Bearbeiter:
Dr. Burkhard BEINLICH (Dipl.-Biol.)
Frank GRAWE (Dipl.-Geogr.)
Sven MINDERMANN (Dipl.-Agraring.)
Uli WYCISK (Dipl.-lng.)
Walter KÖBLE (Dipl.-Geogr.)
Seit mehreren Jahren untersucht die Landschaftsstation in Abstimmung mit den Fischereibehörden ausgewählte Gewässerabschnitte hinsichtlich ihrer Fischfauna. Im September 2005 wurden ausgewählte Abschnitte der Nethe und Aa beprobt, wobei ein besonderes Augenmerk Arten wie dem Bachneunauge (Lampetra planeri) oder der Mühlkoppe (Cottus gobio) galt. Die Beprobungsabschnitte wurden an der mittleren Nethe so gelegt, dass auch die Mündungsbereiche der Helmerte, Taufnethe und Öse mit einbezogen werden konnten. Zusätzlich wurde der Oberlauf der Nethe nordwestlich von Willebadessen untersucht. Die Untersuchung der Fischfauna der Aa fand an einem sehr naturnahen Abschnitt innerhalb des FFH-Gebietes "Saatzer Moor" statt.
Entlang der Probestrecken wurde mit Hilfe eines mobilen Elektrofischereigerätes (DEKA 3000) der aktuelle Fischbestand aufgenommen und die Arten unter Angabe ihrer Größe registriert. Gleichzeitig wurden die fischrelevanten Strukturelemente sowie der Pflanzenbestand im Wasser und im Uferbereich erfasst. Die Ergebnisse sind in Tab. 1 zusammengefasst.
Tab. 1: | Ergebnisse der E-Befischungen an Nethe und Aa |
In allen untersuchten Abschnitten der Nethe bzw. der Mündungsbereiche der Nebengewässer konnten Mühlkoppen in guten Beständen nachgewiesen werden. Dies gilt im gleichen Maße für die Bachforelle, die ebenfalls in hoher Stetigkeit und normaler Altersstruktur vertreten ist. Leider gelang trotz intensiver Suche bei keiner Befischung der Nachweis von Bachneunaugen. Erwähnenswert ist die gute Population von Elritzen in der Aa im Bereich des Saatzer Moores. Im gleichen Bereich hat sich jedoch auch der Amerikanische Signalkrebs ausgebreitet, eine Entwicklung, die bedauerlich ist, da sie Bestrebungen zur Wiederansiedlung des heimischen Flusskrebses in diesem sehr naturnahen Abschnitt der Aa zunichte macht.
Seit Januar 2003 darf der Kormoran an der Diemel bei Warburg zum Schutz der autochthonen Äschenbestände "letal" vergrämt werden. Die Erlaubnis eines begrenzten Abschusses des Kormorans im Äschenschongebiet ist an zahlreiche Auflagen geknüpft. Unter anderem wurde eine projektbegleitende Arbeitsgruppe eingerichtet und die Landschaftsstation wurde mit einer wissenschaftlichen Begleitung des Vorhabens beauftragt.
So wurden auch in 2005 die in 2003 aufgenommenen Untersuchungen an Diemel, Weser und Nethe weitergeführt.
Das Untersuchungsprogramm war dasselbe wie in den vergangenen Jahren: Im Zeitraum von November bis Ende März wurden im Schnitt alle zwei Wochen die drei Gewässer auf die Anwesenheit von Kormoranen und deren Aktivitäten hin untersucht. Wie in den vergangenen Jahren wurden zusätzlich zur Weser auch die angrenzenden Baggerseen, die als Nahrungshabitate von herausragender Bedeutung sind, in die Untersuchungen mit einbezogen. In Abänderung des Vorgehens in den Vorjahren wurde ab dem Winter 2004 Wert darauf gelegt, dass die Kormorane mit Einflug ins Diemeltal v. a. im Bereich ihrer Rast- und Schlafbäume gestört wurden, um die Ausbildung von Schlafgesellschaften von vornherein zu unterbinden.
Im Sommerhalbjahr erfolgte eine Überprüfung der Gewässer auf anwesende Kormorane dagegen nur in unregelmäßigen Abständen.
Wie 2003 auch wurde im Sommer 2005 eine E-Befischung in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverein und dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe durchgeführt. Um die Bestandsentwicklung beurteilen zu können, wurden die gleichen Strecken wie 2003 und 1998 beprobt.
Die wesentlichen Ergebnisse stellen sich wie folgt dar:
Im Winterhalbjahr 2004/2005 begann der Einflug des Kormorans in den Oberweserraum Ende November/Anfang Dezember, im Winter 2005/2006 dagegen bereits Anfang November (ab 3.11.2005 waren bereits ~120 Wintergäste an der Weser anwesend).
Im Diemeltal wurden im November maximal 13 Tiere festgestellt. Im Dezember stieg die Zahl auf max. 40 Tiere an. Im Januar/Februar 2005 waren durchschnittlich zwischen 20 und 30 Tiere im Kontrollbereich anwesend. Im März stieg die Zahl für wenige Tage auf über 60 Vögel an (max. 66). Ab April bis Oktober konnten dann nur jeweils einzelne Vögel beobachtet werden. Im November 2005 erfolgte dann ein recht massiver Einflug. Für wenige Tage wurden um die 70 Tiere festgestellt. Die durchschnittliche Zahl lag für die Monate November/Dezember bei ~30 Vögeln.
An der Weser waren im Dezember 2004 kurzfristig bis zu 300 Tiere zu beobachten (der wichtigste Rastplatz befindet sich aktuell an einem Baggersee in Meinbrexen auf niedersächsischer Seite). Im Durchschnitt waren im November/Dezember zwischen 100 und 150 Tiere anwesend. Im Januar 2005 stieg die Zahl dann wieder kurzfristig auf über 200 Vögel an, um dann wieder auf Werte von 100 bis 150 Tiere abzusinken. Der Sommerbestand war dann mit ~10 bis ~30 Tieren deutlich geringer als in den Vorjahren.
Bereits in der ersten Novemberhälfte waren dann ~330 Kormorane an der Weser und den Baggerseen der Wesertalung anzutreffen. Allerdings ist ein größerer Teil der Vögel weitergezogen, denn die Zahlen gingen in der zweiten Novemberhälfte auf ~220 Tiere zurück, um dann im Dezember durch den Zuzug weiterer Tiere auf ~380 Vögel anzusteigen. Wie auch schon im Vorjahr ist der Baggersee nördlich von Meinbrexen von größter Attraktivität für den Kormoran – dort wurden z.B. am 11.11.05 ~320 übernachtende Tiere festgestellt.
An der Nethe (Nethemündung bis Brakel) waren im Winterhalbjahr zunächst nur relativ wenige Kormorane anzutreffen (November/Dezember und 1. Januarhälfte). Ab Mitte Januar stieg die Zahl der Tiere dann aber deutlich an, sie lag bei durchschnittlich 30 Tieren. Ab April konnten dann keine oder nur noch einzelne Tiere beobachtet werden. Auch im November 2005 war die Frequentierung der Nethe mit durchschnittlich drei bis fünf Vögeln gering. Erst im Dezember stiegen die Werte auf etwa 15 an.
Im Rahmen der letalen Vergrämung wurden in 2005 insgesamt sechs Kormorane getötet, alle im Zeitraum von Januar bis März im Bereich der Kuhlemühle unterhalb Warburgs. Die Zahl der seit Januar 2003 letal vergrämten Tiere ist damit auf 16 gestiegen.
Nachhaltige Auswirkungen auf Bestandszahlen und –Standorte des Kormorans konnten nicht festgestellt werden.
Ergebnisse der Elektrobefischung an der Diemel am 20.09.2005
Bereits im ersten Untersuchungsjahr wurde im Spätsommer 2003 in Zusammenarbeit mit dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe eine Bestandskontrolle der Äschen in der Diemel bei Warburg durchgeführt. Um nun zu überprüfen, ob sich die praktizierte letale Vergrämung auf die Fischfauna ausgewirkt hat, wurde im Spätsommer 2005 eine Nachfolgeuntersuchung an den gleichen Gewässer-Probestellen durchgeführt.An den Probestellen 1 und 2 konnten keine relevanten Veränderungen gegenüber 2003 festgestellt werden. Im Vergleich zu 1998 sind die Bestände aber weiterhin rückläufig.
Große Differenzen konnten im Bereich der Probestelle 3 festgestellt werden. Insbesondere die Aalbestände gingen hier im Vergleich zu 2003 auf ein Viertel zurück, während die Gründlings-Population stark angestiegen ist. Hier muss jedoch erwähnt werden, dass wenige Wochen vor der Befischung das oberhalb liegende Stauwehr aus Wartungsgründen geöffnet wurde und der Bereich des Kraftwerksauslaufes trocken fiel. Die in 2005 erhobenen Daten können somit nicht vergleichend bewertet werden.
Im Bereich der Probestelle 4 konnte dagegen eine Vervierfachung des Jung-Äschenbestandes gegenüber 2003 und 1998 dokumentiert werden! Während hier in 2003 keine Laich-Äschen nachgewiesen werden konnten, wurden 2005 vier adulte Tiere der Größenklassen zwischen 30 und 49 cm gefangen (1998 wurden 6 Exemplare dieser Größenordnung festgestellt). Hier hat sich der Äschenbestand offensichtlich deutlich erholt. Gleichzeitig konnte ein erheblicher Rückgang des Aalbestandes beobachtet werden. Ob der Kormoran hierfür verantwortlich zu machen ist, ist zweifelhaft, da dann auch der Äschenbestand rückläufig sein müsste. Wahrscheinlicher ist, dass sich in der Diemel der in ganz Mitteleuropa zu beobachtende starke Rückgang des Aales nun auch bemerkbar macht.
Die erfreuliche Zunahme der Äsche in Abschnitt 4 im Vergleich zu 2003 und 1998 lässt eigentlich nur den Rückschluss zu, dass trotz moderatem Fraßdruck durch den Kormoran (aufgrund der hohen Frequentierung der Uferpromenade durch Spaziergänger wird der Kormoran regelmäßig gestört und meidet diesen Gewässerabschnitt weitgehend) eine Reproduktion der Äschenbestände bei weitgehend naturnahen Gewässerstrukturen möglich ist. So findet die Äsche in Abschnitt 4 z.B. auf Grund der starken submersen Vegetation noch relativ gute Versteckmöglichkeiten. Im Winter 2002/03 waren die Kormorane aufgrund des extrem hohen Einfluges und der sehr kalten Witterung auch in diesem Abschnitt regelmäßig anzutreffen, so dass es auch dort zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Äschenbestände kam (vgl. Tabelle 5).
Leider konnte die Probestelle 5 in 2005 nicht beprobt werden, da die Gewässertiefe ein Boot für die Befischung vorausgesetzt hätte. Dieses stand leider nicht zur Verfügung.
Tab. 2: | Ergebnisse der E-Befischung an der Diemel (Probestelle 1) |
Tab. 3: | Ergebnisse der E-Befischung an der Diemel (Probestelle 2) |
Tab. 4: | Ergebnisse der E-Befischung an der Diemel (Probestelle 3) (1998 erfolgte dort keine Beprobung) |
Tab. 5: | Ergebnisse der E-Befischung an der Diemel (Probestelle 4) |
Nach Abschluss der Untersuchungen in der ersten Jahreshälfte 2006 ist die Auswertung der über vier Winter erhobenen Daten vorgesehen. Die Ergebnisse und Rückschlüsse werden im Heft 19 vorgestellt.
Abb. 1: | Bestände von Neophyten an der Weser 2005 (eigene Kartierung der Landschaftsstation; Kartografie: W. Köble) |
Seit einigen Jahrzehnten breiten sich einige Neubürger im Pflanzenreich massiv zu Lasten der heimischen Flora aus, wobei der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), die so genannte "Herkulesstaude", wegen seiner phototoxischen, d.h. unter Sonneneinstrahlung stark giftigen, Wirkung ein besonderes Problem darstellt (Kowarik 2003).
Neben der seit vielen Jahren erfolgenden Bekämpfung einzelner, besonders problematischer Standorte des Riesen-Bärenklaus durch die Landschaftsstation wurde 2005 begonnen, die Grundlagen für eine Strategie zur Eindämmung der vier im Kreis Höxter problematischen Neophytenarten zu entwickeln.
Es handelt sich um:
Zunächst wurden die bereits in 2004 erstellten artspezifischen Flyer überarbeitet bzw. neu gestaltet und als pdf-Dateien im Internet für Jedermann zum Herunterladen bereitgestellt – verbunden mit dem Aufruf, entsprechende Vorkommen der ULB bzw. der Landschaftsstation zu melden. Weiterhin wurden durch die Untere Landschaftsbehörde (ULB) des Kreises unter Verwendung der von der Station entwickelten Flyer die Fischerei- und Angelvereine im Kreis angeschrieben und um Meldung von Neophytenbeständen in ihrem jeweiligen Betreuungsgebiet gebeten.
Als Adressaten wurden die Fischerei- und Angelvereine gewählt, da bekannt ist, dass sich die Zielarten bevorzugt entlang der Gewässer ausbreiten.
Leider war der Rücklauf sehr lückenhaft, so dass das Ziel, einen Gesamtüberblick über die Verbreitung der Arten im Kreis zu erhalten, in 2005 nicht erreicht wurde. Lediglich für die Weser liegt eine komplette Kartierung vor – sie wurde im Rahmen einer Bestanderfassung seltener Pflanzenarten durch den ehrenamtlichen Naturschutz mit Unterstützung durch Praktikanten der Landschaftsstation durchgeführt (vgl. Häcker et al. 2005, in diesem Heft). Die Meldungen wurden im Rahmen der Umweltdatenbank für den Kreis Höxter von der Landschaftsstation in das Geographische Informationssystem eingepflegt.
Da insbesondere vom Riesen-Bärenklau auch gesundheitliche Gefahren ausgehen, sollte seitens der ULB weiterhin versucht werden, wenigstens Daten über die Verbreitung dieser Art zu erhalten.
Da sich die Zusammenarbeit mit den Fischerei- und Angelvereinen als nicht erfolgreich erwiesen hat, ist zu überlegen, ob in 2006 die Heimatvereine (Ortsheimatpfleger) gezielt angesprochen werden. Darüber hinaus bietet es sich an im Rahmen eines Aufrufs in der Presse um Meldungen zu bitten.
Literatur:
Häcker, S., B. Beinlich, A. Kösters & B. Schorsch (2005): Floristische und faunistische Beobachtungen am Weserufer zwischen Bad Karlshafen und Stahle in den Jahren 2005 und 2006. – Egge und Weser 18
Kowarik, I. (2003): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. – Stuttgart, Ulmer.