Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser 18 (2006)
Seite(n) 119-124

Keine Angst vor Hornissen

Von Theo Elberich

Im Jahr 2000 wurde ich durch einen Zufall auf den Hornissenschutz aufmerksam.

Ich betätigte mich zwar schon seit etwa 1980 aktiv im Naturschutz im Kreis Höxter, aber vor Hornissen hatte auch ich Angst, bedingt durch die früher übliche falsche Aufklärung. Die Warnung meiner Eltern, sieben Hornissen töten ein Pferd usw., klingt mir heute noch in den Ohren.

Als gelernter Tischler hatte ich bisher ehrenamtlich schon sehr viele Nisthilfen für den NABU-Kreisverband-Höxter gebaut.

So fing mein Hornissenschutz im NABU-Höxter an.

Ein Biologielehrer aus Höxter wollte im Jahr 2000 einen Hornissenkasten von mir gebaut haben, da er ein Hornissenvolk aus einem Meisenkasten in einen Hornissenkasten umsiedeln wollte. Die Vermittlung erfolgte über die ULB-Höxter, Herrn Peter Koehler. Ich baute gleich zwei Kästen, um einen für den NABU-Infostand zu haben. Da nun mein Interesse an Hornissen geweckt war informierte ich mich weiter. Thomas Büdenbender, zu der Zeit Schriftführer im NABU-Höxter, besorgte einiges aus dem Internet. Auch das Buch „Schützt die Hornissen“ von Robert Ripberger und Claus-Peter Hutter wurde angeschafft. Außerdem besorgte ich mir über Schwegler das Video „Wenn Hornissen umziehen“, von Robert Ripberger.

Nachdem ich mich mit der gesamten Lektüre und dem Video intensiv befaßt hatte war für mich die Wichtigkeit des Hornissenschutzes klar verständlich. Es wurden sofort 10 Hornissenkästen selber gebaut, die von der Bezirksregierung in Detmold bezuschußt wurden.

Bei einer Wehrführerbesprechung in der Feuerwehrleitstelle in Brakel und in der Presse wurde dann für den Hornissenschutz geworben, die Ungefährlichkeit und Nützlichkeit der Hornissen dargestellt. Auch wurden alle Ordnungsämter der Städte im Kreis Höxter angeschrieben und über den Hornissenschutz des NABU-Höxter informiert.

2001 erreichten mich etwa 45 Anrufe von betroffenen Bürgern, bei 25 wurde eine Beratung vor Ort durchgeführt und nur zwei Nester umgesiedelt. In den Jahren 2002 und 2003 erreichte mich etwa die gleiche Zahl an Anrufe, auch waren die Beratungsgespräche etwa gleich. Umgesiedelt wurden in 2002 vier und in 2003 wieder nur zwei Hornissennester.

Ich sehe meine Aufgabe in der Beratung der von Hornissen Betroffenen und in der Absicherung von eventuell störende Nester. Eine Umsiedlung ist nur in den seltensten Fällen erforderlich.

Auf den nachfolgenden Seiten werden Sie nur kurz über Hornissen und Hornissenschutz informiert. Falls Sie umfangreichere Informationen benötigen wechseln Sie zu den bei den Links angegebenen Internetseiten.

Wer sich mit Hornissenschutz befassen möchte sollte sich umgehend beim NABU-Höxter melden.

Hornissen - Kurzinfo

  • Hornissen sind friedlich und ungefährlich.
  • Hornissen stehen unter Naturschutz.
  • Ein Hornissennest darf nicht vernichtet werden. Zuwiderhandlungen werden bis zu 50 000,-- Euro bestraft.
  • 100 Stiche töten noch keinen gesunden Menschen.
  • Allergiker müssen aber vorsichtig sein.
  • Ein Hornissenvolk lebt nur von Mitte Mai bis Ende Oktober.
  • Ab Ende Oktober Anfang November ist das Nest verlassen.
  • Das Nest wird im nächsten Jahr nicht wieder bezogen.
  • Hornissen dürfen nur von Fachleuten umgesetzt werden.
  • Die Umsetzung muss von der Naturschutzbehörde genehmigt werden.
  • Hornissen ernähren sich von Insekten (Fliegen, Wespen, Spinnen, Käfer, Raupen, usw.).

Wo kann ich mich weiter informieren?

Kontaktadresse: Theo Elberich (s. u.)

Links: www.hornissenschutz-hx.de
www.hornissenschutz-bs.de
www.hornissenschutz.de

Keine Angst vor Hornissen!

Hornissen sind friedliche Tiere. Sie sind nicht aggressiv und außerhalb ihres Nestbereiches eher scheu und fliehen bei Bedrohung.

Nur innerhalb des Nestbereiches (3-4 m) verteidigen sich die Hornissen. Man sollte einige Verhaltensregeln beachtet. Wer Hornissen nicht stört, insbesondere Erschütterungen des Nestes, ein längeres verstellen der Flugbahn und ein berühren der Tiere vermeidet, wird auch nicht gestochen.

Ein friedliches Zusammenleben mit einem Hornissenvolk ist für viele Menschen kaum vorstellbar. Noch immer werden Hornissenvölker vernichtet, sobald sie entdeckt worden sind.

Hornissen gelten vielerorts nicht als schützenswerte Tierart. Angeblich töten sie schon mit drei Stichen einen ausgewachsenen Menschen. Folgendes Märchen wird auch heutzutage noch durch unaufgeklärte Menschen verbreitet.

Schon von Kind anerzogene Vorurteile gegenüber Hornissen haben dazu beigetragen, daß das größte staatenbildende Insekt Europas schon bundesweit in der „Roten Liste“ der gefährdeten Arten aufgenommen werden mußte.

Die Hornissen haben trotz allem die „Kriegserklärung“ durch den Menschen nicht erwidert, sie sind friedliche Tiere geblieben, die sich nur verteidigen und stechen wenn wir Menschen uns unsachgemäß verhalten.

Hornissen verhalten sich ruhiger und berechenbarer als Honigbienen. Sie vermeiden bei der Nahrungssuche ein anfliegen von Menschen.

Am Kaffeetisch oder an einer Limonadenflasche trifft man Hornissen fast nie an. Eltern müssen deshalb auch nicht befürchten, daß ihre Kinder gestochen werden.

Bedingt durch ihre Größe und durch die lauten Fluggeräusche lösen Hornissen oft unbegründete Ängste aus. Wer dann, um die Tiere abzuwehren, wild um sich schlägt, könnte eventuell gestochen werden. Nur vorübergehend kommt es im Bereich der Einstichstelle zu Schmerz und Schwellung. Durch sofortiges Aussaugen und Kühlung der Einstichstelle wird der Stich keine weiteren Folgen haben. Außerdem kann das Hornissengift mit Essig oder rohen Zwiebeln neutralisiert werden.

Normal empfindliche Menschen können einige hundert Stiche schadlos überleben.

Allergiker sollten natürlich vorsichtig sein.

Das trifft aber auch für Wespen-, Hummel- und Bienenstiche zu. Das Gift ruft in einem solchen Fall eine krankhafte, allergische Reaktion des Immunsystems hervor, die den Kreislauf stark belasten und einen Schock hervorrufen kann.

Eine Hornissengiftallergie tritt jedoch höchst selten auf. Seit 1968 sind in der BRD nur zwei Todesfälle bekannt geworden, aber wieviel Menschen kommen jährlich durch Hunde oder den Pferdesport um. Keiner kommt deshalb auf die wahnwitzige Idee die Hunde oder Pferde zu bekämpfen. Deshalb sollten auch die Bekämpfungsmaßnahmen gegen Hornissen unterbleiben. Außerdem sind diese Maßnahmen verboten und illegale Hornissenverfolgung und Nestvernichtungen werden mit hohen Strafen belegt.

Eigenartige Verhaltensweisen der Hornissen

Robert Ripberger und Claus-Peter Hutter beschreiben in dem Buch „Schützt die Hornissen“ nachfolgende zwei Verhaltensweisen der Hornissen.

Feindliche Übernahme

Während der Nistplatzwahl und nach begonnener Koloniengründung zeigen einige Hornisssenköniginnen interessante Formen des Konkurenzverhaltens. Ist in einem Gebiet die Honnissendichte noch ziemlich hoch, fliegen im Frühling relativ viele Jungköniginnen auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen umher.

Die Königinnen befinden sich regelrecht in Lauerstellung und warten auf die Gelegenheit, die Anfangswabe einer anderen Königin zu besetzen. Die gewaltsamen Eroberungsversuche fremder Kolonien durch solche Königinnen findet fast immer nach dem Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen in diesem Nest statt. In einem beobachteten Fall kam es zu vier Angriffen.

Die eigentliche Stammutter fiel einer Konkurrentin zum Opfer. Dieser Konkurrentin gelang es, obwohl sie ein Stück ihres rechten Fühlers verloren hatte, drei Königinnen, die das durch sie besetzte Nest besetzen wollten, zu überwältigen.

Filialbildung

Oft gründen Hornissenköniginnen ihre Staaten in zu kleinen Hohlräumen. In der Gründungsphase des Nestes bietet ein kleiner Raum mitunter sogar Vorteile, da die Königin ihre Brut dort besser wärmen kann. Doch mit dem Heranwachsen des Volkes herrscht sehr schnell Platzmangel. Solche eingeengten Völker neigen dann, besonders in warmen und trockenen Sommern, sehr stark zur sogenannten Filialbildung. Das bedeutet, daß ein Volk aus der zu engen Behausung an einen Platz mit günstigeren Raumverhältnissen umzieht.

Gerade Völker in Vogelnistkästen ziehen meistens um, da ein solcher Nistkasten keine ausreichende Entwicklung der Kolonie zuläßt. Gelegentlich behelfen sich die Hornissen dann dadurch, daß sie den Nistkasten von außen umbauen. Die Außenmaße eines Hornissenkastens betragen ca. 30x30x60 cm.

Eine Bauanleitung finden Sie im Internet unter www.hornissenschutz.de.

 

In der Regel beginnen einige Arbeiterinnen an einen nahen geeigneten Platz mit dem Bau eines Filialnestes. Später fliegt die Königin der Filiale zu, mitunter erscheint sie aber auch schon mit den Arbeiterinnen am neuen Nistplatz. Die Brut im Stammnest schlüpft dann nach und nach, und die entwickelten Hornissen fliegen von hier ebenfalls dem neuen Standort zu. Zwischen dem Stammnest und der Filiale herrscht in dieser Zeit ein regelrechter Pendelverkehr. Nach ca. vier Wochen ist der Umzug zum neuen Nistplatz abgeschlossen und das Stammnest verlassen. Filialnester können sehr schnell entstehen, da bereits eine größere Anzahl von Arbeiterinnen am Aufbau dieser Kolonie beteiligt ist. So können innerhalb von nur zwei bis drei Wochen Nester von beachtlicher Größe entstehen.

Nester auf gestörtem Standort

Diese Verhaltensweise ist wissenschaftlich noch nicht belegt.

Warum wird ein Vogelnistkasten nicht von Vögeln, sondern regelmäßig von Wespen oder Hornissen besetzt?

Warum verläßt ein umgesiedeltes Hornissenvolk den wunderschönen Hornissenkasten und siedelt sich an einer anderen Stelle an?

Seit einigen Jahren setze ich das erste umzusiedelnde Nest vor meiner Haustür auf dem Carportdach. Jedesmal fangen die Hornissen nach einigen Tagen mit dem Nestbau im Wohnhausgiebel an. Der weitere Ablauf ist wie bei der Filialbildung. Nach ca. vierzehn Tagen ist der Flugbetrieb zu beiden Nestern fast gleich.

Nach etwa vier Wochen ist das umgesiedelte Nest im Hornissenkasten verlassen und nur noch Flugbetrieb zum Nest im Hausgiebel, in dem sich jetzt schon vier Nester befinden.

Experten behaupten, daß Hornissen auf Störstellen ihre Nester bauen.

Was sind Störstellen?

Es gibt unterirdische Wasseradern. Es handelt sich hier um Sand- oder Kiesschichten, die über undurchlässigen Schichten aus Lehm, Fels oder anderem Material liegen. Wasser durchfließt diese Schichten und es entsteht Reibungsenergie, die als Erdstrahlung nach oben abgeleitet wird. Abhängig von der Bodenstruktur verlaufen diese Wasseradern in unterschiedlichen Tiefen und Richtungen, dabei kommt es immer wieder vor, daß sich Wasseradern kreuzen. Diese Kreuzungspunkte strahlen vermutlich besonders stark.

Tiere haben ein Gespür für diese Stellen und meiden sie oder suchen sie sogar. Es gibt sogenannte Strahlenflüchter, daß sind fast alle Säugetiere und Vögel.

Zu den Strahlersuchern gehören Ameisen, Bienen, Wespen, Hornissen, Katzen und ganz besonders Mücken.

Warum Hornissenschutz ?

Infolge der Kriegserklärung der Menschen an die Hornissen gingen die Bestände in den achtziger Jahren rapide zurück. Eine seit vielen Millionen Jahren existierende Art unserer Erde wurde an den Rand der Ausrottung gebracht.

Der schlimmste Feind der Hornissen ist das Individuum Mensch.

Bevor die Hornissen dem Artenschutz unterstellt wurden, waren sie rücksichts- und gedanken-loser Vernichtung ausgesetzt.

Seit 1987 sind Hornissen laut Bundesnaturschutzgesetz rechtlich geschützt. Es gibt aber immer noch unbelehrbare und uneinsichtige Naturfrevler, die den Tieren mit der Giftspritze ans Leben gehen.

 

Auch die Feuerwehr darf keine Hornissennester wahllos vernichten.

 

Zuwiderhandlungen können mit Geldbußen bis zu 50 000,--Euro bestraft werden.

Zuwiderhandlungen geschehen oft auch dort, wo keine sachkundigen Ansprechpartner verfügbar sind, also Unkenntnis spielt mit Sicherheit eine große Rolle.

Auch sorgt eine Reihe natürlicher Faktoren dafür, daß die Bestände eine gewisse Dichte nicht überschreiten. Aber diese Faktoren können die Hornissenpopulation nicht wesentlich beeinträchtigen.

Die Nützlichkeit der Hornissen wird oft verkannt.

Ein starkes Hornissenvolk verfüttert pro Tag bis zu 500 g Insekten an seine Brut.

Allein deswegen ist Hornissenschutz sehr wichtig.

Die Erhaltung von Hornissen ist aber schwieriger als die bedenkenlose Vernichtung. Die Maßnahmen zur Erhaltung erfordern einen hohen Aufwand an Zeit, Geduld, Geld und meistens auch sehr viel Überredungskunst.

Der Mensch hat eine eigenartige Denkweise. Er ordnet Mitgeschöpfe in gut oder schlecht, schädlich oder nützlich, schön oder häßlich ein.

 

Absicherung eines Nestes

In rund 98% der Fälle eines Nestes in oder an Gebäuden kann dieses an Ort und Stelle belassen werden. Falls die Hausbewohner nach eingehender Beratung und Aufklärung noch beängstigt sind, reicht meistens eine Absicherung des Nestes aus. (siehe Abb. 2)

Umsiedlung eines Hornissenvolkes

Eine Umsiedlung ist für ein Hornissenvolk mit Streß und Verlust von etlichen Tieren verbunden. Schlimmstenfalls kann das ganze Volk sofort absterben, wenn die Königin bei der Umsiedlung abfliegt. In manchen Fällen ist auch eine Umsiedlung gar nicht möglich.

Nur wenn Gefahr für Leib und Leben besteht darf ein Hornissenvolk umgesiedelt werden. Die Umsiedlung ist aber von der Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung oder der Kreisverwaltung (ULB) zu genehmigen.

Abbildung 1
Abb. 1: Ein Hornissennest in einem Fliesenkarton im Freigelände eines Baumarktes in Brakel, August 2001 (Foto: T. Elberich)
Abbildung 2
Abb. 2: Hornissennest mit Folie abgesichert. Die Hornissen können nur noch nach hinten ins freie Gelände abfliegen. (Foto: T. Elberich)

Eine Hornissenumsiedlung ist nur mit hohem Zeitaufwand durchzuführen.

Nach unseren neuesten Erfahrungen muß zuerst ein geeigneter neuer Standort auf einer sogenannten Störstelle gesucht werden, damit die Hornissen nicht sofort noch einmal umziehen. Sämtliche frei fliegenden Tiere wurden bisher in mühevoller Arbeit einzeln mit einem Kescher eingefangen und später in den Hornissenkasten zu dem Nest gesetzt.

Neuerdings werden die frei fliegenden Tiere mit einem Staubsauger abgefangen. Durch die Anwendung weiterer kleinen Tricks ist die Umsetzung für die Hornissen und den Umsetzer mit weniger Streß als bisher verbunden.

Das Nest wird dann in den Hornissenkasten eingebracht und die abgefangenen Tiere dazu gesetzt.

Nun wird der Kasten mit den Tieren an den neuen Standort aufgehängt. Die Hornissen gewöhnen sich dann an ihre neue Heimat.

Lebenszyklus eines Hornissenstaates

Falls Sie am Lebenszyklus eines Hornissenstaates interessiert sind, dann besuchen Sie bitte www.hornissenschutz.de. Dort erfahren Sie auf vielen Seiten sehr ausführlich alles Wissenswerte über Hornissen.

Literatur

Ripberger, R. & C.-P. Hutter (1997): Schützt die Hornissen – Weitbrecht, Stuttgart, 119 S.















     Anschrift des Verfassers: Theo Elberich
                               Geschäftsstelle NABU-Höxter
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