Die Libellenfauna der Weserrandsenke "Taubenborn" 
bei Höxter ( Insecta: Odonata )*

Mathias Lohr und Hanns-Dieter Mitzka

* aus dem Lehrgebiet Tierökologie, Fachhochschule Höxter, Fachbereich 7, An der Wilhlmshöhe 44, 37671 Höxter

EGGE-WESER Band 14 Seiten 031-050 2001

1 Einleitung

Zwischen der Nethemündung im Süden und Holzminden im Norden liegen in einer Talaufweitung der Oberweserniederung mehrere ausgedehnte Flutrinnen- und Randsenkenkomplexe. Die Weser windet sich hier in mehreren Flußschlingen durch die streckenweise mehr als 1,5 km breite Aue. Etwa 2 km südlich von Höxter liegt am Fuße des Ziegen- und des Brunsbergs in einer Randsenke der Oberweserniederung der "Taubenborn" und die "Grundlosen".

Der Ziegenberg - bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts Gegenstand einer intensiven naturkundlichen Erforschung – gilt unter Botanikern als "wahres Pflanzenparadies" und ist überregional bekannt für das Vorkommen seltener, wärmebedürftiger Pflanzen- und Tierarten. Einige dieser Arten erreichen im Oberwesergebiet die Nordgrenze ihrer Verbreitung und haben hier ihren einzigen bekannten Fundort in Westfalen (vgl. RUNGE 1978, HAEUPLER 1983).

Die unmittelbar angrenzende Randsenke der Oberweserniederung im Bereich des "Taubenborn" und der "Grundlosen" hingegen rückte erst seit den 1970er Jahren ins nähere Interesse der Naturkundler (vgl. AVERDIECK & PREYWISCH 1995). Seitdem ist das Gebiet auch im Rahmen zahlreicher Studien- und Diplom- und Forschungsarbeiten der Universität Paderborn / Fachhochschulabteilung Höxter ausführlich untersucht worden (z. B. MITZKA 1990, BÖTTCHER et al. 1993, RICHTER 1996). All diese Untersuchungen belegen eindrucksvoll die hohe Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz. Insbesondere das Vorkommen z. T. sehr unterschiedlicher Lebensräume auf engstem Raum – trocken-warmer Standorte am Ziegenberg und den Rabenklippen, eher kühler, wechselfeuchter Standorte in der Weserrandsenke - bewirkt eine Standortvielfalt, die einzigartig ist. Dabei bestehen sehr enge Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Teillebensräumen des Gebietes, da viele Tierarten während ihres Lebenszyklus z. T. sehr unterschiedliche Teilhabitate innerhalb dieses Lebensraumkomplexes nutzen.

Der Ziegenberg mit den Rabenklippen wurde bereits 1930 unter Naturschutz gestellt (RUNGE 1978). Nachdem 1995 die Ökologische Arbeitsgemeinschaft der Uni Paderborn, Abteilung Höxter, die Ausweisung des Taubenborns als Naturschutzgebiet beantragt hatte, wurde dieser Vorschlag im Entwurf des Landschaftsplanes Nr. 1 "Wesertal mit Fürstenauer Bergland" (Nov. 1997) aufgenommen. Momentan unterliegt der größte Teil des Taubenborns dem Schutzstatus "Landschaftsschutzgebiet", die Grundlosen sind seit 1974 als Naturdenkmal geschützt. Im Gebiet kommen bedeutende Populationen mehrerer so genannter "FFH-Arten" und "–Lebensräume" vor. Hierbei handelt es sich um Arten und Lebensräume, für die die Mitgliedsstaaten der EU gemäß der "FFH-Richtlinie" Schutzgebiete ausweisen müssen. Im Taubenborn sind dies z. B. Kammolch und Hirschkäfer sowie Erlen-Eschen- und Weichholz-Auenwälder. Das Gebiet wurde daher Ende 2000 von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens als FFH-Gebiet gemeldet.

Aktuell ist der Taubenborn jedoch bedroht durch den Neu- bzw. Ausbau der B64/B83. Zwei der drei zur Auswahl stehenden Trassen führen durch das Gebiet. Fällt die Wahl auf eine der beiden Trassen, so gehen nicht nur wertvolle Lebensräume im Bereich des temporär überfluteten, extensiven Grünlands verloren, sondern es werden auch die Lebensräume vieler Tierarten wie z. B. des Kammolch zerschnitten.

 

Im folgenden werden die Ergebnisse mehrjähriger libellenkundlicher Untersuchungen des Taubenborn dargestellt und die naturschutzfachliche Bedeutung des Gebietes exemplarisch für die Libellen aufgezeigt. 

2 Das Untersuchungsgebiet und seine Gewässer

2.1 Lage des Untersuchungsgebietes

Das Untersuchungsgebiet umfaßt etwa 75 ha und liegt in der als "Taubenborn" bezeichneten Randsenke der Oberweserniederung 2 km südlich von Höxter (Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen, Meßtischblatt 4222). Das Untersuchungsgebiet gehört zur naturräumlichen Einheit "Holzmindener Wesertal (367)" (Preywisch 1981). Am Fuß des Ziegenbergs gelegen bildet es den westlichen Teil der so genannten "Godelheimer Seen". Hierbei handelt es sich um einen zum Teil noch im Betrieb befindlichen Abgrabungskomplex, der sich links der Weser auf deren Niederterrasse zwischen den Ortschaften Höxter und Godelheim erstreckt.

Im Norden wird das Untersuchungsgebiet vom Hangfuß des Ziegenbergs, im Osten von der Bahnlinie Altenbeken-Kreiensen, im Süden von einem Wirtschaftsweg und im Westen von einem Bundeswehr-Schießstand begrenzt (Abb. 1). Es umfaßt im nördlichen und östlichen Teil den Hangfuß des Ziegenbergs und einen extensiv bewirtschafteten Grünlandkomplex, der von zwei überwiegend grundwassergespeisten Randsenkenbächen, dem Hecht- und dem Holzgraben, durchzogen wird. Im zentralen und im südlichen Teil finden sich heute mehrere Abgrabungsgewässer, ein Erlenwaldkomplex mit mehreren flachen Weihern, den so genannten "Grundlosen", sowie Fichten- und Pappelforste.

Untersuchungsgebiet sowie Lage und Nummerierung der untersuchten Gewässer

Abb. 1:   Das Untersuchungsgebiet sowie Lage und Nummerierung der untersuchten Gewässer (aus MITZKA 1990, verändert; Maßstab 1:10.000)

2.2 Klima

Das Holzmindener Wesertal, zu dem auch das Untersuchungsgebiet zählt, liegt im Regenschatten des Eggegebirges und des Brakeler Berglandes und weist mit etwa 750 bis 800 mm einen deutlich niedrigeren mittleren Jahresniederschlag auf als das umgebende Bergland (MAASJOST 1981).
Das langjährige Mittel der Lufttemperatur beträgt etwa 8,5°C, wobei die mittlere Lufttemperatur im Januar zwischen 0 und 1°C und im Juli zwischen 17 und 18°C liegt (Periode 1931-1960, SCHIRMER 1976). Aufgrund der Lage in der Randsenke des Wesertals kommt es insbesondere in Strahlungsnächten zur Bildung größerer Kaltluftseen, eine erhöhte Nebelbildung ist die Folge. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Bahndamm, der das Gebiet im Osten begrenzt. Das Gebiet liegt geschützt im Windschatten des Ziegen- und des Brunsberges, die die hauptsächlich aus Westen wehenden Winde abschwächen. Es weist daher gegenüber benachbarten Bereichen der Weserniederung oftmals höhere Temperaturen auf. 

2.3 Überflutungsgeschehen

Bei steigenden Wasserständen der Weser staut sich zunächst das von den Hängen zuströmende Grund- und Oberflächenwasser an. Dies führt zunächst insbesondere im Bereich des Hecht- und des Holzgrabens zu einem Rückstau des abfließenden Wassers, so daß sich schon vor einer direkten Überflutung des Gebietes durch die Weser ausgedehnte Wasserflächen in den Grünlandbereichen bilden können. Auch die Wasserstände der Abgrabungsgewässer und der "Grundlosen" korrespondieren mit den Grundwasserständen. Bei sehr hohen Wasserständen der Weser erfolgt dann eine direkte Überflutung von stromabwärts über einen Durchlaß des Hechtgrabens durch den Bahndamm, so daß es dann zu großflächigen Überflutungen im gesamten Bereich des Taubenborn kommt.

Das Überflutungsgeschehen ist durch den Bau des Eisenbahndamms um etwa 1864 stark beeinflußt worden. Auf Luftbildern sind im Bereich des z.T. durch den Kiesabbau zerstörten Grünlandes Flutrinnen zu erkennen, die von einer ehemaligen Überflutung auch von stromaufwärts zeugen. Diese Verbindungen sind durch den Bahndamm weitgehend abgeschnitten worden. Trotzdem ist durch die direkte Verbindung des Hechtgrabens mit der Weserniederung eine randsenkentypische Überflutungsdynamik erhalten geblieben.

Ueberflutetes Gruenland ...

Abb. 2: Überflutetes Grünland des "Taubenborn" bei Hochwasser

2.4 Die Gewässer des Untersuchungsgebietes und ihre Entstehungsgeschichte

Randsenken sind die Randbereiche der durch das Überflutungsgeschehen geprägten Aue. Flußfern werden hier bei Hochwasser vergleichsweise feine Sedimente abgelagert, da die Transportkraft des Wassers in diesen Bereichen gering ist. Randsenken liegen daher meist tiefer als die flußnahen Bereiche, in denen größere Mengen grobkörniger Sedimente zur Ablagerung gelangen. Geprägt sind Randsenkenbereiche daher durch relativ hoch anstehendes Grundwasser, das zeitweise über Flur ansteigen kann (GERKEN 1988). Aufgrund dieser Tatsache ist bis heute insbesondere im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes eine extensive Grünlandnutzung erhalten.

Wie die gesamte Oberweserniederung ist die Randsenke des Taubenborn geprägt durch großflächige Auelehmablagerungen, die durchschnittlich 2,5 m, im Bereich der Godelheimer Seen jedoch bis zu 8 m Mächtigkeit erreichen können (BUSCHMANN 1988). Sie gelangten insbesondere im Mittelalter infolge verstärkter Rodungstätigkeiten zur Ablagerung und überdecken ältere Flußsedimente, die überwiegend aus Kies und Sand bestehen (vgl. GRUPE 1929). 

Quellgewässer

Am Hangfuß des Ziegenbergs finden sich mehrere z. T. flächige Quellaustritte. Das Grundwasser staut sich auf dem Horizont zwischen dem tonig verwitternden Röt (Oberer Buntsandstein), der den Unterhang des Ziegenbergs bildet, und dem darüber liegenden durchlässigen Wellenkalk (Unterer Muschelkalk). Diese Stauschicht befindet sich etwa in der Hangmitte des Ziegenbergs. Der unterhalb anstehende Röt wird jedoch überwiegend vom Hangschutt des Wellenkalk überlagert, so daß das Wasser erst am Hangfuß austritt und so genannte "Schuttquellen" bildet (vgl. MÜLLER 1985). Die meisten Quellaustritte liegen im Bereich des Waldrandes, sie wurden im Rahmen des Ausbaus der am Waldrand entlangführenden Asphaltstrasse eingefaßt oder verrohrt. Sie münden nach meist kurzer Fließstrecke in den Hechtgraben. 

Hecht- und Holzgraben

Hecht- und Holzgraben (Abb. 1, Nr. 1) durchziehen als Randsenkenbäche den Taubenborn von Süden nach Norden. Beide Wasserläufe wurden zu Drainagezwecken begradigt und streckenweise grabenartig ausgebaut. Sie werden gespeist vom Hangdruckwasser des Ziegen- und des Brunsbergs, das teils unterirdisch über das Grundwasser, teils überirdisch durch die Quellaustritte in die Aue der Weser gelangt. Die Wasserstände von Hecht- und Holzgraben korrespondieren direkt mit dem Grundwasserspiegel der Randsenke und unterliegen daher z. T. sehr starken Schwankungen. Kleinräumig können sich insbesondere bei niedrigen Wasserständen wasserführende mit trockengefallenen Bereichen abwechseln. Auch Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe und Breite der Wasserläufe variieren stark. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Gräben finden sich wechselfeuchte Grünlandbereiche, die bei hohen Wasserständen großflächig überflutet werden (s. u.). Die Vegetation der Gräben wird überwiegend aus Röhrichten des Rohrglanzgrases (Phalaris arundinacea), Beständen der Wasserkresse (Rorippa amphibia), des Wasserschwadens (Glyceria maxima) und des Flutenden Schwadens (Glyceria fluitans) gebildet. Zahlreiche Kopfweiden, insbesondere der Silberweide (Salix alba), säumen den Hechtgraben. Im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes finden sich stellenweise Weidengebüsche, die Relikte der ehemals großflächig in der Niederung verbreiteten Weichholzauenvegetation bilden. Vielerorts wurden in der Oberweserniederung Gräben und Bäche früher auch zur Fischzucht genutzt, worauf der Name "Hechtgraben" hinweist. Insbesondere finden sich solche Gewässer in der Umgebung ehemaliger Klöster, da die Fische den Mönchen als Fastenspeise dienten (MERKEL 1941 in DÖRFER 1995). Punktuell wurden die Grabensysteme teichartig erweitert, um eine permanente Wasserführung zu gewährleisten. Auch im Taubenborn finden sich an einigen Stellen kleinere kolkartige Aufweitungen, die auf eine solche ehemalige Nutzung hindeuten. 

Weiher der "Grundlosen"

Im südwestlichen Bereich des Untersuchungsgebietes findet sich eine Gruppe von mindestens 10 rundlichen Senken. Hierbei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Erdfälle, deren Entstehung auf Gips- oder Salzauslaugungen im Untergrund zurückzuführen ist (vgl. AVERDIECK & PREYWISCH 1995).

Zwei dieser zumindest zeitweilig Wasser führenden Senken wurden im Rahmen dieser Arbeit libellenkundlich untersucht (Abb. 1, Nr. 4 und 5). Auf der Wasseroberfläche dieser durch Verlandungsprozesse gekennzeichneten Weiher finden sich meist dichte Schwimmdecken aus der Kleinen Wasserlinse (Lemna minor) und dem Schwimmlebermoos (Rhiciocarpus natans). Die Verlandungsbereiche werden von dichten Beständen des Wasserschwadens (Glyceria maxima) und von Großseggenbeständen besiedelt. Letztere werden überwiegend aus der Ufersegge (Carex riparia) gebildet. Unmittelbar angrenzend finden sich Erlenforste. Von den ursprünglich 10 bei AVERDIECK & PREYWISCH (1995) verzeichneten Weihern sind noch 8 verblieben, zwei sind durch den Kiesabbau im westlichen Abgrabungsgewässer zerstört worden. 1974 wurden die Grundlosen als Naturdenkmal ausgewiesen. 

Abgrabungsgewässer

Im zentralen Teil des Untersuchungsgebietes liegen insgesamt vier Abgrabungsgewässer mit Größen zwischen 0,5 und 7,5 ha (Gewässer Nr. 3), von denen das westliche (Nr. 2) intensiv libellenkundlich untersucht wurde (vgl. Kap. 3). Abgrabungsgewässer 2 weist bei einer Größe von etwa 4 ha Wassertiefen von bis zu 6 m im südlichen und bis zu 3 m im nördlichen Teil auf (Lotmessungen durch Mitzka 1990). Während im nördlichen und westlichen Teil des Gewässers relativ flache Ufer zu finden sind, weisen Ost- und Südufer steilere Böschungen auf. Das Gewässer korrespondiert direkt mit dem Grundwasserspiegel der Randsenke und unterliegt daher z. T. beträchtlichen Wasserschwankungen, die bis über 1,0 m im Jahresverlauf betragen können.

Abb. 3:   Westufer des Abgrabungsgewässers 2 mit Beständen der Gelben Schwertlilie (Iris pseudacorus) und auf den Stock gesetzten Erlen (Alnus glutinosa)

Das Gewässer entstand in seiner heutigen Ausprägung durch Kiesabbau Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre im Bereich zweier Grundlosen-Weiher und des Hechtgrabens. Seit der Beendigung des Kiesabbaus wird das Gewässer stellenweise intensiv beangelt und in regelmäßigen Abständen mit Jungfischen besetzt. Die Ufer weisen infolge der entsprechenden Trittbelastung vegetationsarme bis -freie Abschnitte auf. Die Zufütterung der Fische führt außerdem zu Nährstoffeinträgen. Stellenweise finden sich am Ufer Bauschuttablagerungen.

Die submerse Vegetation weist insbesondere in Ufernähe eine meist hohe Deckung auf. Der Echte Wasserschlauch (Utricularia vulgaris agg.) bildet Massenbestände. Darüber hinaus finden sich folgende Arten in größeren Beständen: 

    Gewöhnliche Armleuchteralge (Chara vulgaris)
    Nuttall‘s Wasserpest (Elodea nuttallii)
    Rauhes Hornblatt (Ceratophyllum demersum)
    Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum)

Eine geschlossene Schwimmblattvegetation ist nur im nordöstlichen Teil des Gewässers ausgebildet, hier finden sich auf einer etwa 200 m² großen Fläche Bestände angepflanzter, nicht heimischer Seerosen (Nymphaea)-Hybriden.
Andernorts ist eine schwimmende Vegetation nur in kleineren Beständen mit meist geringer Deckung des Krausen Laichkrauts (Potamogeton crispus), des Wasserknöterichs (Polygonum amphibium), des Echten Wasserschlauchs (Utricularia vulgaris agg.) und von Grünalgen ausgebildet. Am Westufer bildet die seltene Wasserfeder (Hottonia palustris) stellenweise größere Bestände. Die Unterwasser- und die Schwimmblattvegetation werden in regelmäßigen Abständen durch Angler in erheblichem Umfang entfernt.

In den Flachwasserzonen wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen u. a. der Einfache Igelkolben (Sparganium emersum), der Röhrige Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), die Gewöhnliche Sumpfbinse (Eleocharis palustris) sowie die Wasser-Minze (Mentha aquatica).

Aufgrund der starken Trittbelastung weisen die meisten Uferabschnitte eine geringe Vegetationsbedeckung auf. In Bereichen mit einer flachen Uferneigung sind nur vereinzelt kleine Röhrichte aus Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia) ausgebildet. Außerdem finden sich kleinere Bestände der Blaugrünen und der Glanzfrüchtigen Binse (Juncus inflexus und J. articulatus) sowie der Gelben Schwertlilie (Iris pseudacorus).

Insbesondere Uferabschnitte mit einer steilen Böschung sind mit Erlen (Alnus glutinosa) bestanden. Die meisten von ihnen werden jährlich auf den Stock gesetzt, so daß das Gewässer an diesen Stellen stark besonnt ist. Darüber hinaus finden sich Anpflanzungen allochthoner Gehölzarten (z. B. Fichte, Birke, Forsythie, Flieder und Obstgehölze).

Temporäre Gewässer

Im extensiv genutzten Grünland bestehen insbesondere während längerer, oft wochen- oder monatelanger Überflutungen temporäre Gewässer. Diese haben insbesondere für die vielen im Gebiet vorkommenden Amphibienarten eine große Bedeutung als Laichplatz. Führen diese Gewässer auch im Früh- und Spätsommer zumindest zeitweise Wasser, so werden sie auch von Libellen besiedelt. Die Vegetation dieser temporär überstauten Bereiche wird stellenweise von Flutrasen wie dem Knickfuchsschwanzrasen (Rumici-Alopecuretum geniculati) gebildet.

Temporäre Gewässer finden sich auch im Bereich von Bodenverdichtungen, so z. B. auf der Fläche des ehemaligen Kieswerks beim östlichen Abgrabungsgewässer (Abb. 1, Nr. 3). Hier bilden sich nach längeren Niederschlagsperioden bis 10 cm tiefe Tümpel, die teilweise von Libellen besiedelt werden. 

3 Material und Methoden

Die Untersuchungen wurden überwiegend in den Jahren 1989 (H.-D. Mitzka in MITZKA 1990) und 2001 (M. Lohr) durchgeführt. Einzelbeobachtungen beider Autoren liegen aus den Jahren 1995, 1997 und 2000 vor.
Die Bestimmung der Imagines erfolgte anhand von LEHMANN & NÜß (1998), die der Exuvien anhand von HEIDEMANN & SEIDENBUSCH (1993) sowie GERKEN & STERNBERG (1999). Die Nomenklatur richtet sich nach BELLMANN (1993).
Zur Erfassung der Libellenfauna erfolgten 1989  10 Begehungen zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober, 2001 insgesamt 13 Begehungen zwischen Anfang Mai und Mitte Oktober. Dabei wurden jeweils die Anzahl der Imagines sowie Hinweise auf Bodenständigkeit für die einzelnen Probeflächen und Gewässer notiert. Als Hinweise auf Bodenständigkeit wurden Larven- und Exuvienfunde, Beobachtung von Territorialverhalten sowie Paarung und Eiablage gewertet und jeweils getrennt erfaßt.
Intensiv auf jeweils mehreren Probeflächen wurde sowohl 1989 als auch 2001 das westliche Abgrabungsgewässer (Nr. 2) untersucht. Alle weiteren Gewässer des Untersuchungsgebietes wurden mehrmals vor allem in den Untersuchungsjahren 1989 und 2001 begangen. Zwischen Anfang Mai und Mitte August 2001 wurden außerdem auf Probeflächen des westlichen Abgrabungsgewässers jeweils 13 Exuvienaufsammlungen gemacht.

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