1 Einleitung
Zwischen der Nethemündung im Süden
und Holzminden im Norden liegen in einer Talaufweitung der Oberweserniederung
mehrere ausgedehnte Flutrinnen- und Randsenkenkomplexe. Die Weser windet sich
hier in mehreren Flußschlingen durch die streckenweise mehr als 1,5 km breite
Aue. Etwa 2 km südlich von Höxter liegt am Fuße des Ziegen- und des
Brunsbergs in einer Randsenke der Oberweserniederung der "Taubenborn" und
die "Grundlosen".
Der Ziegenberg - bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Gegenstand einer intensiven
naturkundlichen Erforschung – gilt unter Botanikern als "wahres
Pflanzenparadies" und ist überregional bekannt für das Vorkommen seltener, wärmebedürftiger
Pflanzen- und Tierarten. Einige dieser Arten erreichen im Oberwesergebiet die
Nordgrenze ihrer Verbreitung und haben hier ihren einzigen bekannten Fundort in
Westfalen (vgl. RUNGE 1978, HAEUPLER 1983).
Die unmittelbar angrenzende Randsenke der Oberweserniederung im Bereich des
"Taubenborn" und der "Grundlosen" hingegen rückte erst seit den 1970er
Jahren ins nähere Interesse der Naturkundler (vgl. AVERDIECK
& PREYWISCH 1995). Seitdem ist das Gebiet auch im Rahmen zahlreicher
Studien- und Diplom- und Forschungsarbeiten der Universität Paderborn /
Fachhochschulabteilung Höxter ausführlich untersucht worden (z. B. MITZKA
1990, BÖTTCHER et al. 1993, RICHTER 1996). All diese Untersuchungen belegen eindrucksvoll die hohe
Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz. Insbesondere das Vorkommen z. T.
sehr unterschiedlicher Lebensräume auf engstem Raum – trocken-warmer
Standorte am Ziegenberg und den Rabenklippen, eher kühler, wechselfeuchter
Standorte in der Weserrandsenke - bewirkt eine Standortvielfalt, die einzigartig
ist. Dabei bestehen sehr enge Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen
Teillebensräumen des Gebietes, da viele Tierarten während ihres Lebenszyklus
z. T. sehr unterschiedliche Teilhabitate innerhalb dieses
Lebensraumkomplexes nutzen.
Der Ziegenberg mit den Rabenklippen wurde bereits 1930 unter Naturschutz gestellt (RUNGE
1978). Nachdem 1995 die Ökologische Arbeitsgemeinschaft der Uni
Paderborn, Abteilung Höxter, die Ausweisung des Taubenborns als
Naturschutzgebiet beantragt hatte, wurde dieser Vorschlag im Entwurf des
Landschaftsplanes Nr. 1 "Wesertal mit Fürstenauer Bergland" (Nov.
1997) aufgenommen. Momentan unterliegt der größte Teil des Taubenborns dem
Schutzstatus "Landschaftsschutzgebiet", die Grundlosen sind seit 1974 als
Naturdenkmal geschützt. Im Gebiet kommen bedeutende Populationen mehrerer so
genannter "FFH-Arten" und "–Lebensräume" vor. Hierbei handelt es sich
um Arten und Lebensräume, für die die Mitgliedsstaaten der EU gemäß der
"FFH-Richtlinie"
Schutzgebiete ausweisen müssen. Im Taubenborn sind dies z. B. Kammolch und
Hirschkäfer sowie Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder. Das Gebiet wurde
daher Ende 2000 von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens als FFH-Gebiet
gemeldet.
Aktuell ist der Taubenborn jedoch bedroht durch den Neu- bzw. Ausbau der B64/B83. Zwei
der drei zur Auswahl stehenden Trassen führen durch das Gebiet. Fällt die Wahl
auf eine der beiden Trassen, so gehen nicht nur wertvolle Lebensräume im
Bereich des temporär überfluteten, extensiven Grünlands verloren, sondern es
werden auch die Lebensräume vieler Tierarten wie z. B. des Kammolch
zerschnitten.
Im folgenden werden die Ergebnisse mehrjähriger libellenkundlicher Untersuchungen
des Taubenborn dargestellt und die naturschutzfachliche Bedeutung des Gebietes
exemplarisch für die Libellen aufgezeigt.
2 Das Untersuchungsgebiet und seine Gewässer
2.1 Lage des Untersuchungsgebietes
Das Untersuchungsgebiet umfaßt etwa 75 ha und liegt in der als "Taubenborn"
bezeichneten Randsenke der Oberweserniederung 2 km südlich von Höxter (Kreis Höxter,
Nordrhein-Westfalen, Meßtischblatt 4222). Das Untersuchungsgebiet gehört zur
naturräumlichen Einheit "Holzmindener Wesertal (367)" (Preywisch
1981). Am Fuß des Ziegenbergs gelegen bildet es den westlichen Teil der
so genannten "Godelheimer Seen". Hierbei handelt es sich um einen zum Teil
noch im Betrieb befindlichen Abgrabungskomplex, der sich links der Weser auf
deren Niederterrasse zwischen den Ortschaften Höxter und Godelheim erstreckt.
Im Norden wird das Untersuchungsgebiet vom Hangfuß des Ziegenbergs, im Osten von
der Bahnlinie Altenbeken-Kreiensen, im Süden von einem Wirtschaftsweg und im
Westen von einem Bundeswehr-Schießstand begrenzt (Abb. 1). Es umfaßt im nördlichen
und östlichen Teil den Hangfuß des Ziegenbergs und einen extensiv
bewirtschafteten Grünlandkomplex, der von zwei überwiegend
grundwassergespeisten Randsenkenbächen, dem Hecht- und dem Holzgraben,
durchzogen wird. Im zentralen und im südlichen Teil finden sich heute mehrere
Abgrabungsgewässer, ein Erlenwaldkomplex mit mehreren flachen Weihern, den so
genannten "Grundlosen", sowie Fichten- und Pappelforste.
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Abb. 1: Das Untersuchungsgebiet sowie Lage und Nummerierung der untersuchten
Gewässer (aus MITZKA 1990, verändert; Maßstab 1:10.000) |
2.2 Klima
Das Holzmindener Wesertal, zu dem auch das Untersuchungsgebiet zählt, liegt im
Regenschatten des Eggegebirges und des Brakeler Berglandes und weist mit etwa
750 bis 800 mm einen deutlich niedrigeren mittleren Jahresniederschlag auf als
das umgebende Bergland (MAASJOST 1981).
Das langjährige Mittel der Lufttemperatur beträgt etwa 8,5°C, wobei die
mittlere Lufttemperatur im Januar zwischen 0 und 1°C und im Juli zwischen 17
und 18°C liegt (Periode 1931-1960, SCHIRMER 1976). Aufgrund der Lage in der Randsenke des Wesertals kommt es insbesondere in Strahlungsnächten zur Bildung größerer Kaltluftseen, eine erhöhte
Nebelbildung ist die Folge. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Bahndamm,
der das Gebiet im Osten begrenzt. Das Gebiet liegt geschützt im Windschatten
des Ziegen- und des Brunsberges, die die hauptsächlich aus Westen wehenden
Winde abschwächen. Es weist daher gegenüber benachbarten Bereichen der
Weserniederung oftmals höhere Temperaturen auf.
2.3 Überflutungsgeschehen
Bei steigenden Wasserständen der Weser staut sich zunächst das von den Hängen
zuströmende Grund- und Oberflächenwasser an. Dies führt zunächst
insbesondere im Bereich des Hecht- und des Holzgrabens zu einem Rückstau des
abfließenden Wassers, so daß sich schon vor einer direkten Überflutung des
Gebietes durch die Weser ausgedehnte Wasserflächen in den Grünlandbereichen
bilden können. Auch die Wasserstände der Abgrabungsgewässer und der
"Grundlosen" korrespondieren mit den Grundwasserständen. Bei sehr hohen
Wasserständen der Weser erfolgt dann eine direkte Überflutung von stromabwärts
über einen Durchlaß des Hechtgrabens durch den Bahndamm, so daß es dann zu
großflächigen Überflutungen im gesamten Bereich des Taubenborn kommt.
Das Überflutungsgeschehen ist durch den Bau des Eisenbahndamms um etwa 1864 stark
beeinflußt worden. Auf Luftbildern sind im Bereich des z.T. durch den
Kiesabbau zerstörten Grünlandes Flutrinnen zu erkennen, die von einer
ehemaligen Überflutung auch von stromaufwärts zeugen. Diese Verbindungen sind
durch den Bahndamm weitgehend abgeschnitten worden. Trotzdem ist durch die
direkte Verbindung des Hechtgrabens mit der Weserniederung eine
randsenkentypische Überflutungsdynamik erhalten geblieben.
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Abb. 2: Überflutetes Grünland des
"Taubenborn" bei Hochwasser |
2.4 Die Gewässer des Untersuchungsgebietes und ihre Entstehungsgeschichte
Randsenken sind die Randbereiche der durch das Überflutungsgeschehen geprägten Aue. Flußfern werden hier bei Hochwasser vergleichsweise feine Sedimente abgelagert, da die
Transportkraft des Wassers in diesen Bereichen gering ist. Randsenken liegen
daher meist tiefer als die flußnahen Bereiche, in denen größere Mengen grobkörniger
Sedimente zur Ablagerung gelangen. Geprägt sind Randsenkenbereiche daher durch
relativ hoch anstehendes Grundwasser, das zeitweise über Flur ansteigen kann (GERKEN
1988). Aufgrund dieser Tatsache ist bis heute insbesondere im nördlichen
Teil des Untersuchungsgebietes eine extensive Grünlandnutzung erhalten.
Wie die gesamte Oberweserniederung ist die Randsenke des Taubenborn geprägt durch
großflächige Auelehmablagerungen, die durchschnittlich 2,5 m, im Bereich
der Godelheimer Seen jedoch bis zu 8 m Mächtigkeit erreichen können (BUSCHMANN
1988). Sie gelangten insbesondere im Mittelalter infolge verstärkter
Rodungstätigkeiten zur Ablagerung und überdecken ältere Flußsedimente, die
überwiegend aus Kies und Sand bestehen (vgl. GRUPE 1929).
Quellgewässer
Am Hangfuß des Ziegenbergs finden sich mehrere z. T.
flächige Quellaustritte. Das Grundwasser staut sich auf dem Horizont zwischen
dem tonig verwitternden Röt (Oberer Buntsandstein), der den Unterhang des
Ziegenbergs bildet, und dem darüber liegenden durchlässigen Wellenkalk
(Unterer Muschelkalk). Diese Stauschicht befindet sich etwa in der Hangmitte des
Ziegenbergs. Der unterhalb anstehende Röt wird jedoch überwiegend vom
Hangschutt des Wellenkalk überlagert, so daß das Wasser erst am Hangfuß
austritt und so genannte "Schuttquellen" bildet (vgl. MÜLLER 1985). Die meisten Quellaustritte liegen im Bereich des Waldrandes, sie wurden im Rahmen des Ausbaus der am Waldrand entlangführenden Asphaltstrasse eingefaßt oder verrohrt. Sie münden nach meist kurzer Fließstrecke in den Hechtgraben.
Hecht- und Holzgraben
Hecht- und Holzgraben (Abb. 1, Nr. 1)
durchziehen als Randsenkenbäche den Taubenborn von Süden nach Norden. Beide
Wasserläufe wurden zu Drainagezwecken begradigt und streckenweise grabenartig
ausgebaut. Sie werden gespeist vom Hangdruckwasser des Ziegen- und des
Brunsbergs, das teils unterirdisch über das Grundwasser, teils überirdisch
durch die Quellaustritte in die Aue der Weser gelangt. Die Wasserstände von
Hecht- und Holzgraben korrespondieren direkt mit dem Grundwasserspiegel der
Randsenke und unterliegen daher z. T. sehr starken Schwankungen. Kleinräumig
können sich insbesondere bei niedrigen Wasserständen wasserführende mit
trockengefallenen Bereichen abwechseln. Auch Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe
und Breite der Wasserläufe variieren stark. In unmittelbarer Nachbarschaft zu
den Gräben finden sich wechselfeuchte Grünlandbereiche, die bei hohen Wasserständen
großflächig überflutet werden (s. u.). Die Vegetation der Gräben wird überwiegend
aus Röhrichten des Rohrglanzgrases (Phalaris arundinacea),
Beständen der Wasserkresse (Rorippa amphibia),
des Wasserschwadens (Glyceria maxima)
und des Flutenden Schwadens (Glyceria fluitans)
gebildet. Zahlreiche Kopfweiden, insbesondere der Silberweide (Salix alba),
säumen den Hechtgraben. Im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes finden
sich stellenweise Weidengebüsche, die Relikte der ehemals großflächig in der
Niederung verbreiteten Weichholzauenvegetation bilden.
Vielerorts wurden in der Oberweserniederung Gräben und Bäche
früher auch zur Fischzucht genutzt, worauf der Name "Hechtgraben" hinweist.
Insbesondere finden sich solche Gewässer in der Umgebung ehemaliger Klöster,
da die Fische den Mönchen als Fastenspeise dienten (MERKEL
1941 in DÖRFER 1995). Punktuell wurden die Grabensysteme teichartig
erweitert, um eine permanente Wasserführung zu gewährleisten. Auch im
Taubenborn finden sich an einigen Stellen kleinere kolkartige Aufweitungen, die
auf eine solche ehemalige Nutzung hindeuten.
Weiher der "Grundlosen"
Im südwestlichen Bereich des Untersuchungsgebietes findet sich eine Gruppe von
mindestens 10 rundlichen Senken. Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um
Erdfälle, deren Entstehung auf Gips- oder Salzauslaugungen im Untergrund zurückzuführen
ist (vgl. AVERDIECK & PREYWISCH 1995).
Zwei dieser zumindest zeitweilig Wasser führenden Senken wurden im Rahmen dieser
Arbeit libellenkundlich untersucht (Abb. 1, Nr. 4 und 5). Auf der
Wasseroberfläche dieser durch Verlandungsprozesse gekennzeichneten Weiher
finden sich meist dichte Schwimmdecken aus der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor)
und dem Schwimmlebermoos (Rhiciocarpus natans). Die Verlandungsbereiche werden von dichten Beständen des Wasserschwadens (Glyceria maxima)
und von Großseggenbeständen besiedelt. Letztere werden überwiegend aus der
Ufersegge (Carex riparia)
gebildet. Unmittelbar angrenzend finden sich Erlenforste. Von den ursprünglich
10 bei AVERDIECK & PREYWISCH (1995)
verzeichneten Weihern sind noch 8 verblieben, zwei sind durch den Kiesabbau im
westlichen Abgrabungsgewässer zerstört worden. 1974 wurden die Grundlosen als
Naturdenkmal ausgewiesen.
Abgrabungsgewässer
Im zentralen Teil des Untersuchungsgebietes liegen
insgesamt vier Abgrabungsgewässer mit Größen zwischen 0,5 und 7,5 ha
(Gewässer Nr. 3), von denen das westliche (Nr. 2) intensiv
libellenkundlich untersucht wurde (vgl. Kap. 3).
Abgrabungsgewässer 2 weist bei einer Größe von
etwa 4 ha Wassertiefen von bis zu 6 m im südlichen und bis zu 3 m
im nördlichen Teil auf (Lotmessungen durch Mitzka
1990). Während im nördlichen und westlichen Teil des Gewässers relativ
flache Ufer zu finden sind, weisen Ost- und Südufer steilere Böschungen auf.
Das Gewässer korrespondiert direkt mit dem Grundwasserspiegel der Randsenke und
unterliegt daher z. T. beträchtlichen Wasserschwankungen, die bis über
1,0 m im Jahresverlauf betragen können.
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Abb. 3: Westufer des Abgrabungsgewässers 2 mit Beständen der Gelben
Schwertlilie (Iris pseudacorus) und auf den Stock gesetzten Erlen
(Alnus glutinosa) |
Das Gewässer entstand in seiner heutigen Ausprägung
durch Kiesabbau Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre im Bereich zweier
Grundlosen-Weiher und des Hechtgrabens. Seit der Beendigung des Kiesabbaus wird
das Gewässer stellenweise intensiv beangelt und in regelmäßigen Abständen
mit Jungfischen besetzt. Die Ufer weisen infolge der entsprechenden
Trittbelastung vegetationsarme bis -freie Abschnitte auf. Die Zufütterung der
Fische führt außerdem zu Nährstoffeinträgen. Stellenweise finden sich am
Ufer Bauschuttablagerungen.
Die submerse Vegetation weist insbesondere in Ufernähe eine meist hohe
Deckung auf. Der Echte Wasserschlauch (Utricularia
vulgaris agg.) bildet Massenbestände. Darüber hinaus finden sich folgende
Arten in größeren Beständen:
Gewöhnliche Armleuchteralge (Chara vulgaris)
Nuttall‘s Wasserpest (Elodea nuttallii)
Rauhes Hornblatt (Ceratophyllum demersum)
Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum)
Eine geschlossene Schwimmblattvegetation ist
nur im nordöstlichen Teil des Gewässers ausgebildet, hier finden sich auf
einer etwa 200 m² großen Fläche Bestände angepflanzter, nicht
heimischer Seerosen (Nymphaea)-Hybriden.
Andernorts ist eine schwimmende Vegetation nur in kleineren Beständen mit meist
geringer Deckung des Krausen Laichkrauts (Potamogeton crispus), des Wasserknöterichs (Polygonum
amphibium), des Echten Wasserschlauchs (Utricularia
vulgaris agg.) und von Grünalgen ausgebildet. Am Westufer bildet die
seltene Wasserfeder (Hottonia palustris)
stellenweise größere Bestände. Die Unterwasser- und die
Schwimmblattvegetation werden in regelmäßigen Abständen durch Angler in
erheblichem Umfang entfernt.
In den Flachwasserzonen wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen u. a.
der Einfache Igelkolben (Sparganium emersum), der Röhrige Wasserfenchel (Oenanthe
fistulosa), die Gewöhnliche Sumpfbinse (Eleocharis palustris) sowie die Wasser-Minze (Mentha
aquatica).
Aufgrund der starken Trittbelastung weisen die meisten Uferabschnitte eine geringe
Vegetationsbedeckung auf. In Bereichen mit einer flachen Uferneigung sind nur
vereinzelt kleine Röhrichte aus
Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia) ausgebildet. Außerdem finden sich kleinere Bestände der Blaugrünen und der Glanzfrüchtigen Binse (Juncus inflexus und J. articulatus) sowie
der Gelben Schwertlilie (Iris pseudacorus).
Insbesondere Uferabschnitte mit einer steilen Böschung
sind mit Erlen (Alnus glutinosa) bestanden. Die meisten von ihnen werden jährlich
auf den Stock gesetzt, so daß das Gewässer an diesen Stellen stark besonnt
ist. Darüber hinaus finden sich Anpflanzungen allochthoner Gehölzarten (z. B.
Fichte, Birke, Forsythie, Flieder und Obstgehölze).
Temporäre Gewässer
Im extensiv genutzten Grünland bestehen insbesondere während
längerer, oft wochen- oder monatelanger Überflutungen temporäre Gewässer.
Diese haben insbesondere für die vielen im Gebiet vorkommenden Amphibienarten
eine große Bedeutung als Laichplatz. Führen diese Gewässer auch im Früh- und
Spätsommer zumindest zeitweise Wasser, so werden sie auch von Libellen
besiedelt. Die Vegetation dieser temporär überstauten Bereiche wird
stellenweise von Flutrasen wie dem Knickfuchsschwanzrasen (Rumici-Alopecuretum geniculati)
gebildet.
Temporäre Gewässer finden sich auch im Bereich von
Bodenverdichtungen, so z. B. auf der Fläche des ehemaligen Kieswerks beim
östlichen Abgrabungsgewässer (Abb. 1, Nr. 3). Hier bilden sich nach
längeren Niederschlagsperioden bis 10 cm tiefe Tümpel, die teilweise von
Libellen besiedelt werden.
3 Material und Methoden
Die Untersuchungen wurden überwiegend in den Jahren 1989
(H.-D. Mitzka in MITZKA 1990) und 2001 (M. Lohr) durchgeführt.
Einzelbeobachtungen beider Autoren liegen aus den
Jahren 1995, 1997 und 2000 vor.
Die Bestimmung der Imagines erfolgte anhand von LEHMANN
& NÜß (1998), die der Exuvien anhand von HEIDEMANN
& SEIDENBUSCH (1993) sowie GERKEN
& STERNBERG (1999). Die Nomenklatur richtet sich nach BELLMANN
(1993).
Zur Erfassung der Libellenfauna erfolgten 1989 10
Begehungen zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober, 2001 insgesamt 13 Begehungen
zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober. Dabei wurden jeweils die Anzahl der
Imagines sowie Hinweise auf Bodenständigkeit für die einzelnen Probeflächen
und Gewässer notiert. Als Hinweise auf Bodenständigkeit wurden Larven- und
Exuvienfunde, Beobachtung von Territorialverhalten sowie Paarung und Eiablage
gewertet und jeweils getrennt erfaßt.
Intensiv auf jeweils mehreren Probeflächen wurde sowohl
1989 als auch 2001 das westliche Abgrabungsgewässer (Nr. 2) untersucht. Alle
weiteren Gewässer des Untersuchungsgebietes wurden mehrmals vor allem in den
Untersuchungsjahren 1989 und 2001 begangen. Zwischen Anfang Mai und Mitte August
2001 wurden außerdem auf Probeflächen des westlichen Abgrabungsgewässers
jeweils 13 Exuvienaufsammlungen gemacht.
weiter
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