Von Burkhard BEINLICH, Uli WYCISK und Walter KÖBLE
Der Laubfrosch (Hyla arborea) ist als vermeintlicher "Wetterfrosch" und legendärer Froschkönig der GRIMM'schen Märchen der bei weitem bekannteste und beliebteste Froschlurch. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war er allgegenwärtig - den man in keinem Staate und in keiner Provinz des Deutschen Reiches vergebens suchte (DÜRINGEN 1897). Neben Erdkröte (Bufo bufo) und Wasserfrosch (Rana kl. esculenta) zählte er zu den "verbreitetsten" Amphibienarten (LEYDIG 1877), der "überall zu finden" sei (STERNFELD 1913). Diese Feststellungen gelten auch für das Weserbergland, für das WOLTERSTORFF (1893) anmerkt, dass der Laubfrosch "wohl nirgends fehlt".
Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Bedingungen für den Laubfrosch in Mitteleuropa grundlegend geändert: Trockenlegung der Feuchtgebiete und vieler Kleingewässer, die Beseitigung von Hecken sowie die flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft (insbesondere der verstärkte Einsatz von Pestiziden) und die damit einhergehende Lebensraumfragmentierung führten zu einem bis heute häufig ungebremsten Rückgang der Laubfroschvorkommen (vgl. BEUTLER 1991, GLAW & GEIGER 1991, VON KNORRE 1987, TESTER 1990 u. v. m).
In vielen Regionen ist er heute bereits völlig verschwunden oder seine Bestände sind kurz vor dem Erlöschen. Die negativen Bestandsentwicklungen schlagen sich in den Roten Listen der gefährdeten Tierarten nieder. Sowohl bundes- als auch landesweit gilt der Laubfrosch als "stark gefährdet".
Beim Laubfrosch (Hyla arborea) handelt es sich um den einzigen bei uns heimischen Vertreter aus der Familie der Baumfrösche. Er erreicht eine Körperlänge von 4-5 cm. Die Oberseite der Tiere ist lackgrün gefärbt, die Bauchseite weißlich-grau. Charakteristisch sind die Haftscheiben an den Finger- und Zehenspitzen, die es dem Laubfrosch zusammen mit den Haftscheiben auf der Bauchunterseite ermöglichen, selbst glatte Glasflächen hinaufzuklettern. Mit Hilfe der großen kehlständigen Schallblase (Abb. 1), die als Resonanzkörper dient, ist er in der Lage, seinen weithin hörbaren Paarungsruf ertönen zu lassen, ein rhythmisches "äpp...äpp...äpp".
Abb. 1: Rufender Laubfrosch. Die große kehrständige Schallblase dient als Resonanzkörper (Foto: F. GRAWE)
Der Laubfrosch gilt als eine Charakterart der "bäuerlichen Kulturlandschaft" mit kleingewässerreichen Wiesen und Weiden in einer mit Gebüschen und Hecken reich strukturierten Umgebung. Als Laichgewässer werden Weiher, Teiche, Tümpel, temporäre Kleingewässer, Altwässer, seltener auch größere Seen besiedelt. Die ursprünglichen Lebensräume sind in den wärmebegünstigten Flussauen zu suchen. Als Laichgewässer werden vegetationsreiche Gewässer, die voll sonnenexponiert und fischfrei sind, bevorzugt (LANUV, Infosystem geschützte Arten in NRW, Stand 2008 - siehe Arten-Steckbrief im Anhang).
Außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sich die wanderfreudigen Laubfrösche bevorzugt in höheren Vegetationsschichten auf (z.B. Brombeerhecken, Röhrichte, Weidegebüsche oder im Kronendach der Bäume). Die Überwinterung erfolgt an Land. Die Tiere suchen dazu frostsichere Verstecke unter Holzhaufen, in Wurzelhöhlen oder Erdlöchern (u. a. auch Kleinsäugerhöhlen) in Wäldern, Feldgehölzen oder Säumen auf.
Bereits im zeitigen Frühjahr (Ende Februar/Anfang März) suchen die ersten Laubfrösche ihre Rufgewässer auf, die bei entsprechender Eignung auch die späteren Laichgewässer sind. Bei höheren Temperaturen beginnt dann ab Ende April die eigentliche Fortpflanzungsphase, mit einer Hauptlaichzeit im Mai und Juni. Je nach Wassertemperatur verlassen die Jungtiere zwischen Juli und August das Gewässer (LANUV, Infosystem geschützte Arten in NRW, Stand 2008 - siehe Arten-Steckbrief im Anhang).
Ende September/Anfang Oktober wechseln die Tiere dann in ihre Winterquartiere. Die Besiedlung neuer Gewässer erfolgt vor allem durch die Jungtiere. Aber auch die Alttiere sind sehr mobil und weisen einen durchschnittlichen Aktionsradius von 500 m um die Laichgewässer auf. Ausnahmsweise können Wanderstrecken von 4 bis maximal 12 km zurückgelegt werden (LANUV, Infosystem geschützte Arten in NRW, Stand 2008 - siehe Arten-Steckbrief im Anhang).
Erste systematische Aufzeichnungen zur Verbreitung des Laubfrosches im Kreis Höxter wurden von PREYWISCH getätigt. Sie stammen zum überwiegenden Teil aus den 1970er Jahren. Seine Unterlagen belegen 17 Vorkommen, die sich zum überwiegenden Teil im nördlichen Kreisgebiet befinden. Von einer weiteren oder gar flächendeckenden Verbreitung konnte zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr sein. Der Zusammenbruch der Bestände in Deutschland im 20. Jahrhundert hatte also auch die heimischen Populationen nicht verschont. Im Rahmen einer Anfang der 1990er Jahre durchgeführten Überprüfung der alten Angaben konnten nur noch sieben Vorkommen bestätigt werden. Fünf dieser Vorkommen wiesen mehr als 10 rufende Tiere auf (HENF & PASTORS 1992).
Abb. 2: Größe der Rufergemeinschaften an den von Laubfröschen genutzten Gewässern im Kreis Höxter.
Abb. 3: Höhenverbreitung des Laubfrosches im Kreis Höxter.
Von dieser negativen Entwicklung alarmiert, initiierte der Naturkundliche Verein Egge-Weser eine erneute, wesentlich intensivere Kartierung der Bestände. Neben den Altvorkommen wurden kreisweit zahlreiche potentiell in Frage kommende Laichgewässer im Zeitraum von 1995 bis 1998 hin überprüft. Ermöglicht wurde diese aufwändige Erfassung durch die finanzielle Unterstützung durch das Land NRW, vertreten durch die Bezirksregierung in Detmold. 1998 legten STEINBORN und VIETH ihre Ergebnisse vor: An insgesamt 22 Gewässern gelang der Nachweis von Laubfröschen. Ergänzende Kartierungen der Landschaftsstation in den Jahren 1999 und 2000 erbrachten weitere Nachweise, so dass 2000 letztendlich 36 ehemalige und aktuelle Rufgewässer bekannt waren (BEINLICH et. al. 2000; WYCISK et. al. 2001). Bei den meisten Vorkommen handelte es sich um sehr kleine Rufergemeinschaften (< 5 Rufer), teilweise wurden sogar nur Einzeltiere nachgewiesen (Abb. 2). Lediglich 16 dieser Gewässer dienten im Zeitraum von 1998 bis 2000 tatsächlich auch als Reproduktionsgewässer, die restlichen waren reine "Rufgewässer" (s. a. Abb. 4).
Abb. 3 zeigt die Höhenverteilung der Laubfroschvorkommen im Kreis Höxter. Deutlich wird, dass die meisten Vorkommen sich in Höhenlagen von mehr als 200 m befinden, drei Vorkommen sogar in Höhen von mehr als 300 m ü.NN. Im Kreis befinden sich somit die am höchsten gelegenen Vorkommen in NRW! Da der Laubfrosch eine eher wärmeliebende Art ist, verwundert es ein wenig, dass im wärmebegünstigten Wesertal trotz Vorkommens geeigneter Lebensräume und Laichgewässer weder größere noch stabile Laubfroschvorkommen anzutreffen sind (vgl. Abb. 4)!
Abb. 4: Laubfroschnachweise im Kreis Höxter aus dem Zeitraum von 1970 bis 2000 (Karte: W. KÖBLE und F. GRAWE)
Abb. 5: Entwicklung der Laubfroschbestände (Gesamtzahl rufender Männchen - grau), der Laichgewässer (weiß) und der Bestandsgrößen (Rufer/Gewässer - schwarz) im Kreis Höxter im Zeitraum von 1970 bis 2000.
Die Siedlungsschwerpunkte befinden sich im Bereich der Fürstenauer Hochfläche, im Bereich der Tongruben bei Nieheim, im Großraum um Steinheim sowie auf der Hochfläche zwischen Beverungen-Tietelsen und Brakel-Frohnhausen. Ein Vergleich mit den Altdaten von PREYWISCH zeigt fast überall rückläufige Populationsgrößen (vgl. Abb. 5), lediglich die Vorkommen bei Nieheim und Fürstenau zeigten keine signifikanten Bestandsveränderungen.
Der Niedergang der Laubfroschvorkommen kam nicht plötzlich, sondern vollzog sich über viele Jahrzehnte. Dies belegen die Bestandserfassungen seit den 70er Jahren und etliche Veröffentlichungen nachdrücklich. Reagiert wurde hierauf aber erst in den 1990er Jahren. Ehrenamtlicher und staatlicher Naturschutz (die damalige Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten - LÖBF, heutiges Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW - LANUV) entwickelten für Nordrhein-Westfalen zunächst ein Artenhilfsprogramm zugunsten des Laubfrosches. Auf dessen Grundlage rief der NABU im Jahr 1998 mit Unterstützung des Landes und seiner Fachinstitutionen sowie vieler im Amphibienschutz aktiven Gruppen und Biologischen Stationen das Artenschutzprojekt "Ein König sucht sein Reich" ins Leben.
Begonnen wurde die 1. Projektphase im Münsterland, wo sich in NRW die besten Laubfroschbestände erhalten hatten. Den regionalen Akteuren gelang es dort, aufbauend auf solide erarbeiteten und naturwissenschaftlich fundierten Konzepten, innerhalb weniger Jahre, die Bestandsituation des Laubfrosches deutlich zu verbessern. Möglich wurde dies durch die gute Zusammenarbeit einer Vielzahl von Partnern, sowie letztendlich die finanziellen Unterstützungen seitens des Landes NRW, diverser Stiftungen und zahlreicher privater Spender. So konnten die notwendigen Finanzmittel für Planungen, Flächenerwerb, Pflegemaßnahmen oder Erdbauarbeiten aufgebracht werden.
In der 2. Projektphase von 2002 bis 2004 wurde das Artenschutzprojekt dann auf das ganze Land ausgedehnt, so dass auch die Laubfroschbestände im Kreis Höxter von diesem Vorhaben profitieren konnten.
Abb. 6: Verbreitung des Laubfrosches in NRW im Jahr 2001. Die große Anzahl von Vorkommen im Münsterland ist zum Großteil auf die positiven Auswirkungen des Artenschutzprojektes "Ein König sucht sein Reich" zurückzuführen. (Karte: LÖBF NRW)
Eine wichtige Vorarbeit für die im Rahmen der zweiten Förderphase im Kreis Höxter umgesetzten Maßnahmen war die Erarbeitung des "Artenhilfsprogramm Laubfrosch für den Kreis Höxter" (BEINLICH & WYCISK 2000) durch die Landschaftsstation in Borgentreich im Jahr 2000 (vgl. Abb. 7).
Ermöglicht wurden diese Arbeiten durch die finanzielle Unterstützung seitens der Bezirksregierung in Detmold. Die Ergebnisse wurden 2001 den Naturschutzverbänden und den Fachbehörden (ULB, HLB, Amt für Agrarordnung) vorgestellt und über die Presse auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Abb. 7: Das Artenhilfskonzept für den Laubfrosch sieht im Kreis Höxter zunächst die Stabilisierung der Bestände in den Verbreitungsschwerpunkten vor. In einem zweiten Schritt sollen die Rahmenbedingungen für die isolierten Vorkommen verbessert und die bedeutendsten Vorkommen über Ausbreitungskorridore wieder miteinander verbunden werden (prioritäre Verbundachsen). Langfristig sollen dann alle Vorkommen wieder über Verbundachsen vernetzt werden. (Karte: W. KÖBLE, © Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, Bonn, 2009)
Die konstruktive Zusammenarbeit mit den Fachbehörden und dem ehrenamtlichen Naturschutz ermöglichte es, bereits im gleichen Jahr auf der Fürstenauer Hochfläche, einem der Schwerpunktgebiete des Laubfrosches im Kreis, neun Kleingewässer anlegen zu können. Möglich wurde dies aufgrund des günstigen Umstandes, dass im Rahmen eines laufenden Bodenordnungsverfahrens zahlreiche feuchte und nasse Grünlandflächen für Zwecke de Naturschutzes erworben wurden. Diese Flächen wurden vom Amt für Agrarordnung - AfAO für die Anlage von Laubfroschgewässern zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Planung und den Bau wurden ebenfalls aus Mitteln des Bodenordnungsverfahrens bestritten. Ein Jahr später konnte ein weiteres Gewässer, ebenfalls bei Fürstenau, durch Sponsoring seitens der Allianzstiftung "Blauer Adler" und des Versicherungsbüros HEGEMANN in Höxter neu geschaffen werden (Abb. 8).
Abb. 8: Regelmäßig berichtete die lokale Presse, hier das Westfalen-Blatt am 30.11.2001, ausführlich über die Maßnahmen zugunsten des "Froschkönigs" und seine Gönner
In größerem Stil aktiv werden konnte die Landschaftsstation dann aber erst im Rahmen des Projektes "Ein König sucht sein Reich", welches im Kreis Höxter ab 2002 zum Tragen kam. Im Rahmen dieses Projektes standen für den Kreis 50.000 € zur Verfügung: 25.000 € wurden vom Land getragen, die restlichen 25.000 € brachten der Naturkundliche Verein Egge-Weser, die NABU-Kreisgruppe Höxter und die Landschaftsstation zu je gleichen Teilen auf. Mit diesen Mitteln konnten 18 neue Laubfroschgewässer angelegt werden (Abb. 9), 8 verlandete Gewässer wurden entschlammt, und an zwei größeren Gewässern wurden die Uferbereiche abgeflacht. Darüber hinaus wurden 6 stark beschattete Gewässer freigeschnitten. An zahlreichen Gewässern wurden Brombeeren gepflanzt, da diese von Laubfröschen gerne zum Sonnen und als Versteck angenommen werden. Die Maßnahmen wurden v. a. im Umfeld der Verbreitungsschwerpunkte um Nieheim und auf der Fürstenauer Hochfläche/Marienmünster durchgeführt. Dort standen zahlreiche öffentliche Flächen zur Verfügung, so dass die Maßnahmen ohne teuren Grunderwerb möglich waren. Im Südkreis konnten leider mangels geeigneter Flächen nur einige wenige Maßnahmen realisiert werden.
Abb. 9: 2001 angelegtes Laubfroschgewässer in der Beberaue bei Nieheim-Entrup, Zustand am 15.09.2008 (Foto: Diego KRÄMER).
Erfreulich ist, dass aufgrund der guten Öffentlichkeitsarbeit und der hohen Akzeptanz des Projektes in der Öffentlichkeit (vgl. Abb. 10) auch nach Ablauf der Landesförderung im Rahmen des Projektes "Ein König sucht sein Reich" weitere Maßnahmen durchgeführt werden konnten. So wurden mehrere Ausgleichsmaßnahmen der Städte und des Kreises zugunsten des Laubfrosches durchgeführt. Die NABU-Kreisgruppe Höxter fördert bis heute regelmäßig die Anlage neuer bzw. die Entschlammung bestehender Gewässer, das gleiche gilt für den Heimatverein Ottenhausen.
Abb. 10: Der Laubfosch ist ein echter Sympathieträger und geeignet, Jung und Alt zu begeistern. Am 18.05.2004 veranstalteten NEW, NABU und Landschaftsstation so genannte "Froschkonzerte", wo neben den kleinen Sängern auch "Profis" aus Marienmünster zu Wort kamen. Mitte: Volker SCHREWE als Laubfrosch.
Aber auch die Bezirksregierung Detmold ist immer wieder bereit, Neuanlagen von Laubfroschgewässern auf Landesflächen zu finanzieren. Besonders erfreulich ist allerdings das Engagement von Privatpersonen und privaten Stiftungen, die sich finanziell oder durch die Bereitstellung von Grundstücken zugunsten des Laubfrosches beteiligen. So konnten z. B. in diesem Jahr mehrere Gewässer im Kreis aufgrund großzügiger Spenden durch die Göttinger Naturschutzstiftung "Papilio" neu angelegt werden.
Seit 2001 wurden insgesamt 32 Kleingewässer für den Laubfrosch neu angelegt. Weitere 34 Gewässer wurden entschlammt, von beschattenden Gehölzen befreit oder anderweitig für den Laubfrosch optimiert, u. a. durch Anlage von Flachwasserbereichen. Darüber hinaus wurde im Umfeld von 12 Gewässern der Lebensraum für den Laubfrosch verbessert, z. B. wurden besonnte Hecken geschaffen oder Brombeeren gepflanzt.
Abb. 11: Baggern für den Laubfrosch am 17.09.2008. Finanzielle Zuwendungen seitens der Naturschutzstiftung Papilio, des Vereins Pro Stoppelberg und der NABU-Kreisgruppe machten dies auch im Jahr 2008 wieder möglich.
All diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass die negative Bestandsentwicklung des Laubfrosches im Kreis Höxter gestoppt und in einigen Bereichen sogar umgekehrt werden konnte (vgl. Abb. 12).
Abb. 12: Bestandsentwicklung des Laubfrosches im Kreis Höxter in den Jahren von 1980 bis 2008. Grün: Gesamtzahl der rufenden Männchen, blau: Anzahl besetzter Laichgewässer, violett: durchschnittliche Bestandsgrößen an den Gewässern (Rufer/Gewässer).
Heute sind im Kreis wieder ca. 260 rufende Männchen anzutreffen. Der Gesamtbestand dürfte somit etwa 600-650 Tiere betragen, geht man von einem Geschlechterverhältnis von 1:1 aus (vgl. a. Artensteckbrief am Ende des Artikels). Hinzu kommen noch die einjährigen Tiere, die noch nicht am Fortpflanzungsgeschehen teilnehmen.
Abb. 13: Laubfroschgewässer in einer Viehweide. Auch sechs Jahre nach der Anlage ist es weitgehend gehölzfrei.
Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen - die Zukunft des "Froschkönigs" sieht nicht mehr ganz so düster aus. Leider ist es aber bisher nur im Nordkreis in den Schwerpunktgebieten um Nieheim, Marienmünster/Fürstenau und Ottenhausen gelungen, die Rahmenbedingungen für den Laubfrosch deutlich zu verbessern. Wichtige Vorkommen um Brakel, bei Bosseborn und auf der Hochfläche zwischen Tietelsen und Frohnhausen konnten bisher noch nicht ausreichend bei der Umsetzung von Maßnahmen berücksichtigt werden, da in diesen Bereichen bisher so gut wie keine geeigneten Flächen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Laubfrosch zur Verfügung gestellt wurden. Es ist noch viel Arbeit zu leisten, damit der Laubfrosch auch dort eine Zukunft bekommt.
Abb. 14: Vor vier Jahren angelegtes Kleingewässer. Erlen haben schon im Jahr der Anlage Fuß gefasst. Nach zwei Jahren wurden die Gehölze zurückgeschnitten. Die aus den Stöcken ausgeschlagenen Bäume sind in zwei Jahren zu 3-4 m hohen Bäumen herangewachsen.
Weiterhin bedürfen die Kleingewässer der regelmäßigen Pflege, denn es werden, den Bedürfnissen des Laubfrosches angepasst, flache Gewässer angelegt. Diese wärmen sich schnell auf und bleiben fischfrei, da sie immer wieder einmal austrocknen. Der Nachteil ist, dass sie schnell verlanden. Um diesen Prozess möglichst langsam auflaufen zu lassen, hat es sich als günstig erwiesen, wenn sich die Gewässer in extensiv beweidetem Grünland befinden. Ist die Besatzdichte des Weideviehs niedrig (< 1 Großvieheinheit/ha) und die Weidefläche ausreichend groß, entfalten die Trittschäden und der Verbiss in und am Gewässer positive Wirkungen. Die Verlandung wird deutlich verzögert, und auch der aufkommende Gehölzaufwuchs wird vom Weidevieh in Schach gehalten (vgl. Abb.13).
Befinden sich die Laubfroschgewässer dagegen außerhalb von Weideflächen, stellen sich sehr schnell Erlen und Weiden ein, die dann regelmäßig zurückgeschnitten werden müssen, da die Gewässer ansonsten bereits nach wenigen Jahren völlig beschattet sind (vgl. Abb. 14). Auch die Pflegearbeiten kosten Geld, aber der Einsatz der Mittel ist gerechtfertigt, denn neben dem "Froschkönig" profitieren auch andere Amphibien, Libellen und zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten von diesem Engagement!
Wollen auch Sie einen kleinen Beitrag leisten, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder den Laubfrosch noch erleben können? Dies ist problemlos möglich durch eine zweckgebundene Spende. Oder indem Sie ein geeignetes Grundstück für Hilfsmaßnahmen im Verbreitungsgebiet des Laubfrosches zur Verfügung stellen. Spenden überweisen Sie bitte unter Angabe des Spendenzwecks "Laubfrosch" auf das Konto der Landschaftsstation Nr. ... (hier nicht veröffentlicht!).
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BEINLICH B., F. GRAWE, S. MINDERMANN, U. WYCISK, W. KÖBLE (2007): Jahresbericht 2006 der Landschaftsstation im Kreis Höxter. - Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge- und Weser 19: 95-127.
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Anschriften der Verfasser: Dr. Burkhard BEINLICH, Dipl.-Ing. Uli WYCISK, Dipl.-Geogr. Walter KÖBLE Landschaftsstation im Kreis HX Zur Specke 4 34434 Borgentreich beinlich@landschaftsstation.de wycisk@landschaftsstation.de koeble@landschaftsstation.de
(Quelle: LANUV 2008, Infosystem geschützte Arten in NRW, Stand 2008 - http://www.naturschutz-fachinformationssysteme-nrw.de/artenschutz/content/de/arten/arten.php?id= 102330&template=steckbrief; 04.11.2008 17:55)
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