EGGE-WESER 1985/01 Band 3 / Heft 1 045-047

Schrifttum

Der Oberkreisdirektor des Kreises Höxter, Herausgeber (1984): Jahrbuch 1985 Kreis Höxter. 264 S., 3470 Höxter 1, 9.80 DM.

Schon der Umschlag weist auf einen besonderen Anlaß hin. Diesmal sind auf dem traditionellen schwarzen Grund die Wappen der 10 Städte in alphabetischer Reihenfolge um das Wappen des Kreises angeordnet. Die drei ersten Artikel sind dann auch der Bildung des Großkreises Höxter vor 10 Jahren gewidmet. Der nächste -Wesersymposion-Wesertag 1984- macht deutlich, daß dieser Kreis eng mit dem übrigen Weserraum trotz dessen Zerstückelung durch die historischen Grenzen verflochten ist. Ein Blick auf die Aufnahme aus dem Weltraum auf S. 108 zeigt, wie klar die naturräumliche Abgrenzung des Kreises nach Westen, wie zufällig dagegen die Grenze nach Osten wirkt.
In bunter Reihe folgen "Festrede zum 120-jährigen Bestehen der ehemaligen Bauschule - jetzt Abteilung Höxter der Universität-Gesamthochschule Paderborn", "Die Erdgasversorgung im Kreis Höxter", "Corvey im Sommer 1984", "10-jähriges Jubiläum der Justizausbildungsstätte Brakel", "Ansprache zum Volkstrauertag 1983 in Brakel", "Kommandeursrede zum feierlichen Rekrutengelöbnis in Höxter", "Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen - ..."
Im Abschnitt "Zeitgeschehen" folgen noch dreizehn weitere Titel mit dem unterschiedlichstem Inhalt. Einige sind auch für den Landschaftskundler von Wichtigkeit, wie die beiden zur Stadtplanung von Bad Driburg und Brakel oder der zur Erdgasversorgung im Kreis Höxter. Manch anderen Artikel, vor allem auch aus den Abschnitten "Kunst und Kultur" sowie "Geschichte", wird der heimatkundlich Interessierte mit Gewinn lesen.
Im Kapitel "Natur und Landschaft" kommt unser Verein, aber auch Landschaftsnutzer zu Wort. "Der Kreis Höxter - aus dem Weltraum betrachtet" ist eine meisterhafte Interpretation der schon oben erwähnten Aufnahme unseres Raumes durch den Satelliten Landsat 2 vom 10.8.1975 - Großartig auch die Wiedergabe des Falschfarbenfotos, wie überhaupt die Ausstattung des Bandes zu loben ist. "Joseph Peitzmeier, ein Wohltäter Warburgs" erinnert an die lokale Bedeutung dieses weitbekannten Wissenschaftlers und auch daran, daß er dem Naturkundlichen Verein Egge-Weser am 14.3.1975 Geburtshilfe leistete. Ungewollt ist es auch schon ein Nachruf an Peitzmeiers treuen Weggefährten Wilhelm Simon, der während der Drucklegung verstarb. Ein wertvoller Beleg für die Verarmung unserer Natur in den letzten 35 Jahren ist die Arbeit "Die Schmetterlinge aus Steinheim und Umgebung". Die beiden Farbtafeln lassen erkennen, daß gerade die schönsten Arten verloren gegangen sind. Ein kleiner Trost: Nach 6-jähriger Pause ist im Kreis Höxter wieder der Schwalbenschwanz gesichtet worden. "Bleichstelle wurde Feuchtbiotop" zeigt, in welchem Maß eine kleine Maßnahme eines Heimatvereins die Artenvielfalt bereichern kann, ohne daß "angesalzen" und damit verfälscht wurde. "Hofeingrünung - ein Beitrag zur aktiven Landschaftspflege und -gestaltung" und "Landschaftsentwicklung in der Flurbereinigung Borgentreich - Feuchtbiotop Metzberg" zeigen, daß sich der landwirtschaftliche Kreisverband und vor allem das Amt für Agrarordnung immer stärker um eine positive Entwicklung der Agrarlandschaft sorgen. Daß neben den ästhetischen Gesichtspunkt der Landschaftsentwicklung ("Naturgenuß") immer stärker der ökologische tritt, ist erfreulich ("biologische Vielfalt"). Es ist lebenswichtig, daß das Mißtrauen zwischen den Organisationen des Naturschutzes und der Landwirtschaft abgebaut wird. "Starke Trophäen von Sika- und Damwild aus dem Kreis Höxter" läßt erkennen, daß sich zwei ausgewilderte Fremdarten in unserer Landschaft so gut eingelebt haben, daß die Spitzentrophäen dieser beiden Arten im Lande Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren fast nur aus diesem Kreis stammen. Das ist erstaunlich, denn zwischen Egge und Weser stehen nur etwa 10% des Landesbestandes an Sika- und etwa 17% an Damwild. Hoffentlich gibt es auch einmal ähnliche Ergebnisse bei heimischen Wildarten. Als Muster für die übrigen ummauerten Städte unserer Heimat sollte die Arbeit über "Die Pflanzenwelt der Warburger Stadtmauern" dienen. Von den 150 höheren Pflanzen, die auf, an oder am Fuß der Mauern gefunden wurden, gehören 5 in die Rote Liste NRW oder sind im Kreis Höxter einmalig oder selten. Es ist vorbildlich, wie sich die Verfasserin im Gespräch mit den Besitzern um ihren Schutz bemüht hat. Hoffentlich setzt sich rasch die Erkenntnis bei unseren Verwaltungen und Kommunalpolitikern durch, daß seltene, oft recht unscheinbare Pflanzen unserer Städte (und auch Dörfer) genau so schutzwürdig sind wie manche Naturschutzgebiete, aber viel gefährdeter.
Dem ganzen Buch ist wegen seines reichen Inhalts, der vorbildlichen Gestaltung und des niedrigen Preises eine große Verbreitung zu wünschen. Natürlich vor allem innerhalb des Kreises selbst, zumal diesmal alle 10 Städte berücksichtigt sind, wenn auch nicht gleichmäßig.

NATURSCHUTZ LANDSCHAFTSPFLEGE im Regierungsbezirk Detmold. 2 / Dez. 1984. - 41 S. Herausgeber Der Regierungspräsident Detmold, Leopoldstr. 13 - 15, 4930 Detmold. Geschäftsstelle Regierungsamtsrat Anton Schäfers (05231-71644 oder 711)

Die zweite Nummer dieser in unregelmäßiger Folge erscheinenden Veröffentlichung halten wir für so wichtig, daß wir sie am liebsten allen Mitgliedern zugänglich machen möchten.

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Regierungsrat Bernd WESEMEYER verfaßte den rechtlichen Rahmen des Hauptartikels "Naturschutz und Landschaftspflege in Stadt und Gemeinde", Regierungsrätin Erdmute v. Voithenberg die fachlichen Aussagen, die in 35 konkreten Vorschlägen an die Verwaltungen gipfeln. Um sie auszuführen, müßten diese nicht nur Könner im verwaltungsrechtlichen Bereich, sondern auch Kenner auf dem Felde der Ökologie sein. Es wird sicher eine Aufgabe der beteiligungsberechtigten Verbände nach § 29 BNG sein, sich diesen Doppelartikel gründlich zu erarbeiten und die Behörden, die den Inhalt in die Tat umsetzen sollen, hilfreich und kritisch zu begleiten.
In "Fischsterben im Regierungsbezirk Detmold" hat Regierungsrat z.A. Ludwig BARTMANN alle 1983 im Bezirk bekannt gewordenen Fischsterben erstmals festgehalten und statistisch verarbeitet. Wenn auch die einzelnen Kreise nach Größe, Einwohnerzahl und Verursachern kaum vergleichbar sind, listen wir sie im folgenden nach der Anzahl der Fischsterben auf: 1. Lippe 15, 2. Gütersloh und Höxter je 9, wobei in Gütersloh die kommunale Abwasserentsorgung mit 6 Fällen die Liste der Verursacher anführt, während in Höxter die Landwirtschaft mit 5 Fällen der Spitzenreiter ist, 3. Herford 7, 4. Paderborn 5 und 5. Minden-Lübbecke und Bielefeld mit je 2.
Nach Kurzartikeln über eine Naturdenkmalverordnung und neuen Naturschutzgebieten in anderen Kreisen zitieren wir vollständig von S. 29/30 "Naturschutzprogramm im Kreis Höxter":
Im Regierungsbezirk Detmold sind derzeit 68 Naturschutzgebiete ausgewiesen. Von den 651.472 ha großen Gesamtfläche des Regierungsbezirks stehen damit 2.820 ha oder 0,43 % endgültig unter Naturschutz. Darüber hinaus sind derzeit 767 ha oder 0,12 % der Gesamtfläche einstweilig sichergestellt oder durch öffentlich rechtliche Verträge (Gut Wandschicht und Körbecker Bruch) gesichert. Insgesamt sind 0,55 % oder 3.580 ha für Zwecke des Naturschutzes gesichert. Von diesen Flächen befinden sich ca. 36 % in der öffentlichen Hand.
Als kurzfristiges Ziel wird im Regierungsbezirk Detmold die Sicherung von 1 % der Gesamtfläche angestrebt. Langfristig werden jedoch viele Tier- und Pflanzenarten - insbesondere die der "Roten Liste in NW" - aber nicht dadurch zu erhalten sein, daß einzelne, weit voneinander liegende Naturschutzgebiete ausgewiesen werden.
Nötig ist ein neuer Ansatz im Biotopschutz. Er muß davon ausgehen, daß schutzwürdige Biotope nur Ausschnitte aus dem Gefüge aller Lebensräume sind, das heißt, ein wirkungsvoller Naturschutz muß die gesamte Landesfläche mit einbeziehen. Dieses Lebensraumgefüge muß zur Wahrung des Naturhaushalts ohne jede Unterbrechung aneinanderschließen und ineinandergreifen. Hierzu müssen die Lebensräume in "Schutzgebietssystemen" großräumig aufeinander bezogen und in "Biotopverbundsystemen" kleinräumig miteinander verbunden beziehungsweise verzahnt werden.
Ausgehend von diesen Erkenntnissen sollen ca. 3 % der Fläche dem Naturschutz zugeführt werden, weitere 7 - 8 % der Landesfläche mit Nutzungsauflagen versehen werden. Entsprechend dem Umweltprogramm der Landesregierung soll im Kreis Höxter modellhaft für das Land ein entsprechendes Naturschutzprogramm durchgeführt werden. Die Voraussetzungen hierfür, nämlich die flächendeckende Erfassung und Auswertung der schutzwürdigen Bereiche, sind bereits geschaffen. Im Rahmen der Biotopkartierung hat die Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung für den Gebietsentwicklungsplan Hochstift Paderborn im Kreis Höxter ca. 400 Biotope kartiert. Das entspricht einem Anteil von 11,4 % der Kreisfläche. Davon haben ca. 150 = 3,6 % der Kreisfläche die höchste Schutzwürdigkeit. Es handelt sich beispielsweise um Kalktrockenrasen, Kalkbuchenwälder, Naßwiesen und Seggenriede.
Zur Durchführung des Naturschutzprogrammes ist eine Zusammenarbeit mit dem Amt für Agrarordnung in Warburg, dem Kreis Höxter, der Landwirtschaft und der Forst verabredet. Seitens des Regierungspräsidenten wird großer Wert auf Information und rechtzeitige Beteiligung der Betroffenen gelegt. Aus diesem Grunde sind die Landwirtschaftskammer, der Landwirtschaftliche Kreisverband, die Forstbehörden und der Waldbauernverband über das vorgesehene Naturschutzprogramm näher informiert worden. Eine entsprechende Unterrichtung der betroffenen Gemeinden und des Kreises Höxter ist ebenfalls erfolgt. Im Zuge der einzelnen Verfahren wird es dann zu weiteren Gesprächen kommen.
Die ersten Gebiete - Räuschenberg, Stadt Höxter,
- Auf dem Eschenberg, Stadt Höxter,
- Kahlenberg, Stadt Höxter,
- Rabensberg, Stadt Warburg,
- Heinberg, Stadt Warburg sind vorbereitet.
Die Verfahren werden Anfang des Jahres eröffnet.
                                                                         D. G.
Soweit das Zitat. Lassen Sie uns gleich das nächste anschließen (aus Dipl.Ing. Peter KULBROCK, Bielefeld: Bestandsregulierung der Elster durch Abschuß - eine geeignete Maßnahme des Artenschutzes?)
Ohne eine endgültige Wertung vornehmen zu wollen, ist festzustellen, daß aus ökologischer Sicht die direkte Regulierung von Wildtierbeständen durch den Menschen heute nur noch in bezug auf Schalenwild erforderlich erscheint. Alle anderen Tierarten regeln ihre Bestandesdichte in Abhängigkeit von ihrer Umwelt auf längere Sicht selbst.
Den Abschluß des Heftes bilden eine Reihe kürzerer, aber wichtiger oder interessanter Artikel.

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Trier, B. & Winkelmann, W. (1984): Neujahrsgruß 1985. - 90 S., 4400 Münster ( Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälische Museum für Archäologie - Amt für Bodendenkmalpflege - Altertumskommission für Westfalen )

Von den 46 Abbildungen des Bändchens stammen 5 aus dem Kreis Höxter, darunter das Umschlagbild. Es zeigt die Luftaufnahme einer Spur, wahrscheinlich von einem Grabenwerk, in einem Acker bei Peckelsheim. Ausführlicher und mit Abbildungen werden behandelt ein Jungsteinzeitliches Galeriegrab bei Hohenwepel, der Graben und Wall eines jungsteinzeitlichen Erdwerks, das die Steinkiste bei Rimbeck einschließt, die Notgrabung nach den Kellermauern des ehemaligen Neustädter Rathauses in Warburg, Funde von Metallgegenständen auf der Iburg, darunter eine Bronzescheibe aus dem 10. oder 11. Jahrhundert. Kurz erwähnt werden Grabungen nach einem vermutlichen Steinwerk in Brakel, eine ziemlich vergebliche Grabung nahe der Kilianikirche in Höxter und zahlreiche Neufunde jungsteinzeitlicher Herkunft um Warburg.

Gauhl, F. (1984): Ein Beitrag zur Brutbiologie des Feldsperlings (Passer montanus). - Die Vogelwelt, 105, 176 - 187.

Der junge Verfasser hat im Brutjahr 1975 den Nestbau, die Brutphänologie und den Bruterfolg des Feldsperlings im Vogelschutzgebiet "Brenkhäuser Teiche", 5 km nordwestlich von Höxter, untersucht und diskutiert die enormen Verluste. Das Vogelschutzgebiet wurde 1952 angelegt, mit künstlichen Nistgelegenheiten bestückt, die von Meisen und Trauerschnäppern, gelegentlich auch vom Wendehals angenommen wurden. 1958 zog der Feld-, 1965 der Haussperling als Brutvogel ein. 1973 wurde die Zahl der Nistkästen verdoppelt. Das verstärkte das relative Übergewicht der beiden Sperlingsarten.
Verglichen mit 6 anderen Untersuchungen in Mitteleuropa von 1936 bis 1972 liegen hier die durchschnittlichen Gelegestärken aller Brüten mit 5,1 Eiern gut in der Mitte zwischen 4,7 und 5,52. Von den 240 Eiern, die 1975 in Brenkhausen gelegt wurden, schlüpften 140 (58,3%) Nestlinge, doch nur 40 Jungvögel (16,7%) flogen aus. Der Schlupferfolg lag noch innerhalb der bis dahin bekannten Grenzen (57,6 - 93,5%), der Ausfliegeerfolg aber völlig darunter (44,3 - 93,0%). Die untersuchte Population hatte allerdings die bei weitem höchste Siedlungsdichte, die häufigsten Kontrollen und war die zuletzt untersuchte (Pestizide!?).
Die Arbeit schließt eine Lücke im westfälischen Schrifttum. Der Feldsperling ist in PEITZMEIER 1979, Avifauna von Westfalen, hinsichtlich der Brutbiologie unbearbeitet.

Drachenfels, O.v., H. Mey & P. Miotk (1984): Naturschutzatlas Niedersachsen - Erfassung der für den Naturschutz wertvollen Bereiche in Niedersachsen - Stand 1984. - Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen. Heft 13. 263 S. DIN A 4

Wie in Nordrhein-Westfalen hat man auch in Niedersachsen einen sogenannten Biotopkataster angelegt. Von 1977 bis 1982 haben jährlich nur 4 bis 5 qualifizierte Mitarbeiter in einem ersten Kartierungsdurchgang etwa 10.000 für den Naturschutz interessante Gebiete begutachtet und davon 5.650 als schutzwürdig eingestuft. Das sind 4,8% der Landesfläche. Die schon bestehenden Naturschutzgebiete sind dabei eingeschlossen.
Der vorliegende Atlas gliedert die Schutzgebiete nach den vorherrschenden Biotopen in 40 Gruppen von "Vegetationsloses Küstenwatt" vor der Meeresküste bis zu den Resten von natürlichem "Nadelwald" im Hochharz. Für jede Gruppe wird in Diagrammen dargestellt: die Verteilung nach Größenklassen, die Flächenverteilung nach Regierungsbezirken, Landkreisen und Naturräumlichen Regionen. Am wertvollsten ist jeweils die Karte der Verteilung in den Naturräumlichen Einheiten Niedersachsens. Dabei werden nicht die einzelnen Schutzgebiete kartiert, sondern ihr Anteil an Meßtischblattvierteln nach Größenklassen.
Was das Werk aber für jedermann so faszinierend macht, sind die ausgezeichneten Farbaufnahmen. Bei jedem der 40 Stichwörter eröffnet ein kennzeichnender Anblick eines Lebensraumes im Format 18 x 18 cm den Abschnitt. Auf der nächsten Seite folgen eine Beschreibung, Angaben zur Pflanzen- und Tierwelt, dann wieder eine Seite mit sechs Abbildungen kennzeichnender Pflanzen und Tiere, zum Beispiel beim "Wald auf Kalk" Leberblümchen, Frauenschuh, Schwertblättriges Waldvögelein, Weinbergschnecke, Saftkugler und Brettkanker. Zwei Seiten mit der oben geschilderten Rasterkarte und den Diagrammen schließen ab.
Der niedrige Preis wird sicher zur weiten Verbreitung des vorbildlichen Werks und damit hoffentlich auch zur besseren Erhaltung der geschützten Bereiche beitragen.

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