www.egge-weser-digital.de — Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 19 (2007) 095-127 hier: 099-100

Jahresbericht 2006 der Landschaftsstation im Kreis Höxter

Bearbeiter: Dr. Burkhard Beinlich (Dipl.-Biol.), Frank Grawe (Dipl.-Geogr.), Sven Mindermann (Dipl.-Agraring.), Uli Wycisk (Dipl.-Ing.), Walter Köble (Dipl.-Geogr.)

3 Raritäten aus der Pflanzenwelt

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Abb. 5: Frauenschuh (Cypripedium calceolus) aus einem Bestand im Kreis Höxter (Foto: Frank Grawe)

3.1 Frauenschuh (Cypripedium calceolus)

Die Vorkommen des seltenen Frauenschuhs (Cypripedium calceolus), der auffälligsten und prächtigsten Orchidee der heimischen Flora, beschränken sich, neben kleinen Beständen in den Beckumer Bergen, in NRW ausschließlich auf den Kreis Höxter. Auch in der Eifel, dem zweiten bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt der Orchideen in unserem Bundesland, kommt die Art nicht vor. Wegen ihrer Seltenheit und starken Gefährdung wird der Frauenschuh im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geführt und ist damit Teil des europäischen Naturerbes.

Aufgrund ihrer Bedeutung wurden, wie schon in den vergangenen Jahren, im Bereich der individuenreichsten Wuchsorte Bestandserhebungen durchgeführt. Ein Monitoring war insbesondere deshalb notwendig, weil im Vorjahr an mehreren Standorten Optimierungsmaßnahmen durchgeführt worden waren (Beinlich et al. 2006, S. 107) und sich im Bereich aufgelichteter Gehölzbestände möglicherweise konkurrierende Schlagfluren hätten etablieren können. Dies ist glücklicherweise aber nicht eingetroffen, so dass zunächst keine weiteren Nacharbeiten nötig waren. Die Bestände sind vielmehr stabil, und die Pflanzen machen einen vitalen Eindruck.

Erfreulicherweise konnten 2006 auch im Bereich eines individuenarmen Wuchsortes erstmals seit mehreren Jahren wieder zwei blühende Pflanzen erfasst werden.

3.2 Purpur-Klee (Trifolium rubens)

Im Stadtgebiet von Borgentreich findet sich in einem trocken-warmen Saum das NRW-weit letzte Vorkommen des Purpur-Klees (Trifolium rubens).

Im Juli 2007 konnten wie im Vorjahr 15 Sprosse gezählt werden. Sämtliche Pflanzen machten einen vitalen Eindruck, statt neun (2005) konnten nunmehr 21 Blüten gezählt werden.

Wie in den vergangenen Jahren wurde der Bestand mit zielorientierten Pflegemaßnahmen gesichert (s. Kap. 7.8).

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Abb. 7: Kleines Knabenkraut (Orchis morio) aus dem Bestand im Kreis Höxter (Foto: Frank Grawe)

3.3 Kleines Knabenkraut (Orchis morio)

Im Bereich des nahezu erloschenen Vorkommens des Kleinen Knabenkrautes (Orchis morio) im Stadtgebiet Beverungen wurden in den Jahren 2005 und 2006 durch Pflegemaßnahmen, u. a. das sorgfältige Ausharken der dichten Moosschicht, die Wuchs- und Konkurrenzbedingungen für diese Pflanze verbessert.

Die Fläche, die seinerzeit durch eine wohlgemeinte Auszäunung zum Schutz der Pflanzen aus der Beweidung genommen worden war und deutliche Verbrachungstendenzen aufwies, war durch einen partiellen Abbau des Zaunes wieder in die angrenzende Rinderweide integriert worden. Im Berichtsjahr kamen bereits wieder zwölf Individuen zur Blüte. Darüber hinaus konnten 35 Exemplare des Dreizähnigen Knabenkrautes (Orchis tridentata) sowie mehrere Exemplare des Stattlichen Knabenkrautes (Orchis mascula) gezählt werden.

3.4 Großes Windröschen (Anemone sylvestris)

Die beiden Bestände des Großen Windröschens (Anemone sylvestris) im Stadtgebiet Höxter, den einzigen Vorkommen in NRW, waren mit 35 bzw. 15 blühenden Exemplaren stabil. Im Vorjahr waren auch im Bereich dieser beiden Bestände Optimierungsmaßnahmen durchgeführt worden (Beinlich et al. 2006, S. 107).