"3. Tag der
Artenvielfalt" im Kreis Höxter
von Frank Grawe |
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EGGE-WESER | Band 14 | Seiten 069-078 | 2001 |
Ziel der 1999 von der Zeitschrift GEO ins Leben gerufenen, seitdem jährlich mit zahlreichen Aktionen im gesamten Bundesgebiet sowie im benachbarten Ausland durchgeführten Aktion ist es, aufzuzeigen, daß auch unsere heimische Natur einen überaus hohen Artenreichtum aufweist und nicht etwa nur die Lebensgemeinschaften tropischer oder subtropischer Gefilde. Etwa 30 Spezialisten (Teilnehmerliste siehe unten) für Flechten, Moose, Gefäßpflanzen, verschiedene Insektengruppen (Tagfalter, Schwebfliegen, Hautflügler), Amphibien und Vögel, unterstützt durch zahlreiche Naturliebhaber, durchkämmten zu diesem Zweck einen Tag lang das Nethetal bei Bruchhausen sowie den Wingelstein nordwestlich von Ottbergen (vgl. Karte) und inventarisierten die Flora und Fauna des Gebietes.
Das Untersuchungsgebiet umfaßte den Lauf der Nethe - mit über die typische Fischfauna der Forellenregion hinaus üppiger submerser Vegetation - , ferner die Netheaue mit in Teilbereichen noch vorhandenen, artenreichen Feuchtwiesen, des weiteren die artenreichen Kalk-Halbtrockenrasen und das Magergrünland des Wingelsteines - ergänzt durch einen von Kalk-Halbtrockenrasen eingerahmten, aufgelassenen Steinbruch - und schließlich die Buchenwälder auf der Kuppe des Wingelsteines. Die wesentlichen Lebensraumtypen des Gebietes um Ottbergen und Bruchhausen wurden somit in die Erfassung einbezogen.
Anders als im Vorjahr erfolgte die Erfassung nicht entlang von im Vorfeld festgelegten Routen, sondern innerhalb eines vorab umrissenen Gebietes, welches von den Teilnehmern in Eigenregie durchstreift wurde. Über die reine Inventarisierung der Tier- und Pflanzenarten hinaus
bildete die Einbeziehung der Öffentlichkeit diesmal einen wesentlichen
Schwerpunkt:
Exkursion: Station "Ökologie der Kalk-Halbtrockenrasen" Foto: Grawe
Im Verlauf der Exkursionen wurden zahlreiche Arten vorgestellt, darunter die im Gebiet zahlreich vorkommenden Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) oder das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), der Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) oder - zwar eher unscheinbar, dennoch aber nicht weniger selten - das in der Nethe flutende Durchwachsene Laichkraut (Potamogeton perfoliatus). Aus dem Tierreich konnten zahlreiche Tagfalter wie der Zwerg-Bläuling (Cupido minimus), der Große Perlmutterfalter (Mesoacidalia aglaja) oder der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) entdeckt werden, ferner Vögel wie Kolkrabe, Rotmilan oder Weißstorch oder Reptilien wie Zauneidechse oder die bundesweit stark gefährdete Schlingnatter. Insbesondere letztere rief bei vielen Teilnehmern große Begeisterung hervor, hatten doch viele noch nie zuvor eine Schlange "in freier Wildbahn" gesehen. Die Schlingnatter (Coronella austriaca), einer der Höhepunkte der Exkursion Foto: Sievers Über die Exkursionen hinaus hatte die Öffentlichkeit die Möglichkeit, den Spezialisten bei ihrer Arbeit "über die Schulter zu sehen" und die unterschiedlichen Erfassungs- und Bestimmungsmethoden für die verschiedenen Pflanzen- und Tiergruppen kennenzulernen. Abgerundet wurde das Programm durch ein gemeinsames, von der Landschaftsstation und dem Anglerverein Bruchhausen organisiertes Grillen, in dessen Verlauf erste Ergebnisse diskutiert wurden. Die Auswertung der Erhebungen ergab eine Gesamtzahl von 458 erfaßten Pflanzenarten (darunter 69 Moose und 381 Gefäßpflanzen) und 175 Tierarten (darunter 32 Tagfalter und 59 Vögel). Insgesamt 53 der aufgefundenen Pflanzen und 46 der erfaßten Tiere werden in den Roten Listen NRW oder BRD geführt oder sind gemäß Bundesartenschutzverordnung geschützt. Sechs Pflanzen und zwölf Tiere sind als stark gefährdet, eine Pflanze (Durchwachsenes Laichkraut) und zwei Tiere (Kolkrabe und Weißstorch) gar als vom Aussterben bedroht eingestuft. Da gegenüber der 2000 im Gebiet um Dalhausen und Jakobsberg zum "Tag der Artenvielfalt" durchgeführten Aktion (vgl. GRAWE, 2000) verstärkt Wert auf die Einbeziehung der Öffentlichkeit gelegt wurde und mehrere Experten hier eingebunden waren, wurden die hohen Artenzahlen des Jahres 2000 für einige Artengruppen nicht ganz erreicht. Insbesondere bei der Fauna stehen die Ergebnisse für einige vergleichsweise schwer zu bestimmende Gruppen (z.B. für die Hautflügler) allerdings noch aus, so daß die Ergebnisse als vorläufig gelten müssen. Das Ziel der Aktion, den Artenreichtum heimischer Lebensräume aufzuzeigen, wurde aber auch 2001 wieder erreicht. Insbesondere die überaus rege Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit ist darüber hinaus als Erfolg zu verbuchen. ArtenlisteNachfolgend sind die aufgefundenen Pflanzen- und Tierarten, systematisch nach Klassen geordnet, aufgeführt. In der Roten Liste NRW (LÖBF, 1999) oder in der Roten Liste BRD (BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ, 1996) geführte oder gemäß BUNDESARTENSCHUTZVERORDNUNG (1989) geschützte Arten sind mit Gefährdungsstufen gekennzeichnet. Abkürzungen der im Folgenden aufgeführten Gefährdungsstufen (verzeichnet sind die Einstufungen für das Weserbergland (W), für Nordrhein-Westfalen (N), für Deutschland (D) sowie nach der Bundesartenschutzverordnung (B):
Hinweis: Die Artenliste ist in einer separaten Datei abgespeichert ! Teilnehmer
Einweisung der Teilnehmer in das Untersuchungsgebiet (Foto: Grawe)
Literatur:BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1996): Rote Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands. Schriftenreihe für Vegetationskunde, 28. BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, 55. BUNDESARTENSCHUTZVERORDNUNG (BArtSchV) - Verordnung zum Schutz wildlebender Tier- und Pflanzenarten. BGBl. I S. 1677, vom 18.09.1989 (LÖBF) LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BODENORDNUNG UND FORSTEN (Hrsg.) (1999): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 3. Fassg. - LÖBF-Schr.R., 17, 644 S. GRAWE, F. (2000): "Tag der Artenvielfalt" im Kreis Höxter. - Veröff. Naturkundl. Verein Egge-Weser, 13
Anschrift des Autors: Frank Grawe, Zur Specke 4, 34434 Borgentreich
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