EGGE-WESER 1984/01 Band 2 / Heft 3 Seite 155-156

Am 7. November 1983 wurde unserem Mitglied Frau Elisabeth Heldt das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Als Erinnerung veröffentlichen wir einen Artikel der Neuen Westfälischen Zeitung, Lokales Warburg, v. Dienstag, d. 8.11.83:

Unermüdlicher Einsatz der Biologin für Naturschutz gewürdigt
Elisabeth Heldt wurde gestern mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Warburg (-ki). Auf Vorschlag von Ministerpräsident Johannes Rau hat der Bundespräsident der pensionierten Gymnasiallehrerin Elisabeth Heldt in Warburg das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am gestrigen Vormittag überreichte Landrat Alex Brunnberg die Auszeichnung im Sitzungssaal des neuen Stadthauses an der Bahnhofstraße. Die Ehrung wurde Elisabeth Heldt für ihren unermüdlichen Einsatz für den Naturschutz zuteil.

In seiner Laudatio würdigte Landrat Brunnberg das Werk der Biologin über ihren Schuldienst hinaus. Jahre und Jahrzehnte habe sie eine echte Pionierleistung vollbracht, in Jahren also, als der Naturschutz noch stiefmütterlich behandelt wurde.

Dabei habe sich Elisabeth Heldt, so der Landrat, völlig uneigennützig der Erforschung schutzwürdiger Gebiete gewidmet, ihre Forschungsergebnisse veröffentlicht und damit wertvolle Grundlagenarbeit für die Festsetzung von Naturschutzgebieten durch die Höhere Landschaftsbehörde geleistet. Durch ihre Arbeit wurde 1981 das Naturschutzgebiet Hellberg/Scheffelberg bei Scherfede festgesetzt, die ökologisch wertvollen Flächen im Körbecker Bruch wurden Anfang dieses Jahres durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag gesichert und das Naturschutzgebiet Desenberg vor einigen Tagen festgesetzt.

In zahlreichen Vorträgen, Kursen und Führungen habe Elisabeth Heldt weiterhin versucht, Schülern und Erwachsenen Kenntnis der Natur zu vermitteln. Welche Hüffertschülerin erinnert sich nicht daran, in Pflanzenkunde eine bestimmte Anzahl von Pflanzen auch bestimmen zu können.

Durch zahlreiche Veröffentlichungen wurde durch Frau Heldt immer wieder auf den Naturschutz hingewiesen, stellte der Landrat fest, der ebenfalls daran erinnerte, daß mehrere Jahre der "Atlas der Flora von Niedersachsen" für den Warburger Raum von ihr bearbeitet worden sei. Darüber hinaus habe die Veröffentlichung der Broschüre „Krautweihe im Warburger Land" zum Wiederaufleben eines naturverbundenen christlichen Brauches beigetragen.

Neben dem Orden überreichte der Landrat der Frau, die sich verdient gemacht habe um die Natur, ein Stück Natur, ein wunderschönes Blumenbukett.

Stadtdirektor Bernhard Willim aus Borgentreich, Elisabeth Heldt ist gebürtige Körbeckerin, dankte der engagierten Naturschützerin, die im Stillen, aber zielstrebig arbeite, herzlich im Namen der Stadt: „Wir wissen sehr wohl, was sie für den Körbecker Bruch getan haben.

Für die Stadt Warburg sprach stellvertretender Bürgermeister Hermes die Glückwünsche aus, bevor Elisabeth Heldt sich dann in einer interessanten Rede für die Auszeichnung bedankte. „Ich nehme das Kreuz als Symbol hin, für alle Strapazen, die mir der Naturschutz in der Heimat gemacht hat. Ich sehe das Kreuz aber auch als Triumph für die Anerkennung der heimatkundlichen Biologie", begann sie ihre Ausführungen, in deren weiteren Verlauf sie herausstellte, daß sie die Auszeichnung stellvertretend für ihre Mitstreiter angenommen habe. Die Anerkennung mache Mut, der oft notwendig sei, wenn es darum gehe, immer wieder ein Stück Natur zu retten. Heute sei es etwas leichter als vor Jahren, doch die Menschen letztlich zu überzeugen, daß nur eine intakte Natur Leben sichert, ist eine dauernde Aufgabe.

Neben Vertretern der drei Ratsfraktionen nahmen an der Feierstunde im Stadthaus auch Reg.-Direktor Galonske vom Regierungspräsidenten in Detmold, er ist der Leiter der Oberen Landschaftschutzbehörde, sowie von der Unteren Landschaftsbehörde beim Kreis, Heinz Kemper. Ferner frühe Mitstreiter der Ausgezeichneten, Rektor Lorenz Gorzel, Rektor Klotz aus Bühne und der ehemalige Kreisheimatpfleger Wilhelm Simon aus Welda.

Neue Westfälische WA, Dienstag 8.11.1983

Nachfolgend die Rede von Elisabeth Heldt:


Verehrte Anwesende!

Ich möchte mich herzlich bedanken für die große Ehre, die mir heute durch die Verleihung des Verdienstkreuzes der Bundesrepublik zuteilgeworden ist. Ich danke vor allem Ihnen, Herr Landrat Brunnberg, für die Überreichung der "Ordensinsignien", wie es in der Einladung hieß. Mit dem Wort Insignien habe ich bisher nur den Begriff "Zepter und Krone" verbunden als Herrschaftszeichen unserer Kaiser und Könige und war gespannt, womit ich hier "gekrönt" würde. Es ist ein Kreuz. Ich nehme es hin als Symbol für all die Mühen und Strapazen und für manchen großen und kleinen Ärger auf dem Wege bis heute, das heißt bis zur Anerkennung der für die Heimat und Heimatnatur geleisteten Arbeit. Ich sehe im Kreuz als Zeichen des Triumphes aber auch den Sieg und Erfolg auf diesem Wege und werde "meinen" Orden in diesem Sinne tragen.


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Wenn ich sage "meinen Orden", so ist das nicht ganz exakt. Genauer müßte es heißen "unseren Orden", wobei ich unter "unser" an all die lieben Freunde, Mitarbeiter und Gleichgesinnten denke, die mich auf den Weg geschickt haben, die mich bei meinen Forderungen, Abhandlungen und Verhandlungen unterstützten und mir durch Anerkennung Mut machten. Da möchte ich als ganz frühen Initiator für meine Naturschutzarbeit Herrn Rektor Gorzel erwähnen, den ehemaligen Naturschutzbeauftragten des Altkreises Warburg. Durch ihn wurde die Unterschutzstellung des Hellberg-Scheffelberg-Gebietes angeregt. Ich freue mich auch über die Anwesenheit von Herrn Lehrer Simon aus Welda als altem Freund und Mitarbeiter. Er war der ehemalige Heimatpfleger des Altkreises Warburg. Als meinen intensivsten und hilfreichsten Wegbegleiter der letzten Jahre muß ich Herrn Studiendirektor Preywisch aus Höxter nennen, den Vorsitzenden des Naturkundlichen Vereins Egge-Weser. Ihm verdanke ich auch wohl den Vorschlag für die heute empfangene Auszeichnung. Leider ist er nicht da, sondern in den U.S.A. Frau Brockhoff, Oberstudienrätin und Kollegin vom Hüffertgymnasium, hat mich bei Wind und Wetter zur Arbeit vor Ort in ihrem Wagen gefahren. Unterstützt haben mich ferner die Vorstandsmitglieder unseres Vereins. Die Herren Rektor Klotz und Weber sind heute hier. Danke!

Ich sehe in dieser Feierstunde, meine lieben Freunde und Mitarbeiter, nicht so sehr nur eine persönliche Ehre, sondern die Anerkennung unserer gemeinsamen Sache, für die wir alle seit Jahren uneigennützig unsere Kraft und Freizeit einsetzen. Das fand Anerkennung durch die Behörden, das heißt zunächst einmal durch die untere Landschaftsbehörde beim Kreis, die ihr Amtsleiter, Herr Kemper, vertritt, und durch die höhere Landschaftsbehörde bei der Regierung in Detmold, wo ich immer ein offenes Ohr bei Herrn Regierungsdirektor Galonske fand. Den Vertretern der Stadt Warburg, den Herren Bürgermeister und Fraktionsvorsitzende, bin ich wahrscheinlich durch meine biologischen Arbeiten weniger bekannt. Doch möchte ich darauf hinweisen, daß ich beim Bauamt immer offene Türen für naturwissenschaftliche Belange fand. Ich erinnere an die Verpachtung des Feuchtgebietes "Menner Seihe" und an das Naturschutzgebiet "Desenberg".

Den Herren Bürgermeister und Stadtdirektor der Stadt Borgentreich danke ich ganz besonders für ihr Kommen und bitte sie, mich und unsere Sache bei ihren Bauern in ein besseres Licht zu rücken. Die Unterschutzstellung des "Körbecker Bruchs" hat viel Staub aufgewirbelt. In Körbecke als meinem Heimatort sagte man mir offener und rückhaltloser als anderswo die Meinung. Titulierungen wie "die Grünen" oder "die Verrückten im Bruch" waren nicht selten. Zum Glück kam es jetzt zum Privatvertrag zwischen dem Regierungspräsidenten und der Stadt, der diese umkämpfte, einmalig schöne Feuchtgebiet sichergestellt hat.

Natürlich freue ich mich auch, daß meine Söhne, meine Schwiegertochter, meine Geschwister und Schwägerinnen an diesem meinem Ehrentage dabei sein dürfen. Dem Kreis Höxter Dank für die Einladungen, der Stadt Warburg für die Gestaltung der Feierstunde, Ihnen allen Dank für ihr kommen!

Zum Schluß noch einmal: Nicht mir allein die Ehre, sondern allen, die sich für die gute Sache der Heimat und des Schutzes ihrer Natur einsetzen. Ich danke Ihnen!


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