Vierter Tag der Artenvielfalt im Kreis Höxter

NSG „Unteres Eggeltal“, 8. Juni 2002

Bericht: Frank Grawe 

EGGE-WESER Band 15 Seiten 81-84 2002

 

Vierter Tag der Artenvielfalt im Kreis Höxter

NSG „Unteres Eggeltal“, 8. Juni 2002

Bericht: Frank Grawe

Bereits zum dritten Mal beteiligte sich der Naturkundliche Verein Egge-Weser in bewährter Zusammenarbeit mit der Landschaftsstation Diemel-Weser-Egge am „GEO-Tag der Artenvielfalt“, der unter der Koordination der Zeitschrift „GEO“ bundesweit zum vierten Mal durchgeführt wurde.

Auch bei der diesjährigen Veranstaltung galt es wieder zu zeigen, daß eine hohe Artenvielfalt durchaus auch in heimischen Regionen besteht und nicht nur in exotischen Gefilden wie z.B. dem tropischen Regenwald.

So kamen auch dieses Mal wieder über 20 Experten für Moose, Gefäßpflanzen, Pilze, Wanzen, Käfer, Tag- und Nachtfalter, Hautflügler, Zweiflügler, Mollusken und Vögel zusammen, um das Arteninventar des Naturschutzgebietes „Unteres Eggeltal“ (vgl. Abb. 1) südlich von Daseburg zu erfassen.

Abb. 1: Das Untersuchungsgebiet

Das NSG „Unteres Eggeltal“ mit seiner Größe von 82 ha ist gekennzeichnet durch ein kleinräumiges Nebeneinander verschiedener Biotoptypen wie Quelle, Fließgewässer mit begleitenden Hochstaudenfluren und Ufergehölzen, Stillgewässer, brachgefallenes Feuchtgrünland, Fettweide, Magerwiese, Kalk-Halbtrockenrasen, Streuobstwiese, thermophile Gebüsche, Kalk-Buchenwald, Steinbruch sowie landwirtschaftliche Gebäude und Hofflächen. Inmitten des NSG liegt die von der Familie Lödige bewohnte Protzmühle (s. Foto). Matthias Lödige war es auch, der seinerzeit den ersten Anstoß zur Durchführung des 4. Tages der Artenvielfalt in „seinem“ Naturschutzgebiet gegeben hat.

Das Programm der diesjährigen Aktion war dreigeteilt: Zum einen erfolgte, wie in den vergangenen Jahren (vgl. Grawe 2000 u. 2001), die Erfassung der Tier- und Pflanzenarten des Gebietes durch die Spezialisten, die sich nach eigenem Ermessen frei im gesamten Untersuchungsgebiet bewegten und im in einem Nebengebäude der Protzmühle eingerichteten provisorischen Labor die Möglichkeit hatten, erste Nachbestimmungen unter der Stereolupe oder dem Mikroskop durchzuführen.

Weiterhin wurde von den Mitarbeitern der Landschaftsstation mit Unterstützung durch OFR Martin Wagemann vom Staatlichen Forstamt Bad Driburg eine mehrstündige Exkursion für interessierte Laien durchgeführt. Im Verlauf der Exkursion wurden einerseits die Lebewelt des Untersuchungsgebietes sowie die Ökologie der verschiedenen Arten, andererseits erstmals auch die unterschiedlichen Erhebungsmethoden der „Profis“ zur Erfassung der verschiedenen Artengruppen vorgestellt. Zu diesem Zweck waren entlang der Exkursionsroute am Vortag verschiedene Fallen und Fangeinrichtungen für Insekten und Amphibien (Malaisfalle, Lufteklektor, Molchreuse etc.) aufgestellt worden.

Im Verlaufe der Exkursion, an der etwa 50 Naturliebhaber teilnahmen, wurde mit Ausnahme des in einigen hundert Meter Entfernung gelegenen Steinbruches an allen obengenannten Biotopen Station gemacht.

Herr Wagemann erläutert die Ökologie der Kalk-Buchenwälder und die Möglichkeiten einer naturnahen Waldwirtschaft

Juveniler Grasfrosch
(Rana temporaria)

Einholen einer Reuse

Ligusterschwärmer
(Sphinx ligustri)

Der Inhalt der Reuse:
Molche und Kaulquappen

Zauneidechse
(Lacerta agilis)

   

Einweisung der Teilnehmer in das Untersuchungsgebiet

Aufsammeln von Insekten
mit dem Exhaustor

Mittagspause

Kontrolle der Malais-Falle

Bienen-Ragwurz
(Ophrys apifera)

Als Höhepunkte der Exkursion sind die Kalk-Halbtrockenrasen mit zahlreichen Exemplaren der in der BRD als stark gefährdet eingestuften Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) sowie die mageren Salbei-Glatthaferwiesen mit einem guten Bestand des gerade in Blüte befindlichen Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) zu nennen. Daneben beeindruckten aber auch die im Kalk-Buchenwald wachsenden, stattlichen, im Weserbergland vom Aussterben bedrohten Elsbeeren (Sorbus torminalis) oder der an einem Geißblatt im Garten der Protzmühle sitzende imposante Liguster-schwärmer (Sphinx ligustri). Aber auch häufig anzutreffende Arten wie der in einer Drahtrolle im Bereich der Protzmühle nistende Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) überzeugte mit seinem kunstvollen Nest.

Den dritten Teil der Aktion bildete die „Erforschung“ der Flora und Fauna des Gebietes durch Kinder: Mit Keschern, Sieben und Pinseln wurden in der Eggel Kleinlebewesen aufgesammelt, unter dem Stereomikroskop betrachtet und anhand von Bestimmungstafeln bestimmt.

Unter anderem wurden in der Eggel Strudelwürmer, Egel, Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Wasserskorpione und sogar Stichlinge entdeckt.

Die Mittagspause diente bei Grillwürstchen und Kaltgetränken dem Erfahrungsaustausch sowie einem ersten Sichten der Artenlisten.

Das Ergebnis: Durch die große Zahl der Teilnehmer und eine zu erwartende Gesamtzahl von etwa 500 bis 600 Arten, darunter zahlreiche im Weserbergland, in NRW oder der BRD gefährdete Arten – die Auswertungen für einige Artengruppen sind noch nicht abgeschlossen – dürfte die Aktion auch dieses Jahr wieder als ein voller Erfolg zu werten sein. Eine Veröffentlichung der Artenlisten wird unter www.newnatur.de im Internet erfolgen, sobald die Ergebnisse weitgehend vollständig bei der Landschaftsstation vorliegen.

Weitere Bilder wurden auf der letzten Seite dieses Heftes zusammengestellt.

Literatur

Bundesamt für Naturschutz (1996): Rote Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetationskunde, 28.

(LÖBF) Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (Hrsg.) (1999): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 3. Fassg. - LÖBF-Schr.R., 17, 644 S.

Grawe, F. (2000): „Tag der Artenvielfalt“ im Kreis Höxter. - Veröff. Naturkundlicher Verein Egge-Weser, 13

Grawe, F. (2001): „3. Tag der Artenvielfalt im Kreis Höxter“. - Veröff. Naturkundlicher Verein Egge-Weser, 14

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