Bearbeiter:
Dr. Burkhard BEINLICH (Dipl.-Biol.)
Frank GRAWE (Dipl.-Geogr.)
Sven MINDERMANN (Dipl.-Agraring.)
Uli WYCISK (Dipl.-lng.)
Walter KÖBLE (Dipl.-Geogr.)
Im Bereich zweier Wuchsorte des seltenen Frauenschuhs (Cypripedium calceolus), der größten und prächtigsten Orchidee der heimischen Flora, wurden in Abstimmung mit dem Forst Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Vor allem wurden beschattende Bäume gefällt und Gebüsche beseitigt.
In den folgenden Jahren soll die weitere Entwicklung der Bestände beobachtet werden, um der Ausbreitung unerwünschter Pflanzenarten - denkbar wäre z.B. eine Entwicklung von Schlagfluren - frühzeitig durch Pflegemaßnahmen begegnen zu können.
Unerfreuliches gibt es schließlich von einem weiteren Frauenschuh-Standort im Stadtgebiet von Höxter zu vermelden - hier waren im Frühjahr 2005 von Unbekannten mehrere Exemplare ausgegraben worden.
Im Bereich des zukünftigen NSG "Buchenwälder zwischen Ziegenberg und Langer Berg" findet sich das individuenreichste Vorkommen des Purpur-Knabenkrautes (Orchis purpurea) im Kreis Höxter. Zu Beginn der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind am Hauptwuchsort der Pflanze Fichten aufgeforstet worden. Als fatale Folge der starken Beschattung durch die Fichten ist die Zahl der blühenden Exemplare von 300 - 500 Anfang der 80er Jahre (Häcker, Müller 2005 mündl.) auf einige wenige Pflanzen zurückgegangen.
Um ein Erlöschen des Bestandes zu verhindern und vielleicht noch im Boden vorhandene Pflanzen zu förden, wurden im Winter 2005/ 2006 in Abstimmung mit dem Forst der Hauptwuchsort sowie umliegende Bestände, auf denen die Pflanze ebenfalls vorkommt, von Mitarbeitern der Landschaftsstation aufgelichtet.
Im Stadtgebiet von Borgentreich findet sich in einem trockenwarmen Saum das letzte Vorkommen des Purpur-Klees (Trifolium rubens) in NRW.
Im Sommer 2005 konnten 15 Pflanzen gezählt werden. Sämtliche Pflanzen machten einen vitalen Eindruck, neun Pflanzen kamen zur Blüte.
Um die blühenden Pflanzen herum wurde die Grasnarbe mittels Hacke entfernt, um Keimbetten für ausfallendes Samenmaterial zu schaffen. Wie schon 2004 wurde auch 2005 ein auf Läppchen geträufeltes, widerlich stinkendes Buttersäure-Derivat als Wildvergrämumgsmittel eingesetzt. Hierdurch wurde der in den vergangenen Jahren mehrfach zu beobachtende Verbiß der Knospen- und Blütenstände durch Rehe wirkungsvoll verhindert.
Im weiteren Umfeld der Pflanzen wurde zudem Gehölzjungwuchs entfernt.
Die Landschaftsstation bekommt zunehmend Anrufe interessierter Bürger aus dem Kreis bezüglich Fledermausvorkommen an und in den Häusern der Betroffenen. Zum Teil wird Rat gewünscht, wie die Untermieter sinnvollerweise zu behandeln sind, oft wird nach der Art gefragt und nach deren Biologie. Häufig rufen die Betroffenen aber auch an, weil das Zusammenleben zu Problemen führt (Geräuschbelästigung (Kratzgeräusche) unter dem Dach oder Verschmutzungen durch Kot und Urin am/im Haus). Die Landschaftsstation hat sich in 2005 genauso wie auch schon im Vorjahr der Anliegen der Hilfesuchenden angenommen und diese mit Rat und Tat unterstützt.
So wurden an insgesamt vier Häusern (zwei in Istrup und jeweils eines in Schmechten und in Siebenstern) Ersatzquartiere angelegt, um bestehende Probleme zu entschärfen. Weiterhin wurden von Praktikanten der Landschaftsstation angefertigte Fledermausquartiere an interessierte Haus- und Gartenbesitzer abgegeben (jeweils eines in Höxter, in Albaxen, in Bödexen, in Borgentreich und in Borgholz). Darüber hinaus wurden mehrfach erschöpfte oder verletzte Fledermäuse bei den Findern abgeholt und von Mitarbeitern der Landschaftsstation gepflegt.
Als herausragendes Ereignis ist die Reinigung des Dachbodens des Franzmannhauses in Hembsen zu erwähnen. Dort befindet sich eine große Wochenstube des Großen Mausohres; aus diesem Grunde wurde der Dachboden als FFH-Gebiet ausgewiesen. Ca. 2 m³ Fledermauskot mussten entfernt werden. Da der Kot zunächst eingesackt und dann durch das Haus zum Wagen transportiert wurde, blieb es nicht aus, dass die Zivildienstleistenden der Landschaftsstation sich nach der Aktion über zahlreiche Krabbeltiere in Kleidung und Haaren freuen konnten!
Im Herbst wurde der aufgebrochene Zugang des Fledermausstollens am Bielenberg (FFH-Gebiet DE4222-303) repariert. Ein zweiter Zugang, der von "Hobbyhöhlenforschern" nach Verschluss des Haupteinganges wieder freigelegt worden war, wurde im November fledermausgerecht gegen die ungebetenen menschlichen Gäste verschlossen. Die Materialkosten für diese Maßnahmen wurden vom Kreis Höxter übernommen.
Aufgrund des großen Interesses und der hohen Schutzbedürftigkeit der Fledermäuse hat die Landschaftsstation dann im Sommer 2005 in Zusammenarbeit mit Frau Elke Wagner, die sich als ehemalige Mitarbeiterin der Landschaftsstation in Brakel u. a. mit Fledermäusen und deren Schutz befasst hat und zur Zeit arbeitslos ist, nach Möglichkeiten gesucht, den Fledermausschutz im Kreis zu professionalisieren. Ermöglicht wurde dies durch eine Förderung seitens der Arbeitsagentur und der VHS Höxter-Marienmünster. Frau Wagner wurde der Landschaftsstation im September als 1€-Kraft zugewiesen.
Neben der Betreuung von rat- und hilfe-suchenden Bürgern hat sie ihre Arbeitszeit v. a. für die Kontrolle von bekannten und potentiellen Sommerquartieren im Nordkreis verwandt. Mit diesen Kartierungen wurde die Grundlage für eine systematische Erfassung der Wochenstuben des Großen Mausohrs geschaffen.
Der Turm der Burgruine auf dem Desenberg war nach Aussagen der heimischen Bevölkerung bis zu seiner Sanierung beliebter Brutplatz des Mauerseglers. Durch das Verfugen des Mauerwerkes wurden ihm, nicht nur am Turm, sondern auch an den Ruinen der ehemaligen Wohngebäude und an den Mauerresten, die Nistmöglichkeiten genommen.
Da die insektenreichen Magerrasen im Bereich des Bergkegels auch heute noch beliebte Nahrungsgründe für Segler und Schwalben darstellen, hat die Landschaftsstation im April 2005 sechs Nisthilfen für den Mauersegler außerhalb des Zugriffbereichs des Menschen in zwei Fensternischen angebracht. Die Nistkästen selbst wurden vom NABU-Kreisverband Höxter gesponsert.
Eine Nutzung der Nisthilfen erfolgte im Sommer 2005 allerdings noch nicht.
In den Bereichen Warburg, Pölinxen und Willebadessen erfolgte die Kontrolle und Reinigung von Nistkästen in Zusammenarbeit mit dem NEW, dem Heimatverein Willebadessen und dem Forst.
Im NSG "Pölinxer Grund" wurden insgesamt 45 Nistkästen, die zwischen dem Pölinxer Bach und dem Pölinxer Weg sowie im nördlich des Wiesengrundes gelegenen Waldstück vom NABU-Kreisverband Höxter aufgehangen worden waren, kontrolliert und gereinigt.
Im Weißen Holz, einem nördlich an Rimbeck angrenzenden Teilabschnitt des Nörder Waldes, wurden insgesamt 73 Nistkästen kontrolliert und gereinigt.
Vor Beginn der Amphibienwanderung im März 2005 wurden die Amphibienschutzanlagen an der K 56 zwischen Amelunxen und Wehrden am Forsthaus Laue, an der L837 zwischen Ikenhausen und Löwen, an der K 15 zwischen Engar und Ikenhausen sowie an der L 838 zwischen Bühne und Körbecke instandgesetzt. Die Arbeiten wurden zum überwiegenden Teil durch die Zivildienstleistenden der Landschaftsstation durchgeführt. Über kleinere Reparaturmaßnahmen hinaus wurden die Anlagen freigeschnitten, um die Tiere am Überklettern der Zäune an übergebogenen Ästen und Zweigen zu hindern.
An der L838 wurden desweiteren in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Borgentreich die Durchlässe gespült. Die durchgeführten Maßnahmen erwiesen sich an allen Anlagen als erfolgreich, wie sich aus der geringen Zahl überfahrener Tiere ableiten ließ.
Im Frühjahr konnte die Anlage an der L 838 zwischen Bühne und Körbecke lediglich provisorisch instandgesetzt werden. Eine fachgerechte Reparatur der Seite, an der die Frühjahrswanderung abgefangen wird, wurde daher im Herbst 2005 durchgeführt. Finanziert wurde die Maßnahme aus Ersatzmitteln des Kreises, die über die Stadt Borgentreich verausgabt wurden. Die ebenfalls erforderliche Reparatur der Rückwanderseite soll im Zuge der fälligen Erneuerung eines Weidezaunes durchgeführt werden.
Nachdem der Wanderfalke im Wesertal wieder heimisch geworden ist, wurde seitens der Landschaftsstation nach neuen potentiellen Brutplätzen für diese beeindruckende Vogelart recherchiert. 2004 wurde eine Nisthilfe für den Falken im Bereich des Diemeltals angebracht. In 2005 konnte in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Landschaftsbehörde und der Straßenmeisterei Peckelsheim eine weitere Nisthilfe im Nethetal installiert werden. Zusammen mit der Nisthilfe an der Fachhochschule in Höxter beläuft sich ihre Zahl auf nunmehr vier.
Im Wesertal fand 2005 wiederum eine erfolgreiche Brut statt, vier Jungvögel wurden flügge. Im Diemeltal konnte das ganze Jahr über ein Wanderfalkenpaar beobachtet werden, u.a. regelmäßig im Bereich der dort angebrachten Nisthilfe. Zur Brut kam es dort aber nicht. Stattdessen nahm ein Turmfalkenpaar die Nisthilfe als Neststandort an und reproduzierte sich dort erfolgreich.
Die Nisthilfe an der Fachhochschule in Höxter dient ebenfalls seit vielen Jahren einem Turmfalkenpaar als Brutplatz.
Insgesamt sind zurzeit in OWL vier Wanderfalkenpaare heimisch, zwei in Minden-Lübbecke und zwei im Kreis Höxter. Drei Paare schritten zur Brut und brachten acht Jungfalken zum ausfliegen (AG Wanderfalkenschutz des NABU NRW, Jahresbericht 2005).
In Steinheim befindet sich am Schützenplatz in unmittelbarer Nachbarschaft zu Krankenhaus und Altenheim die mit 479 besetzten Nestern zweitgrößte Saatkrähenkolonie in NRW. Die 1981 begründete Brutkolonie hat aufgrund des Lärms und der Verkotungen der Gebäude immer wieder zu Verärgerung geführt. Mit der Neuanlage eines parkähnlichen Gartengeländes für die Bewohner des Altenheimes drohte der Streit 2004 dann zu eskalieren. Die Vögel nutzten die künstlichen Wasserläufe der Gartenanlage als Tränke und Badeplatz und flohen vor den Gartenbesuchern erst dann, wenn sie sich auf wenige Meter genährt hatten. Dabei kam es immer wieder zu gefährlichen Situationen, da die zum großen Teil an Demenz leidenden Bewohner dann heftig erschraken und zum Teil stürzten. Diese Situation konnte vom Betreiber des Altenheimes nicht mehr hinge-nommen werden und die Untere Landschaftsbehörde wurde aufgefordert, Abhilfe zu schaffen. Im Spätherbst 2004 wurde dann ein "Runder Tisch Saatkrähe" eingerichtet, an dem neben Vertretern des Krankenhauses und des Altenheimes die Stadt Steinheim, der Kreis Höxter, das Forstamt Bad Driburg, der Vorsitzende des Landschaftsbeirates (Herr v. Kanne), der Leiter der Vogelschutzwarte des Landes NRW (Herr Dr. Conrad) sowie der Leiter der Waldjugend und ausgewiesene Fachmann in Sachen Saatkrähen, Herr Struck und die Landschaftsstation beteiligt waren.
Im Rahmen von mehreren Sitzungen wurde versucht, eine für Mensch und Tier verträgliche Lösung zu finden. Von Herrn Dr. Conrad wurde empfohlen, einen niederländischen Spezialisten, Herrn Dr. van Liere, als externen Sachverständigen in das Vorhaben einzubinden. Ihm ist es in den letzten Jahren mehrfach gelungen, sowohl in Norddeutschland als auch in den Niederlanden Saatkrähenkolonien gezielt umzusiedeln.
Diesem Vorschlag wurde seitens des Kreises gefolgt und zusammen mit Herrn Dr. van Liere wurde eine Strategie zur Umsiedlung der Saatkrähen entwickelt, die seit dem Winterhalbjahr 2005/2006 umgesetzt wird. Details zur Strategie und erste Ergebnisse werden im Artikel von Christ & Beinlich (2005, in diesem Heft) vorgestellt.
Wie auch schon in den vergangenen Jahren leisteten v. a. die Zivildienstleistenden und Praktikanten praktische Hilfe, wenn es darum ging, verletzte, erschöpfte oder aus dem Nest gefallene Vögel vor dem Tod zu retten. Während Greifvögel und größere Singvögel (u. a. Tannenhäher) zur Pflege in die von Herrn Wilfried Limpinsel betriebene Greifvogel-Pflegestation nach Meerhof-Essentho überführt wurden, wurden die Exemplare kleinerer Arten von Mitarbeitern der Landschaftsstation oder ehrenamtlichen Kräften in Pflege genommen.
In Zusammenarbeit mit Herrn Limpinsel wurden andererseits seltene Greife und Eulen in Schutzgebieten des Kreises Höxter ausgewildert, u.a. eine Sumpfohreule im NSG "Körbecker Bruch" und ein Uhu im NSG "Unteres Eggeltal".