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EGGE-WESER 6(1) Seite: 28-32 Höxter 1989

Kranichzug über dem Kreis Höxter 1988

Jochen Müller

Dank einer erneut sehr großen Beteiligung am "Kranichmelden" ist das Zuggeschehen über dem Kreis Höxter auch in 1988 wieder durch reichlich Datenmaterial belegt.

Im Frühjahr gingen 171 und im Herbst 311 Beobachtungen ein, die in den beiden untenstehenden Grafiken zusammengefaßt dargestellt sind.

Ein Abdruck sämtlicher Einzelmeldungen wäre zu langatmig und wegen der Unübersichtlichkeit auch nicht sonderlich aussagefähig.

In vielen Fällen ist das Herausfiltern von eventuell identischen Zügen, die an verschiedenen Orten gesehen wurden, sehr schwierig. An Tagen mit sehr starkem Durchzug in kurzer Zeit kann man fast nur die an der Kreisgrenze einfliegenden Tiere zusammenrechnen, da praktisch alle in der folgenden Stunde im Kreisgebiet beobachteten Flüge aus diesen schon registrierten Vögeln bestehen können. Hier wurden nur Züge gerechnet, bei denen eine Doppelmeldung absolut ausgeschlossen ist. Deswegen und auch durch die Tatsache, daß einige Flüge nicht ausgezählt bzw. geschätzt wurden oder wegen Dunkelheit nicht zählbar waren und somit nicht mit eingerechnet werden konnten, sind die angegebenen Zahlen ein absolutes Minimum.

Insgesamt war zumindest der Herbstzug deutlich unauffälliger als im Vorjahr, was aber nicht heißt, das der Kranichbestand selbst abgenommen hat. Vielmehr wird dies wohl mit geringfügigen Verlagerungen der Zugstrecke zusammenhängen. Es ist ebenfalls von Bedeutung, auf welche Wochentage die Durchzugspitzen fallen. An einem

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Sonntagnachmittag sind mehr Leute draußen unterwegs als innerhalb der Woche und somit werden dann auch mehr Kraniche gesichtet.

Frühjahrszug

Im Frühjahr 1988 wurden mindestens 6385 über den Kreis Höxter nach Norden ziehende Kraniche beobachtet. Dazu kommen noch 20 weitere Züge, über deren Stärke keine Angaben vorliegen. In der folgenden Abbildung ist der Zugverlauf im Frühjahr mit der Anzahl pro Tag durchziehender Kraniche dargestellt. Wurden von den einzelnen Tagen auch noch Züge ohne Zahlenangaben gemeldet, ist dies jeweils durch ein "x" gekennzeichnet.

Abb. 1: Kranichzug im Frühjahr 1988

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Hauptzugtage waren der 14.03. mit 1212 Tieren plus einem Schwärm unbekannter Größe sowie der 20.03. mit 2680 Vögeln und 4 ungezählten Flügen.

Am 9. und 11.03. sowie am 18. und 20.03. waren jeweils an mehreren Orten in der Dunkelheit noch Rufe von ziehenden Vögeln zu hören. Es ist davon auszugehen, das in diesen Tagen Kraniche bei uns übernachtet haben.

An den beiden Hauptzugtagen überquerte der größte Teil der Vögel jeweils zwischen 12 und 15 Uhr das Kreisgebiet.

Von sehr außergewöhnlichem Datum ist ein Trupp aus ca. 35 Kranichen, der am 12.05. um 1100 Uhr über Höxter kreiste und dann weiter nach Norden zog. Solche späten Züge sind nur äußerst selten zu beobachten. In der Tabelle sind diese Tiere nicht mehr aufgeführt, weil sonst durch weitere Tage auf der x-Achse die Grafik zu sehr zusammengedrängt wäre.

Herbstzug

Im Herbst, wurden mindestens 13045 Kraniche plus 23 Züge ohne Zahlenangaben registriert. Dieses Verhältnis zum Frühjahr ist normal, im Herbst ziehen immer bedeutend mehr Kraniche über unseren Raum, was hauptsächlich damit zusammenhängt, daß die Vögel im Frühjahr eine etwas andere Zugstrecke fliegen, zu der sich der Kreis Höxter mehr in Randlage befindet.

Der größte Teil der Tiere flog Ende Oktober und besonders Anfang November. Die Hauptzugtage waren:

20.10. mindestens 2493 Kraniche plus 3 ungezählte Züge
26.10. mindestens 1281 Kraniche plus 1 ungezählter Zug
02.11. mindestens 2043 Kraniche plus 4 ungezählte Züge
03.11. mindestens 4078 Kraniche plus 1 ungezählter Zug

Auffallend war, daß Anfang November die Züge oftmals enorme Stärken aufwiesen; besonders am 03.11. waren Schwärme um 300 keine Seltenheit. Der größte Verband wurde aus Höxter gemeldet: am 02.11. um 1600 Uhr überquerten 4 Züge, deren Gesamtzahl von einem Beobachter auf 1400 und von einem anderen unabhängig davon auf 1500 geschätzt wurde, die Stadt.

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Abb. 2: Kranichzug im Herbst 1988

In der Zeit vom 19.10. bis zum 02.11. und dann nochmal Mitte November waren vielfach noch in der Nacht Rufe von Kranichen zu hören. Hier kann man davon ausgehen, daß die Tiere teilweise im Kreis rasteten, was in zwei Fällen auch beobachtet wurde: am 20.10. landeten abends ca. 50 Tiere bei Peckelsheim und am 26.10. standen um kurz vor 11 Uhr 34 Kraniche auf einem Acker westlich von Tietelsen. An letzterer Stelle wurden auch schon im Herbst des Vorjahres rastende Kraniche beobachtet.

Vermutlich übernachten diese Vögel regelmäßig und häufiger in unserem Raum, als allgemein angenommen wird, und es gibt sicher auch einige Stellen, die bevorzugt angeflogen werden. Nur ist das schwer zu belegen, da sich die Kraniche anscheinend in den meisten Fällen erst bei völliger Dunkelheit niederlassen. Auch wurden mehrfach Züge in den frühen Morgenstunden beobachtet, was eigenltich nicht anders als mit einer Übernachtung der Tiere in der näheren Umgebung zu erklären ist.

An den starken Zugtagen in diesem Herbst war die Hauptmasse der Kraniche ebenfalls zwischen 12 und 14 Uhr über dem Kreisgebiet zu

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beobachten, jedoch spielte sich im Gegensatz zum Frühjahr vielfach auch noch in den späteren Nachmittagsstunden ein reges Zuggeschehen ab.

Vor 21. bis zum 26.10. wurden seltsamerweise mehrere Kranichzüge beobachtet, die offensichtlich die Orientierung verloren hatten. Nach zumeist längerem Kreisen flogen die Tiere in nördlicher Richtung ab - in zwei Fällen wurde dann aber auch wieder eine Umkehr beobachtet.

 

Zum Schluß noch herzlichen Dank an folgende Damen und Herren, die ihre Beobachtungen in 1988 übermittelten:

H. Barth, Beckmann, E. Beckmann, T. Beine, Bierbüsse, Birkenstock, H, Böttcher, A, Brendel, A, Brockhoff, G, Chytrek, Claas, T. Czaja, H. Deitmer, Doludda, I. Dreyer, M. Düker, H. Ebeling, Eichler, Engel, Engemann, J. Ernst, H. Evers, Fau-pel, K. Feltgen. K. Ferber, S. Franke, A. Fromme, Geilhaus, Generlich, G. Gockel-Kertens, Großmann, Gutscherra, S. Häcker, K. Haevecker, J. Hagen, B. Hansen, Hartmann, J. Hartmann, E. Heinemann, A. Heising, G. Hesse, H. Hey, C. Hilke, Hille-meyer, Hohmann, I. Hoppe, M. Hoppe, K.J. Humborg, C. Jansen, H. Jansen, K. Kaiser, A. Kaste, Klarhold, Klasse 5b Gymnasium Beverungen, Kleinbauer, A, Kleinert, A. Kloss, J. Klotz, Knaup, G. Koch, Könecke, Körner, Konopka, Konze, V. Konrad, J. Krail, Krollpfeiffer, Krüger, H.D. Krus, Kruse, C. Küchemann, S. Küchemann, Kunze, R. Kurten, a. Kutz, F.J. Laudage, M. Laudage, F. Leiße, W. Leiße, Locke, Lücking, K. Mann, K.G. Marquardt, H. Matzke, Henke, H.P. Menke, Meyer, R. Michaelis, G. Müller, K. Müller, L. Müller, M. Müller, M. Müller, Nolte, Nolte, Oppermann, Ostermann, A. Otto, Pauschert, H. Pawelka, S. Peters, U. Pieper, B. Pölert, F.D. Pölert, S, Pölert, Pöschel, E. Pradel, Preiss, B. Puppe, Rämisch, Rauschenfels, Rehrmann, Robrecht, T. Rose, Schäfers, W. Sander, C. Scheele, J. Scheideler, Schelp, H. Schiller, M. Schiller, P. Schiller, C.W. Schilling, Schlieter, H.J. Schlüter, Schmidtke, H. Schneider, Schnuckel, Schnurbusch, N. Schormann, Schröder, H. Schröder, M. Sievers, H. Sirrenburg, Sonne, G. Spillmann, Sprock, Staake, G. Stallwitz, H. Stiene, M. Stiewe, R. Struck, A. Thit, Tönnige, E. Ulsaß, H. Vieth, Vogt, H. Volpers, Voss, R. Voß, a. Waldhoff, M.L. Weiffen, Beiß, Werdehausen, L. Weskamp, Wiegars, Sr.Wilhelma, Winkler, S. Wittke, Wöstefeld, M. Wolf, Woyke, Zientek, Zschaage.

 

Anschrift des Verfassers:
Jochen Müller
Pyrmonter Str. 14
3470 Höxter-Godelheim