EGGE-WESER | 1986 | Band 3 / Heft 3 | 104-117 |
Gerhardt Badtke & Heinrich Biermann
Im Zusammenhang mit der Erfassung und Bewertung möglicher Naturschutzgebiete im Kreis Höxter wurden die Verfasser 1983 um eine Bestandsaufnahme der Großschmetterlinge der Trockenrasen bei Willebadessen gebeten.
Federführend bei diesen Vorhaben ist die LÖLF, die auch die genauen Daten erhält.
Wir bedanken uns bei den dort zuständigen Herren für das entgegengebrachte Vertrauen sowie für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Befunde.
Die Trockenrasen bei Willebadessen lassen sich in zwei Gruppen gliedern.
Ein größerer Bereich liegt etwa 1 Km nördlich des Ortes am Ostrand des großen Grabens, der das Eggegebirge begleitet. Von diesem Gebiet, das etwa 300 m über NN liegt, hat man einen herrlichen Blick über Willebadessen und auf das Eggegebirge.
Der andere Bereich liegt am östlichen Ortsrand an der Straße nach Altenheerse. Es handelt sich um einen steilen, z. T. leicht felsigen Hang.
Kleinere Trockenrasenfragmente liegen nördlich der Straße nach Fölsen. Diese Bereiche wurden nicht in die Untersuchung einbezogen.
Alle Trockenrasenflächen liegen auf Muschelkalk. Wir benutzen für diese Pflanzengesellschaften, die sich aus wärmeliebenden Gräsern, Kräutern und Sträuchern zusammensetzen, der Einfachheit halber den Ausdruck Trockenrasen, ungeachtet der noch vorzunehmenden Untersuchung der Pflanzengesellschaften dieser Hänge, die detaillierte Benennungen notwendig machen würden.
Auffallend ist der Reichtum an Pflanzenarten, auch an Orchideen, der diese Hänge trotz der teilweisen Aufforstung noch kennzeichnet.
Bei unseren Untersuchungen (Lichtfänge und Begehung bei Tage) waren wir bemüht, aus jeder Monatshälfte Daten zu erhalten, damit auch, genaue Angaben über die Flugzeiten gemacht werden können.
Das Untersuchungsgebiet wurde an folgenden Tagen aufgesucht:
Badtke/Biermann (B)
vor 1984: |
11.06.1977 16.06.1977 L 20.05.1978 28.05.1978 11.07.1978 30.07.1978 09.06.1979 |
Mai 1980 04.06.1982 L 07.07.1982 17.07.1982 L 30.07.1982 13.09.1982 L |
11.06.1983 L 09.07.1983 L 20.09.1983 L 25.09.1983 L |
|
1984: | März: 26. L April: 20. L Mai: 4. L / 5 . / 14. L / 18. L / 20. Juni: 5. L / 19. Juli: 6. L / 20./ 30. L/ 31. August: 7. L / 12./ 16. / 20. L / 28. / 30. L September: 2. / 13. L / 14. / 19. / 29. L Oktober: 15. L / 24. L / 29. L |
|||
1985: | 18.7. L / 8.8. / 13.9. |
Exkursionen der ostwestfälisch-lippischen Entomologen (E)
(Teilnehmer: Robenz, Pähler, Dudler, Hachmeister, Grundmann)
20.5.1978 / 9.7.1983 L
Dr. Meineke (K)
29.7.1981 / 29.5.1982
Retzlaff (R)
Herr Retzlaff teilte uns aus den Jahren 1969 - 1984 etwa 60 Angaben mit, die zum Teil Falter betreffen, die derzeit nicht mehr nachgewiesen werden konnten.
Bemerkung: Steht ein L bei einem Datum, so wurde an diesem Tag Lichtfang vorgenommen.
Bei manchen Arten fehlen diese Angaben, da die Bestimmung nicht am Leuchttuch erfolgte.
s. = | selten, 1 - 2 Falter pro Beobachtungstag |
s.s. = | sehr selten, Einzelfunde |
n.s. = | nicht selten, 3-10 Falter pro Beobachtungstag |
h. = | häufig, 11-50 Falter pro Beobachtungstag |
s.h. = | sehr häufig, 51-100 Falter pro Beobachtungstag |
m. = | massenhaft, über 100 Falter pro Beobachtungstag |
Ist das Vorkommen lediglich mit einem Kreuz angegeben, so handelt es sich um Falter, E bedeutet Ei und R Raupe.
A.1.2 Von Aussterben bedroht
A.2. Stark gefährdet
A.3. Gefährdet
In den Trockenrasen und Gebüschfluren treten etliche besonders kennzeichnende Arten auf. Es sind folgende Arten:
Tagfalter: C. australis, A. galathea, H. semele, C.arcania, E. aurinia, M. charlotta, T. betulae, C. minimus, M. rebeli, M. arion, L.coridon, S. sertorius, T. actaeon, H. comma
Spinner und Schwärmer: H. milhauseri, L. cuculla, P. plumigera, H. pupuralis, A. carniolica, T. meliloti, C. glaucata, E. pavonia
Eulen: S. clavis, C. rubricosa, H. reticulata, A. polyodon, A. illyria, M. trigrammica, P. umbra, A. venustula, D. coeruleocephala, H. strigosa, L. pastinura
Spanner: C. chloraria, S. humilata, S. incanata, R. vibicaria, M. procellata, E. subumbrata, B. distinctata, T. rupicapraria, T. primaria, A. maculata
Leider konnten einige interessante Arten in jüngster Zeit nicht mehr nachgewiesen werden.
Die Bindung der Arten an einen bestimmten Lebensraum erfolgt auf unterschiedliche Weise.
In vielen Fällen bevorzugt die Raupe eine bestimmte Futterpflanze, die oft nur lokal verbreitet ist. Beispiele hierfür sind Colias australis und Maculinea rebeli.
In anderen Fällen erfolgt die Bindung über das Kleinklima der sonnigen Hänge.
Da diese Trockenrasen verhältnismäßig reich an Blütenpflanzen sind, wobei die von Faltern besonders geschätzten Knautien und Korbblütler überwiegen, erfolgt auch eine Bindung über die Futterpflanze der Falter. Dies gilt besonders für eine derart reichliche Blütenpracht inmitten einer ackerbaulich genutzten Umgebung.
Ermittelt man die Anteile der einzelnen Gefährdungsstufen, so erhält man folgende Werte:
Stufe |
Tagfalter (41) |
Spinner u. Schwärmer (61) |
Eulen (136) |
Spanner (115) |
Summen (353) |
|||||
A. 1 .2 |
1 |
2,5% |
0 |
|
1 |
0,7% |
1 |
0,8% |
3 |
0,85% |
A. 2 |
12 |
30% |
8 |
13,3% |
7 |
5,1% |
12 |
10,4% |
39 |
11% |
A. 3 |
8 |
20% |
13 |
21,6% |
18 |
13,1% |
16 |
13,9% |
55 |
15,6% |
Trockenrasen sind vom Menschen geschaffene Lebensräume, die allerdings artenreich sind. Bei fehlender Beweidung bzw. Pflege nehmen Sträucher überhand. Sinnvoll wäre ein parzellenweises Auslichten der Gebüsche, eventuell auch eine kräftige Verringerung der in letzter Zeit erfolgten Anpflanzung von Nadelbäumen.
Badtke, Gerhardt u. Biermann, Heinrich (1984): Seltenere Spannerarten aus den Trockenrasen bei Willebadessen Mitt. der AG ostwestf. -lipp. Entomologen, Bielefeld, Nr. 30, 20.11.1984, S.81
Beil, Bernd (1980): Die für Westfalen einzigartige Entomofauna an den Muschelkalkhängen bei Willebadessen kurz vor der endgültigen Vernichtung! Mitt. westf. Entomol., 4/S. 24-31
Bergmann, Arno (1951-1955): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands Urania - Verlag, Leipzig
Forster, Walter u. Wohlfahrt, Theodor (ab 1954): Die Schmetterlinge Mitteleuropas Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart
Koch, Wolfgang (ab 1964): Wir bestimmen Schmetterlinge Neumann Verlag, Radebeul
Landesvermessungsamt NRW: Kreiskarte Höxter (Nr.23), 1:50.000
LÖLF (1979): Rote Liste der in NRW gefährdeten Pflanzen und Tiere, Schriftenreihe der LÖLF, Band 4 Münster
Retzlaff, Hans (1973 u. 1975): Die Schmetterlinge von Ostwestfalen - Lippe und einigen angrenzenden Gebieten Hessens, und Niedersachsens (Weserbergland, südöstliches Westfälisches Tiefland uns östliche Westfälische Bucht)
Teil I, 21. Bericht des Naturwiss. Vereins Bielefeld, S. 129 - 248, 1973
Teil II, 22. Bericht des Naturwiss. Vereins Bielefeld, S. 199 - 344, 1975
Retzlaff, Hans (1981 - 1984): Nachträge zu "Die Schmetterlinge von Ostwestfalen - Lippe....", Mitt. der AG der ostwestf.-lipp. Entomologen, Bielefeld, Nr. 23 (1981), Nr. 24 (1981), Nr. 25 (1982), Nr. 28 (1983), Nr. 30 (1984)
Gerhardt Badtke, Eggering 14, 4791 Altenbeken
Heinrich Biermann, Markusstraße 17, 3490 Bad Driburg
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