EGGE-WESER 1985/02 Band 3 / Heft 2 78-80

Aus dem Lehrgebiet Vegetationskunde
der Universität-GH- Paderborn, Abt. Höxter (2. Bericht)

Hans Böttcher

Seit dem 1. Bericht (Egge-Weser 2(4): 185-191. 1984) wurde die Lehre im Fach Vegetationskunde in dem dort umrissenen Rahmen weitergeführt. Im Fach Freilandpflanzenkunde verringerte sich die Lehrtätigkeit als Folge der Besetzung des Lehrgebietes "Freilandpflanzenkunde, Pflanzenverwendung" mit Prof. Dr. Volkmar SEYFANG am 15. 3. 1984 auf folgende Lehrveranstaltungen: "Gehölze der freien Landschaft" (1 Semester-Wochenstunde Vorlesung und 1 SWS Übung als Exkursionen im Wintersemester für das 1. Semester) und "Pflanzen- und Formenkunde" (insgesamt 3 SWS Vorlesung im Winter- und Sommersemester für das 1. und 2. Semester).

Im Sommersemester 1985 wurden folgende größere Exkursionen und Geländepraktika durchgeführt:

19.-24. 5.:  Vegetationskundliche Kartierübung im Ith bei Lauenstein (24 Studenten), 
14.6.: Werragebiet zwischen Eschwege und Obersuhl und Hoher Meißner (40 Studenten) (gemeinsam mit Prof. Dr. GERKEN), 
15./16.6.:  Emsland zwischen Haselünne und Bad Bentheim (36 Studenten), 
23.-25.6.:  Baltrum und Stapeler Moor bei Neuenburg (27 Studenten; gemeinsam mit Prof. Dr. B. GERKEN).

Außerdem wurde am 15. 5. eine Exkursion in das NSG "Ziegenberg" bei Höxter für den Naturkundlichen Verein Egge-Weser geführt.

In der Forschung wurde neben den z.T. seit Jahren laufenden Forschungsarbeiten verstärkt der Plan verfolgt, eine eingehende Vegetationskundliche Übersicht über den Kreis Höxter und einige angrenzende Gebiete zu erarbeiten. Hierfür wurden bereits in den letzten Jahren mehrere Diplomarbeiten angesetzt, ergänzt durch (wenige) eigene Untersuchungen. Zur Zeit ist eine Studentische Hilfskraft (Anne-Kathrin RANFT) dabei, das bis jetzt vorliegende Material (allein etwa 1.300 pflanzensoziologische Bestandsaufnahmen) zu sichten und zu ordnen, um eine Grundlage für die gezielte Weiterarbeit in den nächsten Jahren zu haben.

Diplomarbeiten

15. BRÖSKAMP, Hans-Martin -1984- Die Vegetationsverhältnisse des Naturschutzgebietes "Mühlenberg" bei Beverungen (Kreis Höxter). 57 S. 7 Abb. 3 Kt. 2 Tab. (Ref.: H. Böttcher, Korref.: H. Duthweiler)

Das 1939 eingerichtete NSG liegt am Steilabfall des Muschelkalk-Berglandes zum Wesertal südlich Beverungen. Die Flachgründigkeit und damit die Austrocknungsgefährdung des Standortes in Verbindung mit Niederwaldwirtschaf t und Beweidung in früheren Jahrhunderten bedingte die Ausbildung einer wärme- und lichtbedürftigen Waldgesellschaft, des Eichen-Elsbeeren-Waldes (Lithospermo-Quercetum). Auch heute noch gibt es mehrere größere Bestände von Lithospermum purpurocaeruleum, die Waldgesellschaft wird als ein kennartenarmer Steinsamen-Orchideen-Buchen-Wald (Carici-Fagetum ssu. Lohmeyer 1953 lithospermetosum) beschrieben. Daneben werden Perlgras-Buchen-Wälder (Melico-Fagetum), Verlichtungsgesellschaften mit Atropa belladonna und Saum- und Trittgesellschaften beschrieben.

Als weitere bemerkenswerte Arten werden genannt: Taxus baccata (wenige, z.T. aus Lichtmangel absterbende Exemplare außerhalb des NSG), Sorbus torminalis, Malus sylvestris, vielleicht auch Pyrus pyraster, Lilium martagon zu Tausenden, Dentaria bulbifera und Bupleurum longifolium.

Die Vegetation wurde mit ca. 100 pflanzensoziologischen Bestandsaufnahmen erfaßt und in einer Vegetationskarte 1 : 20 000 mit zwölf Kartiereinheiten dargestellt, wobei das Bearbeitungsgebiet nach Norden und Süden erheblich über die Grenzen des NSG hinausgreift.

Die derzeit stärkste Gefährdung des Gebietes geht von der Einbeziehung in eine "Naturwaldzelle" aus (vgl. BÖTTCHER, Wald-Naturschutzgebiet oder Naturwaldzelle, in diesem Heft).

(Die Veröffentlichung einer überarbeiteten Fassung ist vorgesehen.)

16. PRÜSS, Ulrike -1984- Die Pflanzengesellschaften des Schwarzen Bruchs bei Lichtenau (Kr. Paderborn) und ihre Standortbedingungen. 72 S. 6 Abb. 5 Kt. 2 Tab. 2 Veg.-tab. (Ref.: H. Böttcher, Korref. : B. Gerken)

Das Schwarze Bruch ist eines der Moore in der Egge. In den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts wurde von verschiedenen Seiten Torf gestochen, die Spuren sind heute noch sichtbar. Die Torfmächtigkeit beträgt bis zu 80 cm. Das Moor weist weitgehend Niedermoorcharakter auf, wenn auch das typische "Hochmoor"-Wollgras, Eriophorum vaginatum, verbreitet ist und einige weitere Hochmoor-Arten (Drosera rotundifolia, Vaccinium oxycoccus) vorkommen, wenn auch selten. In Randbereichen kommen neben den Moorgesellschaften Fragmente des Genisto-Callunetum und Nardus stricta-Gesellschaften vor.

Die Vegetation ist mit 115 pflanzensoziologischen Bestandsaufnahmen erfaßt und in einer Vegetationskarte 1 : 2500 mit 20 Kartiereinheiten dargestellt. Die Artenliste für das gut 22 ha große Gebiet umfaßt 89 Arten.

Breiten Raum nehmen Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Vegetation und Wasserstandsschwankungen (gemessen in elf Grundwasserbrunnen), Torfmächtigkeit und Oberflächenform, pH-Wert und Leitfähigkeit sowie vermutlichen Wasserbewegungen im Untergrund ein.

Da das Moor vollständig in einem Sperrgebiet liegt, gehen störende Einwirkungen derzeit vor allem von der unkontrollierten Wirkung mehrerer älterer Entwässerungsgräben aus. Die Ausweisung als Naturschutzgebiet wird vorgeschlagen, wobei das eigentliche Moorgebiet von einer Schutzzone umgeben sein soll, in der auf längere Sicht die Umwandlung der Fichten- und Kiefern-Forsten in bodenständige Laubwaldbestände (Luzulo-Fagetum) anzustreben ist.

17. ALBERS, Holger -1985- Exemplarische Untersuchung der Vegetation von Außendeichsflächen an der Elbe bei Hamburg-Zollenspieker. 70 S. 9 Abb. 4 Fig. 5 Kt. 18 Tab. (Ref.: H. Böttcher, Korref.: H. Duthweiler)

Untersuchungsgebiet sind Außendeichsflächen an der Elbe oberhalb von Hamburg, die von den Tiden (mittlerer Tidenhub 2,10 m), nicht aber mehr vom Salzwasser beeinflußt werden. Die Vegetation des Gebietes wird anhand von 144 pflanzensoziologischen Bestandsaufnahmen beschrieben und die Verteilung der Pflanzengesellschaften in einer Karte 1 : 2500 mit 44 Kartiereinheiten dargestellt. Flächenmäßig hervortretende Pflanzengesellschaften sind: im Bereich der Buhnen Röhrichte (Scirpo-Phragmitetum in verschiedenen Ausbildungen, Glycerietum maximae, Phalaridetum arundinaceae und Bolboschoenetum); auf den normalerweise nicht mehr überfluteten Marschflächen Grünlandgesellschaften (Ranunculo repentis-Agropyretum repentis, Rumici-Alopecuretum geniculati und Lolio-Cynosuretum). An einigen Stellen ist die beginnende Bildung eines Weiden-Auwaldes (Salicetum albae) zu beobachten, initiiert durch Anpflanzung von Salix alba. Vielfach sind Saumgesellschaften des Calystegion sepium zu finden (Calystegio-Archangelicetum litoralis, Cuscuto-Calystegietum sepium, Chaerophylletum bulbosi). Die Ökologie der Gesellschaften, besonders die Abhängigkeit von der Überflutungsdauer und der Bodenart, wird ausführlich diskutiert.

Die Florenliste des 50 ha großen Gebietes umfaßt 165 Arten. Die Ausweisung als Naturschutzgebiet wird befürwortet und Maßnahmen zur Erhaltung der gegenwärtigen Vegetationsstruktur werden vorgeschlagen.

Veröffentlichungen

3. BÖTTCHER, Hans -1984- Aus dem Lehrgebiet Vegetationskunde der Universität-GH- Paderborn, Abt. Höxter. - Veröff. Naturk. Ver. Egge-Weser 2(4): 185-19. Höxter.
Bericht über den Zeitraum Sommer 1980 bis 30. 6. 1984.

4. HÄCKER, Stefan -1984- Die Vegetationsverhältnisse des Stockberges bei Ottbergen. - Veröff. Naturk. Ver. Egge-Weser 2(4): 192-215. Höxter. (24 S. 3 Kt. 6 Tab.)
Gekürzte und etwas überarbeitete Fassung der Diplomarbeit von 1983 (vgl. 1. Bericht 1984: D 10).
Die Zusammenstellung umfaßt den Zeitraum: 1.7.1984 - 31.7.1985.

 

Prof. Hans Böttcher
Universität-GH- Paderborn, Abt. Höxter 
Lehrgebiet Vegetationskunde, Freilandpflanzenkunde 
An der Wilhelmshöhe 44 
D-3470 Höxter 1

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