EGGE-WESER Band 16 Seiten 55-58 2004

Anmerkungen zum Hirschkäfer ( Lucanus cervus L. )
und seiner Verbreitung im Kreis Höxter
nebst Bitte um Mitarbeit

von Burkhard Beinlich und Walter Köble

Aufgrund seiner Größe und des ungewöhnlichen Aussehens ist der Hirschkäfer einer der wenigen Käfer, die sich der Aufmerksamkeit größerer Bevölkerungskreis erfreuen. Seinen Namen erhielt der Hirschkäfer aufgrund der stark vergrößerten, geweihähnlichen Kieferzangen (Mandibeln) der Männchen (Abb. 1). Zum Beißen sind diese Mundwerkzeuge aber nicht geeignet; vielmehr dienen sie den Männchen während der Paarungszeit zum Vertreiben der um Weibchen konkurrierenden anderen Männchen. Dabei versuchen die kämpfenden Männchen den jeweiligen Gegner mit ihren "Geweihen" auszuhebeln und vom Baumstamm zu stoßen.

Hirschkäferweibchen (Abb. 2) werden 2,5 bis 5 cm, die Männchen 3 bis 8 cm groß. Die Größe der ausgewachsenen Tiere wird im wesentlichen durch die den Larven zur Verfügung stehende Nahrung bestimmt. Die bevorzugte Nahrung der Larven stellen abgestorbene Wurzelstöcke von Eichen oder Teile derselben dar. Aber auch das Holz anderer Laubbäume (z.B. Buche oder Ulme) kommt ebenso wie Baummull als Nahrung für die Larven in Betracht. Das Weibchen betreibt Brutfürsorge, indem es die Eier an geeigneten Nahrungsquellen ablegt. Die Entwicklung von der schlüpfenden Larve bis zum fertigen Käfer dauert zwischen fünf bis sechs, seltener acht Jahre.

Die ausgewachsenen Tiere sind von Ende Mai bis Anfang August anzutreffen. Vor allem an warmen Tagen sind die langsam und etwas unbeholfen durch die Luft schwirrenden Käfer in der Abenddämmerung oder auch früh morgens im oder am Wald mit altem Baumbestand bzw. im Bereich alter einzelstehender Eichen zu beobachten. In dieser Zeit findet auch die Fortpflanzung der Käfer statt. Die ausgewachsenen Tiere nehmen nur flüssige Nahrung in Form von austretenden Baumsäften im Bereich von Rindenverwundungen auf.

Gefressen wird der Hirschkäfer von Eichelhähern, Drosseln, Spechten sowie Raben- und Greifvögeln. Diese bevorzugen den etwas weicheren Hinterleib als Nahrung, zurück bleiben dann oft nur noch Kopf mit "Geweih", Brust und Beine des Käfers. Diese Reste werden von aufmerksamen Spaziergängern dann häufig gefunden.

  Hirschkäfermännchen

Abb. 1: Hirschkäfermännchen



Abb. 2: Hirschkäferweibchen

Fotos: Sabine Jelinek 

Der Hirschkäfer gehört in Deutschland zu den seltenen Käferarten; in NRW sind seine Bestände sogar "stark gefährdet". Ursache hierfür ist vor allem der Mangel an totem, großvolumigem Holz in unseren Wirtschaftswäldern. Ein weiterer Grund ist der Rückgang der lichten, alten Eichenwälder, die vielerorts durch die dunkleren Buchen- und Fichtenwälder ersetzt wurden. Den Larven wurde so vielerorts die Nahrungsgrundlage entzogen.

 

Über die Verbreitung des Hirschkäfers im Kreis Höxter ist wenig bekannt. Dementsprechend lückenhaft sind auch die Daten zu den Beständen dieser Tierart. Um diese Wissenslücke zu schließen, wurde im Sommer 2003 die Bevölkerung des Kreises über die Presse darum gebeten, Beobachtungen des Hirschkäfers an die "Landschaftsstation im Kreis Höxter" zu melden. Die kartographisch aufgearbeiteten Daten sind in Abb. 3 dargestellt. Auffällig sind die zahlreichen Funde im Bereich der Städte Höxter und Brakel sowie im Nethetal zwischen diesen beiden Städten. Weitere Funde liegen für das Wesertal und das südliche Kreisgebiet vor.

 

Abb. 3

Aus weiten Bereichen des Kreises fehlen bisher Meldungen. Daß der Hirschkäfer dort nicht vorkommt, ist wenig wahrscheinlich, denn auch dort sind große Laubwaldbestände vorhanden.

Aus diesem Grunde bitten die Autoren darum, weiter auf den Hirschkäfer zu achten und Beobachtungen an die Landschaftsstation (Umweltdatenbank für den Kreis Höxter) zu melden:

Tel. :

(05643) 94880-2

Fax:

(05643) 94880-1

E-Mail:

info@landschaftsstation-hoexter.com



Anschrift der Autoren: Dr. Burkhard Beinlich, Walter Köble
c/o Landschaftsstation im Kreis Höxter
Zur Specke 4
34434 Borgentreich