Von Walter KÖBLE und Dörte SCHEFFLER
Abb. 1: Der neue Aussichtsturm jenseits des vom „Power-Zaun“ bewachten neuen Wisentgeheges.
Abb. 2: Zwei der drei Exkursionsleiter, Frank Grawe und Revierförster Christian Düll vom Regionalforstamt Hochstift.
Abb. 3: Abmarsch zur Exkursion (v. li.): Rudolf und David Singer, Burkhard Beinlich, Dirk Schiller.
Abb. 4: Aufbruch der großen Exkursionsgruppe – der Bierstand im Hintergrund ist noch nicht in Betrieb.
Abb. 6: Auch der NABU-Kreisverband Höxter ist am Stand vertreten.
Abb. 7: Wenn dann mal die Sonne schien oder der Regen aufgehört hatte, ist doch ganz schön Betrieb am Stand. Vor allem der Blick durchs Spektiv ist begehrt.
Es schüttet. Zu den spannendsten Beiträgen der Natur zum GEO-Tag gehört regelmäßig ein unpassendes Wetter: Unvergessen die sintflutartigen Regenfälle beim GEO-Tag 2004 im Heiligengeister Holz bei Bremerberg (Grawe 2005) oder die brütende Hitze in Höxter 2007, die an der Weser nicht ganz so brütend war, jedoch viele davon abhielt, überhaupt zu kommen. Dafür gab es auch dort rechtzeitig zum Mittagessen einen kräftigen Regenguss, der aber die Schwüle nicht vertreiben konnte (Köble & Grawe 2007b). Schönes Wetter gibt’s beim GEO-Tag vor allem dann, wenn er am „Ende der Welt“ stattfindet, wie z. B. am Schwiemelkopf 2006 (Köble & Grawe 2007a).
Hier aber, an der „Neuen Fütterung“ im Wisentgehege, schüttet es und wir, die am Stand und Treffpunkt verbliebenen Organisationsmitarbeitenden (Autorin und Autor, Dörte Scheffler und Walter Köble), retten uns in das große Zelt der Förster zu Würstchen und Wasser. Bilder machten wir aber nur in den Regenpausen, wegen der Qualität.
Es ist wieder der zweite Samstag im Juni: Traditioneller, von keiner Wettervorhersage zu trübender Termin des GEO-Tags der Artenvielfalt, bundesweit und im Kreis Höxter.
Diesmal befinden wir uns beim großen, zweitägigen Wisent-Fest anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Geheges und wollen hier den Besuchern des Festes die Vielfalt der Natur im östlichen Eggevorland näher bringen.
Erster Termin des Tages, noch bevor das v. a. am Sonntag (da regnete es nicht) gut besuchte, glänzende Fest losging, ist das Treffen zur Exkursion der Experten und Naturschutz-„Laien“ auf der Wiese unterhalb des neuen Wisentgeheges. 100 m nordwestlich hat der Forst in der vergangenen Woche einen stabilen Aussichtsturm aus Holz gebaut (Abb. 1). Von hier aus werden die nächsten Stunden immer wieder interessierte Augenpaare auf unseren Stand gerichtet sein.
Herr Singer hat seinen Enkel David mitgebracht (Abb. 3), und natürlich sind sie die Ersten, die den Schwarzstorch sehen, wie er durch das Tal segelt - leider zu schnell für die Fotografen.
Die vielleicht wichtigste Art dieses GEO-Tags der Artenvielfalt im Kreis Höxter steht direkt hinter unserem Stand: Der Wisent, dessen Gehege nunmehr seit 50 Jahren besteht/bestehen (Abb. 7).
Vögel (aufgezeichnet von David Singer)
Amsel Bachstelze Buchfink Buntspecht Dorngrasmücke Eichelhäher Gebirgsstelze Goldammer Heckenbraunelle Kleiber Kohlmeise Mauersegler Mäusebussard Mehlschwalbe Mönchsgrasmücke Neuntöter Rabenkrähe Rauchschwalbe Ringeltaube Rotkehlchen Rotmilan Schwarzstorch Singdrossel Sommergoldhähnchen Star Turmfalke Wacholderdrossel Wasseramsel Weidenmeise Wintergoldhähnchen Zaunkönig Zilpzalp
Abb. 5: Zwei Wisente warten an der „Neuen Fütterung“
Abb. 8: Auf dem Wisentfest schuf ein Kettensägenkünstler ein Wisentdenkmal – hier der Zustand am Samstagnachmittag.
Um das größte Landtier Europas nicht aussterben zu lassen - der letzte frei lebende Wisent wurde in Deutschland 1755 geschossen -, wurde 1958 das Wisentgehege von der Landesforstverwaltung eingerichtet. Dieses „alte“ Gehege hat eine Flächengröße von insgesamt 90 ha, mit 70 ha urwaldähnlichen Mischwäldern sowie 20 ha Wiesen und Freiflächen.
Die seit 50 Jahren in Hardehausen lebenden Wisente stammen von der Flachland-Kaukasus-Linie (LC), Nachkommen des letzten reinblütigen Vertreters des Bergwisents – des Bullen Nr. 100 „Kaukasus“ der kaukasischen Unterart. Die Namen der in Hardehausen geborenen Kälber fangen mit den Anfangsbuchstaben „Eg...“ an - das steht für Eggegebirge.
Westlich des „alten“ Wisentgeheges entstand im Jahre 2004 ein neues, ca. 80 ha großes Wisentgehege. Mit dieser Einrichtung soll ein weiterer Beitrag zum Erhalt dieser urigen Art geleistet werden. Nachkommen der reinblütigen Flachlandwisente aus der Flachland-Bialowieza-Linie (LB) bilden den Grundstock für die zweite, separat gehaltene Wisentherde.
In den Jahren 2004 und 2006 kamen jeweils vier dieser LB-Flachlandwisente in das neue Eingewöhnungsgatter. Nachkommen dieser Herde werden im Zuchtbuch mit den Anfangsbuchstaben „EI...“ geführt - in Anlehnung an den ehemaligen Hardehauser Eisenhammer.
(Quelle: www.wald-und-holz.nrw.de, Stichwort „Regionalforstamt Hochstift“, „Wisentgehege“)
GRAWE, F. (2005): Tag der Artenvielfalt im Heiligengeister Holz am 12.06.2004 – Beitr. Naturkunde Egge Weser 17: 145-149.
KÖBLE, W. & F. GRAWE (2007a): Tag der Artenvielfalt am 12.06.2006 im NSG „Schwiemelkopf. – Beitr. z. Naturkunde zw. Egge u. Weser 19: 137-140.
KÖBLE, W. & F. GRAWE (2007b): GEO-Tag der Artenvielfalt am 9. Juni 2007 an Weser und Weseraue zwischen Höxter, Godelheim und Boffzen. – Beitr. z. Naturkunde zw. Egge u. Weser 19: 60-69.
Anschrift der Verfasser: Walter Köble Dörte Scheffler Landschaftsstation im Kreis Höxter Zur Specke 4 34434 Borgentreich koeble@landschaftsstation.de scheffler@landschaftsstation.de