EGGE-WESER | Band 12 | Seiten 105-107 | 1999 |
Der Ornithologe und Naturschützer
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Art |
Ort |
Datum |
Bemerkung |
Schwarzstorch |
Wiesentgehege |
23.06.84 |
1 Jungstorch im Bruch, 1 im Nest |
Fischadler |
Würgassen |
08.04.89 |
zieht über Wesertal in Richtung Norden |
Fischadler |
Eselsbett |
23.08.91 |
taucht 3x vergebens, Milan verjagt ihn |
Bekassine |
Himmelsteich |
13.04.90 |
fliegt von Stratmanns Tümpel auf |
Rohrweihe |
Riethbruch |
14.07.93 |
naßgeregnetes Weibchen auf Zaunpfahl |
Wiesenweihe |
Natzungen |
22.07.88 |
Gersten-Männchen und Weibchen |
Kornweihe |
Feldhasen |
22.12.85 |
2 Weibchen |
Merlin |
Eggelwiesen |
23.02.92 |
jagt über Wasser und fliegt unter Brücke durch |
Baumfalke |
Scheffelberg |
03.06.90 |
fliegt Richtung Scherfede |
Sumpfohreule |
Eggelwiesen |
08.03.89 |
Gewöllfund; 3 Eulen um den 24.02.89 |
Eisvogel |
Pöhlingsen |
05.01.89 |
auf alter Eiche |
Wachtelkönig |
Körbecker Bruch |
22.05.93 |
ruft am Rande der Brachfläche am Wäldchen |
Wendehals |
Enzianwiese |
25.04.93 |
2 Männchen rufen im Wechsel |
Die Datensätze belegen, dass FRANZ-JOSEF LAUDAGE unzählige Stunden zu allen Jahreszeiten und das über ein Jahrzehnt hinweg damit verbracht hat, genaue Feldbeobachtungen an seinen Lieblingsplätzen über die dort vorkommenden Arten zu sammeln und festzuhalten. So beeindruckend die Vogelbeobachtungen auch waren, sehr bald zeigten sie auf, an welchen Stellen welche Arten mit Existenzproblemen zu kämpfen hatten [3J. Bei den Wiesenweihen beispielsweise stellte sich heraus, dass ,,die Gerste innerhalb der nächsten drei bis vier \Wochen schnittreif würde. Die vermuteten jungen Wiesenweihen würden bis dahin aber noch längst nicht flügge sein [2]". Als Lösungsstrategie für dieses Problem wurde unter Laudages Leitung ein beispielhaftes Management entwickelt, das Behörden, betroffene Landwirte und Naturschützer einbezog. An anderen Stellen wurden Nisthilfen für Mauerseg1er, Schwalben, Wendehals, Schleiereule, Steinkauz u.a.m. angebracht, die zumeist im Selbstbau durch Vereinsmitglieder hergestellt wurden.
Die Beobachtungen in der Natur ergaben sehr rasch Kontakt mit anderen Tiergruppen. Die Fledermäuse, die in Kindestagen sein Naturinteresse geweckt und seine Naturliebe mitgeprägt hatten, waren bald Gegenstand für Schutzmaßnahmen ihrer Wohnstätten. So wurden Kirchendächer, Transformatorenhäuschen oder Erdstollen so hergerichtet, dass sie als Sommer- oder Winterquartier angenommen werden konnten Sehr intensiv betrieben hat er auch den Schutz der Amphibien in seinem Wirkungsraum. Neben der Erfassung von Felddaten [4] lag ein weiterer Arbeitsschwerpunkt in der Schaffung von Leiteinrichtung und Laichgewässern. Leitzäune wurden installiert bei Bonenburg, Bühne und Wehrden. In Brakel, Scherfede, Ottenhausen und Hardehausen wurden Laichgewässer (optimiert oder neu geschaffen. Spezielle Artenschutzprogramme wurden in Zusammenarbeit mit der Landesbehörde für Kreuz- und Geburtshelferkröte im Pölinxer Grund durchgeführt [5].
Nicht nur die Koordinierung der Naturschutzmaßnahmen sondern auch ihre Dokumentierung ging von seinem Schreibtisch aus. So nimmt es nicht wunder, dass durch seine intensive Pressearbeit sein Telefon zur Ansprechstation für viele Menschen wurde, die Mitteilungen oder Anfragen zum Natur- und Artenschutz hatten. Dies galt verstärkt, als er krankheitsbedingt nicht mehr draußen beobachten konnte. So stellte er z.B. durch 170 Telefonkontakte 90 Brutnachweise für Schleiereulen zusammen und erhielt dabei gleichzeitig 40 Bestellung für Schleiereulennistkästen. Er maß sich nie eine Kompetenz an in Bereichen, in denen er sich weniger auskannte und arbeitete stets mit allen Naturschützern zusammen [6], besonders mit den NEW-Mitgliedern. Informationen für Interessierte wurden auch in Ausstellungen weitergegeben. Hervorzuheben sind die anlässlich der Warburger Oktoberwoche, bei der gemeinsam mit Jägern oder Imkern Ausstellungen präsentiert worden sind.
Weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Landschaftpflege. Diese wurde unter seiner Leitung vornehmlich in angepachteten naturschutzwürdigen Flächen durchgeführt. Die Flächen liegen kreisweit verteilt mit Schwerpunkt wiederum im Warburger Raum. Dort allein waren 17 ha zu pflegen. Die Maßnahmen bestanden im Entkrauten der Tümpel, der Abdichtung von Dämmen, aber auch in den klassischen Maßnahmen wie Schneiteln von Kopfbäumen und Heckenpflege. Trotz abnehmender Kräfte hat er so lange er konnte noch selbst Hand angelegt. Leider ging es ab 1992 gesundheitlich immer weiter bergab, so dass die Arbeit mehr und mehr darin bestand, vom Krankenzimmer aus die Vereinsgeschäfte zu führen. Mit Freude verfolgte er die weitere wissenschaftliche Untersuchung ,,seines Pölinxer Grunds". Die Bestandsaufnahmen und Auswertungen zu den Libellen und Heuschrecken sowie zu den Schmetterlingen werden in diesem Heft ausführlich dargestellt.
Nach zwölfjähriger Vereinführung trat FRANZ-JOSEF LAUDAGE als Kreisvorsitzender des NABU 1994 zurück. Er hatte mit der Gründung und Betreuung von Stadtverbänden eine kreisweite Mitwirkung seines Verbandes erreicht. Er war auch in dieser Zeit Kontaktperson zur Kreisverwaltung, dort lange Jahre Mitglied des Landschaftsbeirats. Weiterhin war er in ständiger Verbindung zur Bezirksregierung und zum Landesverband. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm 1995 das NABU-Ehrenzeichen in Silber verliehen. In der Auseinandersetzung um eine gemeinsame Anlaufstation der anerkannten Naturschutzverbände mobilisierte FRANZ-JOSEF LAUDAGE noch einmal all seine Kraft, da er in dem Taktieren des Nachfolgevorstandes den Ruin des Kreisverbandes kommen sah (Brief v. 15.11.96). Obwohl sich eine Splittergruppe aus dem Kreisverband löste, stand die Mehrheit der Mitglieder hinter den Vorstellungen des Ehrenvorsitzenden. Leider kann er die Weiterentwicklung seiner Arbeit nicht mehr in Augenschein nehmen, wenn im Herbst dieses Jahres die Landschaftsstation Diemel-Weser-Egge im Steinernen Haus in Borgentreich seine erfolgreiche Arbeit fortsetzt.
Mit FRANZ-JOSEF LAUDAGE verliert die Region eine streitbare, engagierte und vielseitige Persönlichkeit. Sein früher Tod ist ein schmerzlicher Verlust für die Ornithologen und Naturschützer über den Kreis Höxter hinaus und für alle,. die sich ihm freundschaftlich verbunden fühlten.
Willy Vieth
[1] Franz-Josef Laudage: Warum Naturschutz durch den DBV-Kreisverband Höxter? Jahrbuch Kreis Höxter, S. 113-120, Höxter 1984
[2] Franz-Josef Laudage: Seltene Rohr- und Wiesenweihen im Kreis Höxter. Jahrbuch Kreis Höxter, S. 133-139, Höxter 1989
[3] Franz-Josef Laudage: Vogelwelt in der Stadt Warburg. Jahrbuch Kreis Höxter, S. 85-89, Höxter 1991
[4] Franz-Josef Laudage: Amphibienvorkommen im Bereich der Stadt Warburg. Jahrbuch Kreis Höxter, S.113-120, Höxter 1992
[5] Franz-Josef Laudage; Kleingewässeranlage Pölinxer Grund - eine Idee wird zehn Jahre alt. Jahrbuch Kreis Höxter, S. 123-137, Höxter 1994
[6] Franz-Josef Laudage: Vom Aussterben bedroht. Ausgewählte Vogelarten im Kreis Höxter. Jahrbuch Kreis Höxter, S, 13 1-140, Höxter 1995