EGGE-WESER Band 9 Seite 7 Höxter 1997

Kurt Preywisch zum 80. Geburtstag

Reiner Feldmann

Die Geschichte unseres Jahrhunderts spiegelt sich in geradezu beispielhafter Weise in der Biographie des Jubilars wider. Geboren im ersten Weltkrieg, am 23. Juni 1917 in Prag, wächst Kurt Preywisch im Sudetenland auf. Er studiert Naturwissenschaften an der deutschen Karlsuniversität Prag, wird aber nach gerade erfolgter Festanstellung im Höheren Schuldienst zu Wehrmacht einberufen. Nach schwerer Kriegsverletzung, Gefangenschaft und dem Verlust der Heimat durchlebt er mit seiner Familie notvolle Jahre in Bayern, bevor er endlich im November 1951 eine Planstelle in Höxter antreten kann. Am König-Wilhelm-Gymnasium Höxter unterrichtet er 26 Jahre lang Biologie und Geographie. Mit 60 Jahren wird er, inzwischen Studiendirektor, seiner Kriegsverletzung wegen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

Die Dienstzeit in Höxter und die Jahre im Unruhestand sind geprägt durch ein ungewöhnlich hohes Maß ehrenamtlicher Arbeit im weiten Feld der landeskundlich orientierten Biologie. Im Rückblick und aus der Sicht des (um 15 Jahre jüngeren) Freundes und Kollegen, der mit nahezu identischen Untersuchungsobjekten, Fragestellungen und Methoden umgeht und sich daher ein Urteil gestatten darf, ist schwer zu entscheiden, was an dem heute Achtzigjährigen stärker zu bewundern ist: die Arbeitsleistung in Jahrzehnten, die Spannweite seiner Interessen, das einfallsreiche Erproben immer neuer Tätigkeitsfelder, der kaum enttäuschbare Einsatz für das als richtig Erkannte oder aber die Fähigkeit zur Teamarbeit und zur Anregung selbständiger Aktionen von Schülern, Studenten und Mitstreitern.

Tiefer Wurzelgrund seiner Tätigkeit ist die Liebe zur lebenden Kreatur. Aus dieser Grundhaltung erwächst vorrangig seine wissenschaftliche Arbeit, die mit feldbiologischen Methoden betriebene Ökofaunistik und die Bemühung um die floristische Erforschung des Raumes zwischen Egge und Weser. Der Schwerpunkt in der Faunistik liegt deutlich im Bereich der Wirbeltiere. Eine genaue Kenntnis der Landschaft und ein getreues und selbstkritisches Formenwissen, gepaart mit exakter Beobachtung und unermüdlichem Fleiß, erbrachten im Verlauf von Jahrzehnten eine Ernte, die den Kreis Höxter zu einem der bestdurchforschten Teilbereiche Nordwestdeutschlands gemacht hat.

Über den engeren regionalen Rahmen hinaus wirkt Kurt Preywisch in prägender Weise an den drei großen faunistischen Erfassungsprojekten Westfalens mit: der Avifauna (1969), der Herpetofauna (1991) und der Säugetierfauna (1984). Ähnliches gilt für die floristischen Atlanten. Die Abbildung in der Säugetierfauna (S. 18) sowie bei ANT & GRIES (Biologisch-ökologische Landeserforschung in Westfalen, Hamm 1992, S. 62) zeigt ihn im Kreis seiner Mitstreiter.

Besonders charakteristisch für den Jubilar ist die Verbindung von biologischer Grundlagenarbeit im Gelände mit der notwendigen Umsetzung in den praktischen Arten- und Flächenschutz. Die vielfach leitende Mitarbeit in den Naturschutzgremien der Region und des Landes ist in den Grußworten von Elisabeth HELDT (1983) und Wilfried STICHMANN (1987) ausführlich gewürdigt worden. Zoologische und botanische Basisarbeit einerseits und die Einmündung der gewonnen Erkenntnisse in zielgerichtete Schutzprogramme andererseits stehen in einer alten, höchst wertvollen Lehrertradition und sind zugleich ein Kennzeichen modernen landeskundlich orientierten Arbeitens.

In seiner Vielseitigkeit und Effektivität, gepaart mit persönlicher Bescheidenheit, Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft und nie versiegendem Optimismus ist Kurt Preywisch eine Ausnahmeerscheinung, zugleich aber ein Leitbild von hohem Rang.

Ad multos annos!
Prof. Dr. Reiner Feldmann, Menden


Schriften von Kurt Preywisch

(Ergänzung zum Schrifttumsverzeichnis in Egge-Weser 4(1): 12-16)

1988:

- (mit G. Steinborn): Zur Verbreitung der Insektenfresser und Fledermäuse im Kreis Höxter. EGGE-WESER 5(1): 5-10.

- (mit J. Müller): Der Kranichzug 1987 bei Höxter. Vergleich von Frühjahrs- und Herbstbeobachtungen. EGGE-WESER 5(1): 19-36.

- (mit W. König): Ungewöhnliches aus unserer Pflanzen- und Tierwelt. Platalea leucorodia. EGGE-WESER 5(1): 61-63.

1989:

- (mit H. Reichert): Wer weiß etwas über Hermann E. Gutheil? EGGE-WESER 6(1): 12-13.

- Zwei Wegweiser für unsere Geobotanische Arbeitsgemeinschaft. EGGE-WESER 6(1): 53-60.

- Beeinflussen Flohkrebse Verwaltungen? EGGE-WESER 6(1): 65-67.

- Nachruf: Sr. Maria Hieronyma, 26.04.1910-18.03.1989. EGGE-WESER 6(1): 77-78.


Schriften über Kurt Preywisch

Stichmann, W. (1987): Kurt Preywisch - 70 Jahre. EGGE-WESER 4(1): 9-11.