsstation beteiligte sich intensiv an der Gesamtplanung, führte am Apfeltag verschiedene Demonstrationen von Pflege- und Pflanztechniken auf einer ortsnahen Streuobstwiese durch und informierte mit einem Infostand über die Ergebnisse der Streuobstkartierung.

Mit deutlich über 3.000 Besuchern stellte der Vördener Apfeltag eine hervorragende Werbung für das Thema Streuobst im Kreis Höxter dar. Es gab umfangreiche erlebnisorientierte Informationen über die ökologische und landschafts-ästhetische Bedeutung dieser artenreichen Lebensräume. Weiterhin konnte das Fest ideal im Sinne der Zielsetzung, nämlich der Vermarktung von Streuobstprodukten genutzt werden, so dass die Veranstaltung für die beteiligten Initiativen auch ein wirtschaftlicher Erfolg wurde.

9.2.3 Ausblick auf 2006

Die gute Resonanz bei Treffen der Streuobstinitiativen zeigt ein Interesse an einem kontinuierlichen Austausch auf. Bedarf für weitere Vermarktungsschritte wurde aber nur von der Edelobstbrennerei Bellersen geäußert.

 

Den Streuobstinitiativen bieten sich verschiedene Möglichkeiten Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen:

Die verschiedenen Vorschläge und gemeinsamen Aktivitäten mit einzelnen Streuobstinitiativen zur Umsetzung weiterer Vermarktungsschritte, führten bislang nicht zu einer angemessenen Realisierung. Daher hält die Landschaftsstation es für zielführend, sich zukünftig auf die Umsetzung einer Schwerpunktvermarktung im Kreis Höxter zu konzentrieren. Hierzu hat die Station den Streuobstinitiativen zwei Vorschläge unterbreitet:

Etablierung der stationären Obstpressen im Kreis als Verkaufsstation für weitere Streuobstprodukte (Edelobstbrände, Tafelobst, Marmeladen). Die Obstpressen haben während der Erntezeit regelmäßig geöffnet und bieten eine Kundschaft, die als optimale Zielgruppe für den Verkauf von Streuobstprodukten angesehen werden kann.

Die Landschaftsstation organisiert zur Erntezeit eine Verkaufstour mit Streuobstprodukten aus dem Kreis Höxter durch verschiedene Dörfer. Der Verkaufswagen hält zu vorab öffentlich bekannt gegebenen Zeiten für eine kurze Zeitspanne in den jeweiligen Dörfern.

Diese Vorschläge sind den Initiativen schriftlich unterbreitet worden und sollen bei entsprechender Resonanz umgesetzt werden.

9.3 Mulchmahd von Problemarten (auf brachliegenden landeseigenen Flächen und innerhalb NSG)

Die in den nachfolgend aufgelisteten Gebieten durchgeführte Mulchmahd diente dem Ausmähen unerwünschter Weidekräuter, in erster Linie Disteln und Brennnesseln, vor der Samenreife. Die Tabelle berücksichtigt nur Maßnahmen, die nicht in den Fachdatenblättern aufgeführt sind.


Tab. 11: Gebiete mit durchgeführter Mulchmahd

Gebiet                       Mulchmahd    Bemerkungen
                             in m²
___________________________  ___________  _________________________________________
NSG "Nieheimer Tongruben"        29.000   Unter Belassung von Säumen wurde Mitte
                                          August auf der gesamten Ackerbrache
                                          eine Heumahd durchgeführt.

Echeler Bruch                   ~ 4.000   In einem parallel zur Straße angrenzenden
                                          Streifen wurden insbesondere
                                          Brennnesselherde ausgemäht.

Hamberg                         ~ 3.000   Im oberen nordöstlich gelegenen
                                          Hangbereich wurden Distelherde ausgemäht.

Hartheiser Berg                 ~ 4.000   Im oberen nordwestlich gelegenen
                                          Hangbereich wurden Distelherde ausgemäht.

Gräunenberg                      -        Nach Absprache mit der HLB wurde auf
im NSG "Kalkmagerrasen                    die Mulchmahd der südlichen Hangbereiche
bei Ottbergen und                         vorerst verzichtet, weil die an diesem
Bruchhausen"                              Standort zu findenden Wildrosenarten
                                          erstmal von einem Experten untersucht
                                          werden sollen.

9 Haus und Garten