EGGE-WESER | 1983/02 | Band 2 / Heft 2 | 109-112 |
Ophrys apifera. Die Bienenragwurz, neben dem Frauenschuh unsere schönste Wildorchidee, hat 1983 ungewöhnlich reich geblüht. Auf einem Standort der Paderborner Hochfläche, wo im Vorjahr ein knapp fingerlanger Stengel eine einzige Blüte trug, wuchsen in diesem dreizehn um 25 cm hohe Pflanzen mit reicher Blütenpracht. Bei Höxter war die "Biene" 1982 völlig ausgeblieben. In diesem Jahr blühten wieder beide Kleinarten. Bei der Normalform, Ophrys a.apifera, sind von den sechs Blütenhüllblättern der Orchideen zwei verkümmert. In unserer großen Aufnahmen erkennt man deutlich die drei recht gleichartigen äußeren Perigonblätter, von den inneren dagegen sieht man auf den ersten Blick nur die prächtige Unterlippe.
Sie erinnert viel eher an eine Hummel als an eine Biene. Aber es gibt weiter im Süden eine sehr ähnliche Art, an der schon der Name Hummelragwurz haftet. Die beiden anderen Innenhüllblätter sind zu kleinen Stummeln verkümmert, die "höchstens ein Drittel der Länge der Außenperigonblätter erreichen". In der ersten offenen Blüte von oben überragt ein solcher Stift das nach rechts abgespreizte Außenhüllblatt ein wenig.
Bei der Kleinart "friburgensis" erreichen diese beiden inneren Blütenhüllblätter zwei Drittel der Länge der Außenhülle. Unseres Wissens hat unser Orchideenfachmann G. HESSE mit seinem Fund bei Höxter die erste "Freiburger Biene" Westfalens entdeckt.
Circus aeruginosus. Die Rohrweihe gehört zu den vom Aussterben bedrohten Arten der Roten Liste Nordrhein-Westfalens. In unserem Kreis hat sie seit Generationen nicht mehr gebrütet (Siehe auch Seiten 64 und 65). Es sei hier der Abschnitt über diese Art aus der "Vogelwelt des Kreises Höxter" (1962) wiederholt:
Aufnahme:
P. Körte, Albaxen
"Weder LANDOIS (1886) noch SCHACHT (1877,1907) verzeichnen die Art als Brutvogel. Doch hat LIPFERT vor 30 Jahren von LIMBERG erfahren, daß am Lohberg bei Bad Driburg, in der Helle, etwa von 1890 bis 1900 ein Horst alljährlich belegt gewesen sein soll. Auffallend ist eine Brutzeitbeobachtung aus neuerer Zeit. Die Mitglieder des Westfälischen Naturwissenschaftlichen Vereins sahen bei ihrer Fahrt zum Kiebitzteich bei Reelsen am 11. 6.1957 längere Zeit ein Paar dort kreisen. ... Anfang August 1959 wurde ein junges Tier in der Nähe von Stahle geschossen und bei einem Präparator eingeliefert."
Seither gab es folgende Beobachtungen, die auf mögliche Brüten deuten. Am 25.4. 1967 sah PREYWISCH und eine Gruppe südniedersächsischer Biologen ein altes Weibchen in den Äckern bei Corvey Beute schlagen, dann von Krähen gehaßt werden und doch verweilen. Am 5.4.1967 machte PREYWISCH beim Botanisieren aus dem Röhricht bei der Grevenburg ein Weibchen und eine halbe Stunde später bei einem Fischteich ein Männchen hoch. Mitte August 76 flog nach H. LOOS in der Nähe des Kiebitzteichs eine Kornweihe. S. JOPPIEN notierte drei Beobachtungen in der Umgebung Höxters immer im gleichen Gebiet am 21.5.82, 3.5. und 2.6.83. Eben in diesem Raum fand R. OSTERMANN das Nest im Röhricht, welches das obige Bild zeigt. Außerdem sahen E. und K. PREYWISCH am 1.5.83, wie ein Weibchen zwischen Steinheim und Vinsebeck in einen Acker einfiel.
Riparia riparia. Der Deutsche Bund für Vogelschutz hat die Uferschwalbe zum Vogel des Jahres 1983 gewählt. Die Rote Liste NW nennt sie potentiell gefährdet. Die kleine Schwalbe, die sehr schnell ihre Brutröhren gräbt, ist im Kreis Höxter wieder seit über 10 Jahren Brutvogel. Doch findet sie nur bei ganz bestimmten Bodenverhältnissen die Möglichkeit, ihre Bauten anzulegen. 1979 brütete in einer Wand der Grube Oppermann bei Wehrden 1 Paar, 1980 oder 81 – es wurde vergessen zu notieren – waren es 200, 1983 war der Abbau verlagert und die Grube verlassen. 1983 brüteten in den Gruben zwischen Holzminden und Höxter 2 + 20 + 10, weiter bis Beverungen 40 + 15 + 10, und weiter bis Karlshafen waren die Gruben uferschwalbenfrei.
28.7.1983, Aufnahme Preywisch, Höxter
Da die Bestände sehr vorsichtig gezählt oder geschätzt wurden, hat die Zahl der Brutpaare eher über als unter 100 gelegen. 40% davon hatten im oben abgebildeten Sandhaufen Wohnung gefunden. Der Ausschnitt gibt die Hauptmasse der Röhren wieder. Dieser Sand stammt aus dem Ruhrgebiet. Eine Transportbeton-Gesellschaft hat das Abfallprodukt aus Elektrobrennöfen für die Bereitung von Leichtbeton bezogen und zufällig auf der Ostseite ein fast senkrechte Wand abgeschrappt gehabt, als die Uferschwalben eintrafen. Die Korngröße 0 bis 2 behagte ihnen offenbar sehr. Die Firma ließ die Wand bis zum Ende der zweiten Brut stehen. Für die gleiche Haltung muß man heute auch die anderen Kiesfirmen loben, bei denen Schwalbenbauten zu finden waren.
ad multos annos J. Peitzmeier"
Wilhelm Simon schlägt noch immer täglich die Orgel für Katholiken wie Protestanten, hat im gleichen Heft, dem obiges Zitat entnommen ist, die Einwanderung der Wacholderdrossel viel klarer für den Kreis Höxter dargestellt als es im jetzt vorgelegten Heft geschehen ist, sich, wie oben angedeutet, mit vielen Beiträgen an der "Avifauna von Westfalen" beteiligt. Trotz harter Schläge, die ihm inzwischen widerfuhren, blitzen seine blauen Augen so klar wie eh und je!
K. Preywisch
Betrifft Kranichzug Herbst 1983:
Da der Vorsitzende im letzten Quartal dieses Jahres nicht erreichbar ist, bitten wir, telefonische Meldungen über den Kranichzug in dieser Zeit an Herrn Peter SCHILLER, Höxter 1, (Bosseborn), Vitskamp 7, unter der Rufnummer 05278/584 durchzugeben.
Die Meldung soll enthalten: Tag, Uhrzeit und Ort der Beobachtung, Stärke des Flugs (gezählt? geschätzt?), den vollen Namen des Beobachters.