Von Jürgen KRÄUTLE
Am 29.09.2008 hieß es für drei Mitglieder des NABU-Kreisverbands Höxter auf Wolfssuche gehen. Zusammen mit einem Kamerateam des WDR informierten sich Theo Elberich, Heinrich Hachmeier und Jürgen Kräutle über neueste Nachweise eines Wolfs im Reinhardswald.
Abb. 1: Auf den Spuren des Wolfs vom Reinhardswald: (vorne, v. li.) Förster Dr. Norbert TEUWSEN, Theo Elberich und Heinrich HACHMEIER, (hinten, v. li.) Ulrich HAUFE und Michael BLASCHKE.
Treffpunkt mit dem Kamerateam war Beverungen. Dieses Kamerateam, bestehend aus Michael BLASCHKE und Ulrich HAUFE, dreht unter anderem seit 12 Jahren für die Redaktion der WDR-Lokalzeit OWL (dienstags, 19:30 Uhr) Naturfilme von vier bis sechs Minuten Länge.
Von Beverungen ging es hinauf nach Langental, knapp jenseits der Landesgrenze Nordrhein-Westfalens in Hessen gelegen. Von hier hatten wir einen guten Ausblick auf den Reinhardswald. Die Kamera schwenkte über die Höhen des Waldes, um dem Fernsehzuschauer einen ersten Eindruck von dem Gebiet zu vermitteln, in das vor wenigen Monaten der Wolf zurückgekehrt ist. Leider schien an diesem Tag die Sonne nicht, so dass die Höhenzüge teilweise im Dunst verschwanden.
Da nicht damit zu rechnen war, ohne längere Ansitzzeiten einen Wolf in freier Natur vor die Kamera zu bekommen, ging es weiter zum Tierpark Sababurg. Hier lebt auf dem weiträumigen Gelände ein Wolfsrudel, das aus acht Tieren besteht. Nach einer Wartezeit von etwa einer Stunde kamen die Wölfe schließlich neugierig aus einer entfernten Ecke des Geheges, so dass sie gut zu filmen waren.
Abb. 2: Ulrich HAUFE filmt Michael BLASCHKE im Forstamt Reinhardshagen, umrahmt von Theo ELBERICH und Heinrich HACHMEIER.
Nun ging es zum eigentlichen Ort des Geschehens nach Reinhardshagen. Hier war ein Treffen vereinbart mit dem Förster Dr. Norbert TEUWSEN vom Hessischen Forstamt Reinhardshagen.
Anhand einer Karte erläuterte Dr. TEUWSEN die Erfahrungen, die inzwischen mit dem Wolf gemacht wurden. Auf der Karte waren etwa 20 Stellen markiert, an denen der Wolf nachweislich gesehen worden war, meist von Jägern. Das wurde mit Fotos belegt, teilweise mit dem Handy geschossen, eines davon durch ein Fernglas mit 15-facher Vergrößerung.
Der nördlichste Punkt, an dem der Wolf gesehen wurde, ist nur etwa 5 km von Bad Karlshafen entfernt.
Abb. 3+4: Wolf (Canis lupus) im Tierpark Sababurg.
Wölfe legen in einer Nacht mühelos bis zu 50 km zurück. Dabei stellen Flüsse wie die Weser kein Hindernis dar. Es ist also damit zu rechnen, dass vielleicht in nächster Zeit auch im Kreis Höxter oder an anderer Stelle in Ostwestfalen-Lippe der Wolf seinen (Wieder-)Einzug hält.
Auf unsere Fragen teilte Dr. TEUWSEN mit, es gäbe keine Probleme mit der Bevölkerung oder der Jägerschaft. Wichtig sei rechtzeitige und umfassende Information. Der Wolf ist ein scheues Tier, das den Menschen nicht angreift. Ein Umdenken muss allerdings bei den Schäfern und anderen Tierhaltern stattfinden. Nutztiere müssen durch Elektrozäune gesichert sein oder von Herdenschutzhunden bewacht werden. Im Gegensatz zu Hütehunden verteidigen letztere eine Herde Schafe gegen vier- wie auch zweibeinige Angreifer. Kommt es trotzdem zu Verlusten, so gibt es dafür von staatlicher Seite finanzielle Entschädigung.
Zum Abschluss des Drehtags ging es dann mitten hinein in den Reinhardswald, wo uns an Hand von Kotproben gezeigt wurde, dass tatsächlich ein Wolf hier heimisch geworden ist. Im Kot befanden sich Haare von Rehwild sowie verdaute Knochen, die auf den Wolf als Beutejäger schließen lassen. Die Kotproben werden nach Görlitz in Sachsen an der polnischen Grenze geschickt, um dort von Fachleuten begutachtet und untersucht zu werden. Dort in der Oberlausitz werden schon seit dem Jahr 2000 von nunmehr drei Wolfsfamilien Welpen geboren und aufgezogen.
Nach einem erlebnisreichen Tag hegen wir jetzt die Hoffnung, dass vielleicht in naher oder auch in fernerer Zukunft der Wolf den Weg zu uns, z. B. in die Egge, findet und waren gespannt auf den Filmbeitrag in der WDR-Lokalzeit.
Dieser wurde am 7. Oktober 2008 gesendet und kann als Beitrag der WDR-Mediathek im Internet unter der Adresse http://www.wdr.de/mediathek/html/regional /2008/10/07/lokbi_03.xml angesehen werden. In diesem 4:11 Minuten langen TV-Bericht kann man auch den Jäger und Fotografen Jochen DÖRBECKER live am Ansitz erleben: Er konnte als Erster den wildlebenden Wolf im Reinhardswald mit einem bestimmungstauglichen Foto belegen.
Anschrift des Verfassers: Jürgen Kräutle Knuttenberg 3 33034 Brakel j.kraeutle@web.de