Von Stefan HÄCKER
Der Stockberg liegt nördlich der Ortschaft Ottbergen (Stadt Höxter) am Südrand des Herbremer Holzes, das Bestandteil eines zusammenhängenden Waldgebietes zwischen Höxter und Brakel ist. Der geologische Untergrund besteht aus Unterem Muschelkalk, dessen harte Gesteinsschichten der Verwitterung standhalten und den Grund für die steile Hangbildung zum Tal der Nethe darstellen.
Während die Kuppe des Berges sowie die westlich und südöstlich exponierten Hänge waldbedeckt sind und forstlich genutzt werden, findet man, dem Wald an oberen Hangpartien vorgelagert, artenreiche Kalkmagerrasen als Reste einer früher in diesem Raum durch Ziegen- und Schafhute weit verbreiteten Vegetationsform. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts liegen diese aus landwirtschaftlicher Sicht unrentablen Flächen brach.
Erst außerhalb des Naturschutzgebietes (NSG) sind landwirtschaftlich genutzte Grünland- und Ackerflächen anzutreffen. Im Randbereich ragen sie nur geringfügig in das Schutzgebiet. Am Fuß des Stockberges grenzt die Bebauung von Ottbergen unmittelbar an das NSG an.
Abb. 1: | Lage des NSG "Stockberg" bei Höxter-Ottbergen (Entwurf: W. Köble; ©Geobasisdaten: Landesvermessungsamt NRW, Bonn 2005) |
Ihren Ausgang nahmen die Naturschutzbemühungen im Jahr 1960 durch Dr. Fritz Runge aus Münster. Er hatte das Gebiet am 3. Juli 1959 besucht und in einem "anormal dürren Sommer"
vor allem Wacholder und viel Händelwurz (Gymnadenia conopsea) gefunden. Seine Beobachtungen hielt er in einem "Gutachten über eine Wacholdertrift bei Ottbergen" fest und schlug eine NSG-Ausweisung vor (RUNGE 1960).
In den Jahren 1961 bis 1963 wurde der Stockberg mehrfach durch den Bielefelder Oberstudienrat Dr. Fritz KOPPE begutachtet (KOPPE 1961 u. 1964), der 1962 auch eine erste Publikation über das Gebiet schrieb (KOPPE 1962).
Überregional bekannt wurde der Stockberg 1964 durch die Veröffentlichung spektakulärer Pflanzenfunde von Kurt LEWEJOHANN aus Höxter (LEWEJOHANN 1964). Mit dem Heideröschen (Fumana procumbens), dem Lothringer Lein (Linum leonii), der Filz-Segge (Carex tomentosa) und der Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis) gelangen ihm gleich vier für Westfalen einzigartige bzw. bedeutende Nachweise.
Obwohl damit die herausragende Bedeutung und die besondere Schutzwürdigkeit des Berges belegt waren, kamen die 1967 begonnenen Vorbereitungen eines Naturschutzverfahrens nicht voran. 1971 scheiterten die im Jahr zuvor aufgenommenen Verhandlungen mit den privaten Eigentümern, da weder die finanziellen Mittel für einen Flächenkauf, noch Tauschflächen zur Verfügung standen. Erst 1976, nach In-Kraft-Treten des neuen Landschaftsgesetzes, griff der beim Kreis Höxter neu eingerichtete Landschaftsbeirat die Frage der Unterschutzstellung des Stockberges wieder auf. 1979 wurde die heute noch gültige Schutzgebietsabgrenzung unter maßgeblicher Mitwirkung des früheren Kreisbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege Oberstudienrat Kurt Preywisch aus Höxter festgelegt, die auch Flächen des Stadtwaldes Höxter sowie private Waldflächen mit einbezog. 1980 wurde zunächst die einstweilige Sicherstellung des Gebietes verfügt (NSG-VO 1980). Ihr folgte mit ordnungsbehördlicher Verordnung des Regierungspräsidenten Detmold vom 01.07.1982 die Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG-VO 1982).
Die Vegetation des Stockberges wurde 1983 erstmals umfassend kartiert (HÄCKER 1983). Charakteristische Vegetationstypen des Stockberges sind der Wald (ca. 75 % des NSG) und die ihm vorgelagerten Kalkmagerrasen. Im Übergangsbereich und stellenweise auf den Offenflächen haben sich geschlossene Gebüsche entwickelt.
Dem geologischen Untergrund entsprechend wächst am Stockberg naturgemäß Buchenwald. Er ist in erster Linie als Perlgras-Buchenwald (Melico fagetum) in verschiedener Ausprägung anzusprechen. Kennzeichnende Pflanzen sind Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Waldmeister (Galium odoratum) und Bingelkraut (Mercurialis perennis), in Teilen auch Waldgerste (Hordelymus europaeus) und Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) als wärmeliebendere Elemente.
Abb. 2: | Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis, Foto: Frank Grawe) |
In licht- und wärmeexponierten Bereichen treten als charakteristische Pflanzen des Waldgersten-Buchenwaldes (Elymo-Fagetum) die Orchideenarten Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis), Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) und Kleinblättrige Stendelwurz (Epipactis microphylla) auf. Seidelbast (Daphne mezereum), Maigöckchen (Convallaria majalis), Finger-Segge (Carex digitata) und Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) sind ebenso typisch für diese Pflanzengesellschaft wie das nur in der Frühjahrsblüte auffällige, sehr zahlreich vertretene Leberblümchen (Hepatica nobilis).
Der 150jährige Buchenaltbestand, größtenteils aus Stockausschlag hervorgegangen, bedeckt den Westhang des Berges. In der Krautschicht ist reichlich Naturverjüngung aus Buche und Esche vorhanden, die in Lichtkegeln geschlossen emporwächst. Der ansonsten je nach Lichteinfall spärliche bis faziesbildende Krautbewuchs wird an diesen Stellen weitgehend verdrängt.
Ein erheblicher Teil des Waldes auf dem Stockberg ist jedoch auch mit nicht bodenständigem Nadelholz (Fichte, Lärche, Wald- und Schwarzkiefer) bestockt. Während die Fichte an den westlichen Unterhängen der Artenvielfalt durch Beschattung und Nadelstreu abträglich ist, hat sich unter lichtem Kiefernschirm am südwestexponierten Oberhang ein bunt gemischter Laubholzbestand aus einheimischen Gehölzen auf natürliche Weise eingefunden. Buche, Eiche, Esche, Vogel-Kirsche, Eberesche, Birke, Liguster, Schlehe, Hunds-Rose, Weißdorn, Hasel, Roter Hartriegel und Faulbaum bilden einen fast undurchdringlichen Unterwuchs in diesen Beständen, welche auf Flächen stocken, die vor ca. 120 Jahren noch Kalkmagerrasen waren. Dies ist heute noch am Vorkommen der Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) zu erkennen, die die Krautschicht des Waldes an lichteren Stellen dominieren kann, während ansonsten typische Waldkräuter bereits den Boden besiedelt haben.
Abb. 3: | Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens, Foto: Frank Grawe) |
Aus Naturschutzsicht landesweit bedeutsam ist der Stockberg jedoch wegen seiner Kalk-Halbtrockenrasen. Der durch Schaf- und Ziegenbeweidung entstandene Enzian-Zwenkenrasen (Gentiano-Koeleretum) ist hier in einer besonders artenreichen Form ausgebildet. Kennzeichnend für diese Pflanzengesellschaft ist eine Anzahl wärmebedürftiger Arten mit Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum, die auf den stark exponierten, extrem flachgründigen Muschelkalkhängen zusagende Standortbedingungen vorfinden und am Stockberg zum Teil in größerer Anzahl zu finden sind. Hierzu zählen vor allem verschiedene Orchideen- und Enzianarten.
Typische Orchideen der Kalk-Halbtrockenrasen am Stockberg sind Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) und Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens). Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Müllers Stendelwurz (Epipactis muelleri) und Stattli-
Wo die Vegetationsbedeckung der Kalkmagerrasen aufgrund der kargen bis fehlenden Bodenauflage lückig ausgebildet ist, wachsen kleinflächig Bestände des Schmalblättrigen Hohlzahns (Galeopsis angustifolia), des Trauben-Gamanders (Teucrium botrys) oder des Katzenpfötchens (Antennaria dioica).
In Trockenrasenlücken gedeiht am Stockberg weiterhin die Bunte-Erdflechten-Gesellschaft (Toninio-Psoretum decipientis) mit der seltenen Flechte Psora decipiens als Charakterart. Diese früher auf den schaf- und ziegenbeweideten Kalkmagerrasen im Kreis Höxter weit verbreiteten Flechtengesellschaft ist heute extrem selten geworden und sonst nur noch im Bereich des Diemeltals an wenigen Stellen anzutreffen (RAABE, mdl.).
Auch die Gebüschkomplexe des Berges weisen mit dem Liguster (Ligustrum vulgare), dem Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), der Wein-Rose (Rosa rubiginosa) und dem Wacholder (Juniperus communis) wärmeliebende Elemente auf und sind soziologisch dem Schlehen-Liguster-Gebüsch (Ligustro-Prunetum TX.1952) zuzuordnen.
Am Rand der Gebüsche treten vielfach den Mittelklee-Odermennig-Saum (Trifolio medii-Agrimonietum Th. MÜLLER 1961) kennzeichnende höherwüchsige Stauden wie Gemeiner Odermennig (Agrimonia eupatoria), Echtes Labkraut (Galium verum), Dost (Origanum vulgare) oder Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris) in Erscheinung.
Bemerkenswert ist, wenn auch außerhalb des Naturschutzgebietes gelegen, das Vorkommen verschiedener seltener Ackerwildkräuter auf einem Kalk-Acker am Fuß des Südwesthanges. Ackerröte (Sherardia arvensis), Kleine Wolfsmilch (Euphorbia exigua), Haftdolde (Caucalis platycarpos), Venuskamm (Scandix pecten-veneris) und Tännelkraut (Kickxia elatine) wachsen hier im Getreide als kennzeichnende Pflanzen der wärmeliebenden Haftdoldenflur (Caucalion), die im Kreis Höxter selten und hauptsächlich im Diemelraum noch anzutreffen ist.
Abb. 4: | Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) (Foto: Frank Grawe) |
Die strukturreichen Flächen des Naturschutzgebietes sind Lebensraum einer vielfältigen Tierwelt. Vor allem die blütenreichen Kalkmagerrasen und Säume stellen die Lebensgrundlage für eine artenreiche Insektenfauna dar. Am augenfälligsten sind dabei die Tagfalter, von denen 31 verschiedene Arten auf den Freiflächen am Stockberg nachgewiesen wurden (GERKEN et al. 1993). An Magerrasen gebunden und daher in der Kulturlandschaft nur noch selten anzutreffen sind u.a. Schachbrettfalter (Melanargia galathea), Zwergbläuling (Cupido minimus), Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica), Thymian-Widderchen (Zygaena purpuralis) (LANDSCHAFTSSTATION IM KREIS HÖXTER 2004).
Diese Arten treten wie alle Schmetterlinge in jährlich schwankenden Individuendichten auf. Ein charakteristischer Falter der Kalkmagerrasen ist auch der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli). Er legt seine Eier ausschließlich an die Blüten des Kreuz-Enzians ab. Die entwickelte Raupe lebt zunächst in den Blütenkelchen und wird später durch die nur an sehr warmen
Standorten anzutreffende Knotenameise (Myrmica schenki) "adoptiert" und von ihr ernährt. Die weitere Raupenentwicklung, die Überwinterung und Verpuppung erfolgt dann im Ameisennest (Landschaftsstation im Kreis Höxter 2004).
Erwähnenswert ist auch das Vorkommen des Wacholder-Borkenkäfers (Phloeosinus thujae), dessen Anwesenheit an frisch abgestorbenen und deshalb rötlich braun gefärbten Zweigen oder Büschen des Wacholders zu erkennen ist. Der ca. 2 mm große Käfer befällt Wacholderzweige ab 4 mm Stärke im späten Frühjahr oder anfangs des Sommers. Er leitet damit eine Entwicklung ein, der unter anderem der 8 mm große, für Wacholder typische Bockkäfer Phymatodes glabratus, weitere Blatt- und Schnellkäfer sowie andere Wirbellose folgen (GERKEN et al. 1993).
Auch die an Trockenrasen und vegetationsarme Hänge gebundene seltene Tapezierspinne Atypus piceus kommt am Stockberg vor (STEINBORN, mdl.). Die bis zu 15 mm großen Spinnen graben Röhren in den Boden, die sie mit einem Gespinst "austapezieren" . Die Röhre ist mit einem silbrigen kotähnlichen Schlauch an der Erdoberfläche verbunden, der der Spinne als Falle für Beutetiere dient.
Der Stockberg ist weiterhin Bestandteil des Lebensraumes zahlreicher Vogelarten. Bemerkenswert sind Bruten des Wespenbussardes (STEINBORN, mdl.). Zu beobachten sind zudem Schwarzspecht, Turteltaube, Baumpieper, Neuntöter, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke sowie der Waldlaubsänger (HÄCKER 1983). Der früher ebenfalls hier lebende Wendehals ist heute jedoch, wie fast im gesamten Kreis Höxter, nicht mehr anzutreffen.
Weitere charakteristische Tierarten der trocken-warmen Lebensräume am Stockberg sind Zauneidechse (Lacerta agilis), Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) und Gemeine Heideschnecke (Helicella itala) (LANDSCHAFTSSTATION IM KREIS HÖXTER 2004).Seit den Anfängen der Naturschutzbemühungen vor 40 Jahren haben sich – infolge von Nutzungsänderungen und langjähriger Brache - die Pflanzen- und Tierbestände des Stockberges verändert.
Bereits in den siebziger Jahren verschwanden mit Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis) und Gewöhnlicher Mondraute (Botrychium lunaria) zwei seltene Pflanzenarten. Der Lothringer Lein wurde zuletzt um 1999 beobachtet (BRINKMANN, mdl.).
Wenn auch der Stockberg immer noch zu den orchideenreichsten Gebieten im Kreis Höxter gehört, so ist doch auch hier – über die natürlichen Bestandschwankungen hinaus – ein Rückgang der Individuenzahlen zu verzeichnen. Bei einigen Arten ist dieser Rückgang bereits Besorgnis erregend (MÜLLER, mdl.). Zu den Ursachen zählen neben den skizzierten Entwicklungen zusätzlich auch Stoffeinträge aus der Luft und die zunehmende Isolation der Kalkmagerrasen-Lebensräume. Bestimmten Arten, z.B. der Bienen-Ragwurz, wird auch gezielt durch illegales Ausgraben nachgestellt.
Einige Pflanzen, wie Mahonie (Mahonia aqufolia), Cotoneaster (C. horizontalis, C. bullatus) oder Ilex sind neu in das Gebiet eingewandert. Ihre Beeren wurden durch Vögel aus den benachbarten Gärten eingeschleppt. Während die Cotoneaster-Arten erst in Einzelexemplaren anzutreffen sind, findet man die Mahonie bereits häufig am Rand der Gebüsche und des Waldes. Der Ilex wächst in einzelnen Exemplaren im Buchenwald.
Das sukzessive Verschwinden von Biotopverbundstrukturen im Umfeld des Stockberges hat auch zu Isolationseffekten bei Insektenpopulationen geführt bis hin zu deren Verschwinden. Am Beispiel des Mohrenfalters Erebia aethiops, der inzwischen am Stockberg nicht mehr vorkommt, lässt sich diese Entwicklung eindrucksvoll nachzeichnen (RETZLAFF 2004).
Mit der Ausweisung des Naturschutzgebietes sind ab 1982 formale Einschränkungen für Besucher und Nutzer des Stockberges verbunden. So ist eine Düngung und Pestizidanwendung ebenso wie eine intensive Weidewirtschaftung unzulässig. Zum Schutz der Orchideen ist auch eine Schafbeweidung vom 01.05. bis 15.08. eines jeden Jahres nicht erlaubt. Besucher dürfen die Flächen außerhalb der Wege nicht mehr betreten (NSG-VO 1982).
Faktisch änderte sich an den Verhältnissen jedoch nicht viel. Das Gebiet wurde seit den siebziger Jahren zunehmend von z.T. weit gereisten Besuchern frequentiert, namentlich zur Orchideenblütezeit zwischen Mai und Juli. Das Verbot, die Wege zu verlassen, wird dabei regelmäßig nicht beachtet, was zu Trittschäden an der geschützten Vegetation führt.
Die das Gebiet randlich nur geringfügig tangierende landwirtschaftliche Grünlandnutzung wurde fortgeführt und die offenen, brach liegenden Kalkmagerrasenflächen waren weiterhin zunehmendem Gehölzdruck ausgesetzt. Besorgnis bereitete vor allem eine um 1978 durch die Stadt Höxter inmitten des Südhanges auf einem ehemaligen Kalkacker vorgenommene Erstaufforstung mit Lärchen, die die Verbindung zwischen den Magerrasen-Restflächen des Südwest- und Südost-Hanges ganz zu unterbrechen drohte. Eine Pflege der Kalkmagerrasen durch Beweidung war, auch aufgrund ihrer relativ geringen Gesamtgröße, nicht in Sicht.
1984 führte der ehrenamtliche Naturschutz eine erste Entbuschungsaktion durch, wobei die in die Offenflächen des Südwesthanges vordringenden Kiefern und Lärchen zurückgedrängt wurden. Ab 1989 wurde mit dem Ziel der Erhaltung und Verbreiterung des schmalen Korridors oberhalb der Lärchenpflanzung auf Initiative der Landschaftsbehörden der Kiefernwald durch die Stadt Höxter im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sukzessive licht gestellt und die Bestandesgrenze zurückgenommen. Hierdurch konnte der in Resten vorhandene Wacholderbestand stark gefördert werden.
Ergänzend erfolgten kontinuierliche Entbuschungsmaßnahmen in Teilbereichen durch beauftragte Firmen und später durch die Landschaftsstationen Brakel und Borgentreich. Anfang 2001 wurden auch die um 1978 gepflanzten Lärchen wieder entfernt, sodass die Offenflächen des Südhanges wieder annähernd die Ausdehnung von vor 30 Jahren erreichen.
Zwischen 1989 und 1992 erwarb das Land Nordrhein-Westfalen die privaten Grundstücke am Südwesthang des Naturschutzgebietes in einer Größenordnung von ca. 2,5 ha im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens Ottbergen. Von 1991 bis 1993 wurden Teilflächen des Hanges im Rahmen des Vertragsnaturschutzes (Mittelgebirgsprogramm) erstmals wieder mit Schafen beweidet. Nach zwischenzeitlicher Aussetzung der Nutzung fand ab 1996 erneut eine Beweidung mit Schafen statt, die bis heute weitergeführt wird.
Im Jahr 2000 wurde der Stockberg als eine von 4 Teilflächen unter der Bezeichnung "Kalkmagerrasen bei Ottbergen" in die Liste der an die Europäische Union zu meldenden Lebensräume europaweiter Bedeutung (FFH-Gebiete) aufgenommen.
Nachdem die Naturschutzverordnung 2002 nach 20jähriger Laufzeit außer Kraft getreten ist, erfolgt zukünftig die Festsetzung als Naturschutzgebiet durch den Landschaftsplan "Wesertal mit Fürstenauer Bergland" des Kreises Höxter.
Für den Fortbestand der in Nordrhein-Westfalen einzigartigen und besonders schutzbedürftigen Lebensgemeinschaften am Stockberg wird es entscheidend sein, wie zielorientiert die Schafbeweidung unter den örtlich gegebenen Umständen eingesetzt und gesteuert werden kann.
Eine enge naturschutzfachliche Begleitung und Betreuung der Maßnahmen ist dazu erforderlich.
Wichtig wären weiterhin Schritte zur Aufhebung der Isolation der Kalkmagerrasen-Lebensräume am Stockberg. Die in den standortfremden Fichtenbeständen in den Randbereichen der Wälder zwischen Ottbergen und Godelheim 2003 aufgetretenen Borkenkäfer-Kalamitäten böten die Möglichkeit, bei der Neubegründung von Waldbeständen genügend breite naturnahe Waldsäume zu belassen bzw. auch Reste der früheren Kalkmagerrasen zu entwickeln.
GERKEN et al. (1993): Pflege und Entwicklung der Kalkmagerrasen als Beitrag zur Kulturlandschaftspflege in Ostwestfalen (Kreise Höxter, Lippe und Paderborn). – Unveröff. Abschlussbericht zum Projekt des MURL NW. Höxter HÄCKER, S. (1983): Die Vegetationsverhältnisse des Naturschutzgebietes "Stockberg" bei Höxter-Ottbergen. – Unveröff. Diplomarbeit KOPPE, F. (1961 u. 1964): Die floristische Bedeutung des Stockberges bei Ottbergen. – Unveröff. Mskr. KOPPE, F. (1962): Die Vegetationsverhältnisse des Stockberges bei Ottbergen, Kreis Höxter. – Natur u. Heimat 22 (4):97-103. LANDSCHAFTSSTATION IM KREIS HÖXTER e.V. (2004): NSG "Stockberg". In: Jahresbericht 2003, Betreuungsberichte. – Borgentreich. Unveröff. LEWEJOHANN, K. (1964): Neue Pflanzenfunde am Stockberg bei Ottbergen, Kreis Höxter. – Natur u. Heimat 24(2): 49-51. [NSG-VO 1980] Ordnungsbehördliche Verordnung zur einstweiligen Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes "Stockberg" in der Stadt Höxter und der Stadt Beverungen, Kreis Höxter vom 20. März 1980. – ABl. Reg. Dt. 1980:181-82 [NSG-VO 1982] Ordnungsbehördliche Verordnung über das Naturschutzgebiet "Stockberg" in der Stadt Höxter und der Stadt Beverungen vom 1. Juli 1982. – ABl. Reg. Dt. 1982: 184-185 RETZLAFF, H. (2004): Die Verbreitung von Erebia aethiops (ESPER, 1777) in Nordrhein-Westfalen und ihre lokalen Vorkommen in den lichten und thermophilen Kiefernbeständen der Kalklandschaften (Lep., Nymphalidae). – Melanargia, 16 (2): 45-68. RUNGE, F. (1960): Gutachten über eine Wacholdertrift bei Ottbergen, Kreis Höxter. – Unveröff. Mskr. |
Mündliche Auskünfte Helmut Brinkmann (Bad Meinberg), Karl Müller (Ottbergen), Uwe Raabe (Marl), Hans Retzlaff (Lage), Gerhard Steinborn (Marienmünster-Bremerberg) |
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