EGGE-WESER | Band 9 | Seite 5 | Höxter 1997 |
Zum Geleit
Mit der Herausgabe eines kreisbezogenen Florenatlas auf der Basis des feinen Viertelquandrantenrasters zeigt der Naturkundliche Verein Egge-Weser (NEW) e.V. einmal mehr, daß er schon immer der Zeit voraus war, denn in dieser Form existiert landesweit nichts Vergleichbares. Gewidmet ist dieses umfangreiche Werk unserem Ehrenvorsitzenden Kurt Preywisch, der am 23. Juni 1997 sein 80. Lebensjahr vollendet. Das Gebiet zwischen Egge und Weser ist für den aus Böhmen stammenden Naturwissenschaftler zu seiner wirklichen Heimat geworden. Seit mehr als vier Jahrzehnten geht das Erkennen von Naturphänomenen und Umweltproblemen, das Entwickeln von Bearbeitungskonzepten und das Rekrutieren von Mitstreitern im Kreis Höxter im wesentlichen von ihm aus. In seltener Weise hat er es verstanden, Menschen an die Natur heranzuführen und sie für seine Sache zu gewinnen und zu begeistern.
Als im Jahre 1975 das Landschaftsgesetz in Nordrhein-Westfalen in Kraft trat, hatten sich schon längst die naturkundlich interessierten Frauen und Männer um Kurt Preywisch im NEW zusammengefunden. „Wir waren früher als das Gesetz, und das Arbeitsgebiet war von vornherein klar, die Altkreise Höxter und Warburg", sagte der Ehrenvorsitzende in einem Interview im Sommer letzten Jahres. Der Verein war von Anfang an ein willkommener Partner für den Kreis Höxter. Auf breiter Front zeigten die Politiker starkes Interesse für den Naturschutz. Ich hoffe, daß das auch heute noch so ist.
An zwei Naturschutzkonflikten dokumentieren sich die Zielstrebigkeit, die Beharrlichkeit, die Kooperationsbereitschaft und das Verhandlungsgeschick des Naturschützers Kurt Preywisch. Der Landesnaturschutz hatte die Blankenroder Bleikuhlen schon längst aufgegeben, da gelang es Kurt Preywisch, Hand in Hand mit Prof. Josef Peitzmeier, der von ihm als Gründungsvater des Vereins bezeichnet wird, die Autobahn zu verlegen und das Gebiet als NSG zu sichern. Als Kreisnaturschutzbeauftragter begann Kurt Preywisch schon sehr früh, viele einzelgeschützte Naturdenkmale flächenhaft sichern zu lassen. Das NSG Ziegenberg bestand damals aus 10 kleinen Einzelnaturschutzgebieten. Auch im Landschaftsbeirat, davon einige Jahre als Vorsitzender, verfolgte er konsequent dieses als sinnvoll erkannte Konzept.
Es nimmt auch nicht wunder, daß Kurt Preywisch als erster hier im Raum schon 1974 über ein Konzept zur Errichtung von Naturschutz-Stationen berichtet hat. Während der Sommerferien hielt er sich gerne in Englands "field-centres" zu Studienzwecken auf. Diese sind Einrichtungen privater Träger, in denen ähnlich wie im Konzept der biologischen Stationen faunistische und floristische Erhebungen durchgeführt werden und die zudem Gastforschern offen stehen. Diese Anregung setzte Kurt Preywisch gleich auf die hiesigen Verhältnisse um und gab dazu eine Veröffentlichung heraus. Aus Stratford upon Avon erhielt ich am 20.11.1977 eine Antwort auf meinen ersten Brief an Kurt Preywisch, in dem er mir mitteilte: „Ich bin sehr daran interessiert, jeden biologisch-ökologisch interessierten Menschen im Kreise Höxter kennzulernen und schamlos nach Informationen auszupressen". Damals konnte ich wohl kaum erahnen, daß das der Beginn einer sehr freundschaftlichen und fruchtbaren Zusammenarbeit werden würde. Es ehrt mich deshalb sehr, die Naturschutzarbeit meines väterlichen Freundes in seinem Verein in seinem Sinne weiterzuentwickeln.