EGGE-WESER | 1986 | Band 3 / Heft 3 | 152-155 |
HECKENROTH, H. (1985): Atlas der Brutvögel Niedersachsens 1980 (und des Landes Bremen mit Ergänzungen aus den Jahren 1976-1979). Naturschutz u. Landschaftspflege in Niedersachsen, Heft 14 (ISBN 3-922321-32-1); 428 S. DIN A 4.- Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt-Fachbehörde für Naturschutz, DM 25.-
An gleicher Stelle und im gleichen Format erscheint in dünnen Folgen und langen Abständen als anspruchsvoll angelegte Landesavifauna mit ausführlichem Text und möglichst genauer Verbreitungskartierung nach dem Punktrastersystem "Die Vogelwelt Niedersachsens". Sie wird vielleicht erst im nächsten Jahrtausend abgeschlossen sein.
Für den Ungeduldigen kam deshalb der "Atlas" als höchst willkommene Weihnachtsüberraschung. Mit Ausnahme der verwilderten Haustaube wird für sämtliche Vogelarten, die in Niedersachsen frei brüten, die Verbreitung im Jahr 1980 durch eine Punktrasterkarte im Maßstab 1 : 2 000 000 dargestellt. Bei einem so großen Land ist natürlich nicht für jedes Grundfeld und in jedem Brutsommer ein zuverlässiger Gewährsmann verfügbar. So treten neben die drei roten Signaturen Brutnachweis, Brutverdacht und Brutzeitbeobachtung noch drei orangefarbene mit der gleichen Bedeutung für mindestens eines der vier vorausgegangenen Jahre. Die siebente Signatur, das weiß gebliebene Grundfeld, sagt leider nicht aus, ob dort trotz gründlicher Nachsuche nichts gefunden oder ob gar nicht untersucht wurde. Das letztere fällt bei den "gemeinen" Arten zwar gleich ins Auge, bei selteneren kann man die Themenkarten "Datendichte des verwendeten Materials" und "Wohnplätze der Mitarbeiter" zu Rate ziehen. Der unserem Kreis benachbarte Raum ist zum Glück intensiv bearbeitet. Dort wirkten S.KASTL und V.KONRAD als Mitarbeiter. Drei der 201 kartierten Arten sind im Anhang noch einmal quantitativ wie in der "Vogelwelt" erfaßt. Hier scheint die Uferschwalbe 1983 in den 1980 gut erfaßten Räumen eher ab-, in den damals kaum bearbeiteten aber zugenommen zu haben. Das läßt darauf schließen, daß das Beobachternetz sich schon in diesen drei Jahren verdichtet hat. Auf der gleichen Seite erscheint mit jeder Karte neben einer meist hervorragenden Schwarzweißzeichnung der Art auch eine dreizeilige statische Auswertung der Verbreitung. In den drei Anhangskarten tritt als vierte Zeile die Aussage über unbesetzte Grundfelder.
Welchen Wert dieser Atlas für den Schutz der Brutvögel in unserem Nachbarland hat, liegt auf der Hand. Außerdem hilft er bei der Planung klein- und vor allem großräumiger Schutzgebiete. Daß das Buch selbst seltene Vogelarten gefährden könnte, ist geschickt vermieden. Als Grundfeld der Darstellung dient ein Meßtischblattquadrant (= Viertel einer TK 25), bei selteneren Arten aber eine ganze TK 25 oder gar TK 50, wie beispielsweise bei Schwarzstorch oder Uhu. Für den Wanderfalken, der 1980 in ganz Niedersachsen noch mit einem Paar brütete, hat man TK 100 gewählt. Vorher hat ein Paar in unserer Nachbarschaft gehorstet.
Das Werk bietet aber noch viel mehr, als der Titel verspricht. Dem Verbreitungsatlas sind noch 34 musterhafte Themenkarten zur Landesnatur, Landschaftsgeschichte und anderem vor- und nachgeschaltet, die allein schon die Anschaffung beinahe lohnen. Außerdem ist der Gitterschlüssel auf Klarsichtfolie wiederholt.
Am Anfang steht eine Artenliste aller bisher in Freiheit nachgewiesenen Vogelarten Niedersachsens, vom Pampas-Steißhuhn (LÖNS 1908) bis zum Rotkardinal (RUSS 1894). Durch Farbunterdruck sind A Brutvögel, B Gastvögel und C meldepflichtige Seltenheiten sofort zu unterscheiden, daneben in 28 Kolonnen Angaben zum Status, zu Brutbestand und Brutbestandsentwicklung, Brutzeitvorkommen, einer raffinierten Häufigkeitsbewertung, den zuständigen Roten Listen und dem gesetzlichen Schutz untergebracht. Eine sehr einleuchtende Grafik vergleicht die Häufkeitsbewertung mit der letzten der drei Roten Listen des Landes und eine weitere Tabelle wieder diese mit 13 weiteren.
Man kann unseren Nachbarn zu dieser Leistung nach Inhalt und Ausführung nur gratulieren und sich selbst nützen, indem man den "Atlas" fleißig benützt.
DER REGIERUNGSPRÄSIDENT DETMOLD (1985): Naturschutz-Landschaftspflege im Regierungsbezirk Detmold. Heft 4, 41 S. DIN A 4. - RP DT -höhere Landschaftsbehörde, Postfach 5, 4950 Detmold; Geschäftsstelle: Regierungsamtsrat W. Schmidt, 05231 - 71 51 01.
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Diese Ausgabe sollte zur Pflichtlektüre aller Naturschützer, vor allem aber der Mitglieder des Landschaftsbeirates werden. Besonders interessant sind die beiden geschichtlichen Darstellungen und der Vergleich der Rolle der Beiräte in den einzelnen Bundesländern. Eine Veröffentlichung über die Geschichte des Naturschutzes in Ostwestfalen-Lippe wird angekündigt.
DER OBERKREISDIREKTOR DES KREISES HÖXTER (1985): Kreis Höxter - Jahrbuch 1986. 280 S., 9.80 DM, 3470 Höxter 1.
In gewohnt guter Ausstattung und im gewohnten Kleid liegt der 7. Band des Jahrbuchs vor. Wieder ist er eine gute Werbung für den Kreis. Auf dem Umschlag ist diesmal der Köterberg abgebildet. Der Beitragsteil unseres Vereins heißt jetzt treffender "Natur und Landschaft". H.-D. KRUS eröffnet ihn mit einem beispielhaften Beitrag "Zur Entwicklung von Kulturlandschaft und Siedlung im Raum Bellersen". Aus umfassender Kenntnis der Literatur und der historischen Quellen wie aus eigener Anschauung erwuchs eine geschliffene, abgerundete Landschaftsgeschichte eines Dorfes. In ähnlicher Form behandelt R. OSTERMANN-MÜLLER in "Der Sandebecker Wald aus geschichtlicher Sicht" einen Teilbereich der Landschaft dieses Eggedorfes. Mit "Die Schmetterlinge aus Steinheim und Umgebung" setzt A. WALDHOFF seinen Bericht aus dem vorhergehenden Jahrbuch mit der Familie der Schwärmer fort. Abschließend stellt D. GALONSKE das "Biotopsicherungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen im Kreis Höxter" vor. Dieses Mustervorhaben gilt dem artenreichsten Kreis des Landes.
Alle anderen Artikel des Jahrbuchs sind lesenswert, manche recht launig und spritzig. An mehreren Stellen kann man sich noch über Landschaftsgeschichte unterrichten wie in den Beiträgen von U. ERNST über die Agrarverfassung im Kreis Warburg seit 1800 oder von W. SEULEN "950 Jahre besteht die Stadt Warburg", von A. KLEINERT "Eine alte königlich preußische Amtsakte erzählt", von Ä. HENNEKE "Der Teufelsstein - ein Stück Heimatgeschichte" und H. SCHÄFERS "Bäuerliche Dienstpflichten und Lasten im 18. und 19. Jahrhundert in Vinsebeck". Gehört in den Abschnitt "Kunst und Kultur" nicht auch wieder einmal etwas Plattdeutsches?
TRIER, B. & W. WINKELMANN (1985): Neujahrsgruß 1985.- 96 S., 4400 Münster (Landschaftsverband Westfalen-Lippe)
TRIER berichtet auch über Unternehmungen in unserem Kreis, die das Westfälische Museum für Archäologie 1985 unternommen hat. Jungsteinzeitliche Siedlungsstellen der Linearbandkeramik hat ein Kurs der Volkshochschule Warburg unter OStR BIALAS in der Gemarkung Hohenwepel entdeckt. Herr Bialas sammelte auch Artefakten der Michelsberger Kultur auf dem Schlachberg, Gemarkung Daseburg. In der Gemarkung Rimbeck wurden weitere Kontrollschnitte durch eine jungsteinzeitliche Befestigungsanlage gelegt. (S. 21 - 24)
Bei einer Rettungsgrabung am Petristift in Höxter wurde das südliche Seitenschiff der ältesten, wahrscheinlich frühromanischen Kirche aufgedeckt. Reste von Ausbauten bis ins 13. Jahrhundert traten zutage. (S. 60,61).
Auf zum Teil bedeutende Grabungen außerhalb unseres Kreises kann hier nicht eingegangen werden. Doch auf ein zeitlich sehr eng (noch 1 oder 2 Jahre) befristetes Freilichtmuseum in Giltrup bei Münster sei hingewiesen. Dort wurden Teile einer frühmittelalterlichen Siedlung modellhaft aufgebautund die botanisch interessanten Unkräuter der damaligen Zeit angesät. Gruppen und Einzelbesucher werden von Fachkräften in das Leben und Wirtschaften der "Sachsenzeit" eingeführt.
WEBER, H. E. (1985): Rubi westfalici. - Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 4400 Münster, 47, H.3. 452 S., geb. 68.- DM.
Mit "Die Brombeeren Westfalens und des Raumes Osnabrück" hat das Naturkundemuseum in Münster innerhalb von 16 Jahren nun schon das vierte bahnbrechende Jahrhundertwerk auf den Weg gebracht. Während die drei bisherigen (s. Egge-Weser 1985, S. 99) von großen Gruppen erarbeitet wurden, ist dieses die bewundernswerte Leistung eines Mannes. LINNS faßte die Brombeeren als eine Art - Rubus fruticosus - mit Ausnahme der Kratzbeere - R. caesius - zusammen (1753). HAEUPLER (1976) konnte seinen Feldkartierern nicht mehr zumuten. So haben wir das auch in die Liste der Pflanzen des Kreises übernommen (Egge-Weser 1982, S. 108).
Die Kenntnis, daß sich unter der Sammelart R. fruticosus zahlreiche "gute" Arten verbergen, verdanken wir ganz wenigen Forschern. Davon stammen die wichtigsten aus Westfalen. K.E. WEIHE (1822-1827) beschrieb zahlreiche Arten aus dem Gebiet der Porta Westfalica, die nicht bastardierten, unter dem Titel Rubi germanici. J. UTSCH bearbeitete auf fast 100 Seiten in der Flora von Westfalen von BECKHAUS (1893) die Gattung Rubus L.. WEBER untersucht seit 1967 und kartiert seit 1971, einige Jahre unterstützt von R. WITTIG, hauptsächlich in Westfalen. Das konnte nur mit dem Wagen geschafft werden, denn als Grundfeld seiner Rasterkartierung wählte er ein Sechzehntel der TK 25, die er mit Ausnahme des brombeerfreien Industriegebiets an der Ruhr alle auf- und untersuchte. Das waren 2793 Felder, von denen 1004 schon gemeinsam mit WITTIG voruntersucht waren. Jedes (ungefähr ein Quadrat von etwa 2,8 km Seitenlänge) wurde ausreichend durchgemustert.
Das Ergebnis sind ein dichotomer und ein synoptischer Bestimmungsschlüssel für die Arten, 123 Artbeschreibungen, jede mit einer Verbreitungskarte. Manche der Arten und Unterarten sind neu, andere neugefaßt, alle herbarisiert und, soweit möglich, mit älteren Sammlungen verglichen. Dabei verfolgte der Autor einzelne Stücke bis Leningrad. Dann ist noch eine Liste von nicht anerkannten älteren Angaben, von verschollenen und vereinzelten Arten beigefügt.
Unser Kreis liegt abseits des Hauptverbreitungsgebiets der westfälischen Brombeerarten. Immerhin "schenkte" ihm WEBER 30 zusätzliche Arten und einen Bastard. Darunter sind zwei, deren natürliche Vorkommen in Westfalen auf unser Gebiet beschränkt sind, eines auf die Egge, das andere auf das Nethetal. Im Gegensatz zu den meist kalkfliehenden Sippen von R. fruticosus hat die kalkholde R. caesius (Kratzbeere) das Schwergewicht ihrer westfälischen Verbreitung bei uns. Das gleiche dürfte für den Bastard der Himbeere mit der Kratzbeere gelten (R. caesius x idaeus).
K.P.