Von Meinolf SÖKEFELD und Walter KÖBLE
Abb. 1: Schlagzeile und Bild mit der neuen Info-Tafel aus dem Westfalen-Blatt vom 05.11.2008. Im Bild (v. li.): Frank Grawe, Florian Hegemann, Meinolf Sökefeld, Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff.
Abb. 2: "Der Blaue Adler". Hier realisieren Bürger mit Hilfe der Allianz-Vertretungen gute Ideen für lokale Kleinprojekte und geben damit vorbildliche Beispiele für praktiziertes Umweltbewusstsein." (Allianz-Umweltstiftung 2007, S. 99; Logo © Allianz-Umweltstiftung)
Als am xx.xx.2008 die Info-Tafel im Satzer Moor endlich stand, konnte zur Kür geschritten werden: feierlich eröffneten die verschiedenen "Väter" dieser Info-Tafel ein gelungenes Werk und setzten damit einen Meilenstein, aber keineswegs den Endpunkt der langjährigen Aktivitäten des Vereins "Naturschutz aktiv" in diesem Naturschutz- und Natura-2000-Gebiet zwischen Bad Driburg und Herste.
Hauptdank anlässlich der Tafel-Einweihung galt dem großzügigen Spender, der Allianz-Stiftung "Blauer Adler" und dem Allianz-Büro Hegemann aus Bad Driburg, die mit ihrem finanziellen Beitrag ermöglichten, ein Vielfaches an Geldwert ehrenamtlicher Stunden in Wert zu setzen.
Denn viele waren beteiligt an dieser Tafel. Naturschutz aktiv baute die Holzkonstruktion und Fundamente, errichtete das Ganze vor Ort und Stelle im Satzer Moor. Die Landschaftsstation im Kreis Höxter gestaltete mit wissenschaftlichen Texten, aktueller und historischer Karte und vielen anschaulichen Bildern den Inhalt der Tafel. Außerdem organisierte das layout durch die Designerin Christiane Sasse aus Lamerden und den Druck durch die Druckerei Conze in Borgentreich. Kreis Höxter und Stadt Bad Driburg steuerten nicht nur die unumgänglichen Genehmigungen für dieses "Bauvorhaben an der Grenze eines Naturschutzgebiets" bei.
Und der Verein Naturschutz aktiv schuf für die Spende der Allianz-Stiftung spontan noch eine Sitzgruppe aus Eichenholz zum Ausruhen nach dem Lesen der spannenden Erläuterungen.
Abb. 3: Beim Einsatz im Satzer Moor – Aktive des Vereins Naturschutz aktiv (Foto: Meinolf Sökefeld)
Das Satzer Moor ist inzwischen einer der Schwerpunkte der Aktivitäten des Vereins Naturschutz aktiv geworden. Seit Neujahr 2008 haben die Vereinsmitglieder in über 200 Stunden ehrenamtlicher Arbeit zwei völlig zugewucherte ehemalige Torflagerbecken entbuscht.
Viele Namen hatte zwischen Bad Driburg/Alhausen und Herste gelegene das Moorgebiet an der Aa, die aktuelle Schreibung mit einem "A" richtet sich nach der NSG-Bezeichnung durch die ausweisende Bezirksregierung Detmold 2003.
Ursprünglich bedeckten Bruch- und Auenwälder den Talraum der Aa. Wann diese gerodet und in Weideflächen für das Nutzvieh umgewandelt wurden, lässt sich nicht genau datieren - spätestens im hohen Mittelalter dürfte dies der Fall gewesen sein. Alte Kartenwerke zeigen, dass 1838 die Aabachniederung von ausgedehnten Nasswiesen und kleinen Niedermooren dominiert wurde. Gehölze waren zu dieser Zeit so gut wie nicht mehr anzutreffen.
Abb. 4: Historische Karte von 1838 mit Lage des heutigen NSG "Satzer Moor" (Änderungen: Walter Köble; © Geobasisdaten_ Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2008)
Mit der Entwicklung effizienter Drainagen im 19. Jahrhundert wurden die für die Landwirtschaft schlecht nutzbaren nassen Wiesen Schritt für Schritt trocken gelegt, so dass heute weite Bereiche des Talraumes ackerbaulich genutzt werden können.
Vor allem die Niedermoore ließen sich mit einem vertretbaren Aufwand nicht "kultivieren" - sie fielen aus der landwirtschaftlichen Nutzung oder wurden einer neuen Nutzung zugeführt: Der Gräfliche Kurbetrieb in Bad Driburg stach hier Niedermoortorf, um ihn zu Kurmittelzwecken zu nutzen.
Das Profil der 0,5 bis 3 m mächtigen Torfschicht zitiert NOLTE (1966, S. 40) nach FRICKE derart:
Der Huminsäuregehalt beträgt nach Dr. BENADE, Berlin 18,1 % der Grundsubstanz, der Gesamtgehalt hydrolysierbarer Stoffe 13,56 % bei einem Mineralgehalt zwischen 30 und 50 % (NOLTE 1966, S. 40).
Auch richtete der umtriebige Caspar Heinrich VON SIERSTORPFF 1813 eine Schwefelquelle bei der Satzer Mühle ein (SIMON 1966, S. 246). Da die Ressourcen nur wenig ergiebig waren, musste aber bald auf Hochmoortorfe aus dem Kreis Minden-Lübbecke zurückgegriffen werden.
Nach medizinischem Gebrauch (Moorpackungen etc.) wurde das Material wieder ins Satzer Moor zurückgebracht, um es dort in speziell angelegten Torfbecken zwischen zulagern. Nach mehrjähriger Regenerationszeit kann das Torfsubstrat erneut genutzt werden.
Bis 1988 dienten große Bereiche des heutigen Naturschutzgebietes dieser Nutzung. Danach blieben die Torfbecken sich selbst überlassen. Viele der Becken sind zwischenzeitlich von dichten Weidengebüschen oder Röhrichtbeständen bedeckt. Einige wenige sind aber noch baumfrei und weisen Pflanzenarten auf, die eigentlich in den Hochmooren Norddeutschlands anzutreffen sind. Hierzu gehören z. B. der Rundblättrige Sonnentau oder die Glocken-Heide.
Abb. 5: Zustand des NSG "Satzer Moor" im Jahr 2006 (Kartographie: Walter Köble)
Heute finden sich auf einer Fläche von ca. 12 ha Feuchtwiesen, Röhrichte, kleinflächige Niedermoore und größere Feuchtwälder. Aufgrund der Seltenheit und Gefährdung dieser Biotope wurde das Gebiet im Jahre 2003 unter gesetzlichen Schutz gestellt.
An mehreren Stellen, an denen kalkreiches und gleichzeitig nährstoffarmes Wasser an die Oberfläche tritt, konnten sich sog. Kalkquellsümpfe ausbilden. Letztere sind in ganz Europa ausgesprochen selten, so dass das Gebiet auch europaweiten Schutz genießt. Es ist als FFH-Gebiet Bestandteil des europäischen Naturerbes NATURA 2000.
ALLIANZ UMWELTSTIFTUNG (2006): Report – Die Allianz Umweltstiftung – Menschen – Ideen - Projekte. – Broschüre
GRAWE, F., B. BEINLICH, U. WYCISK & W. KÖBLE (Bearb., 2002): Pflege- und Entwicklungskonzept für das FFH-Gebiet und geplante NSG "Satzer Moor". – Unveröff. Gutachten der Landschaftsstation Diemel-Weser-Egge.
NOLTE, Gerhard (1966): Zur Geographie des Driburger Raumes. – In: Bad Driburg - Landschaft Geschichte Volkstum. Hrsg. von der Stadt, Gräflichen Kurverwaltung und dem Kur- und Verkehrsverein Bad Driburg. Paderborn, Bonifacius-Druckerei, S. 9-48.
SIMON, Theodor (1966): Die Geschichte des Bades in Driburg. – In: Bad Driburg - Landschaft Geschichte Volkstum. Hrsg. von der Stadt, Gräflichen Kurverwaltung und dem Kur- und Verkehrsverein Bad Driburg. Paderborn, Bonifacius-Druckerei, S. 233-265.
Anschriften der Verfasser: Meinolf Sökefeld Walburgastr. 3C 33014 Bad Driburg Walter Köble Landschaftsstation im Kreis Höxter e.V. Zur Specke 4 34434 Borgentreich koeble@landschaftsstation.de