EGGE-WESER | 1982 | Band 1 / Heft 4 | Seiten 198-200 |
STEINHOFF, Dieter (1981): Unbekanntes Westfalen - Entdeckungsfahrten an den westfälischen Grenzen. 188 S. und 59 S. Karten, Schwarzweiß- und vor allem Buntbilder. Aschendorff, Münster, 19.80 DM. (DIN A5)
In einer Sprache, die für jedermann lesbar ist, führt STEINHOFF zu den schönsten Denkmälern der Natur und der frühen Geschichte in Westfalen. Geschickt werden in 20 Kapiteln dabei Grundkenntnisse der Umweltwissenschaften und Eigentümlichkeiten westfälischer Geschichte bekannt gemacht. Daß dabei der Kreis Höxter nicht übergangen werden kann, ist selbstverständlich. Das beginnt beim Einband - das Umschlagbild liefert der vertraute Desenberg. Ausführlich ist nicht nur seine geologische Geschichte, sondern auch seine Bedeutung in der menschlichen dargestellt. Das Naturschutzgebiet Weldaer Berg besuchen wir unter dem Titel "Wacholderhaine als Freilandmuseen". Unter der Überschrift "Wächter, Wehren, Wälle" erfahren wir auch etwas über die Brunsburg bei Höxter, die Karlsschanze bei Willebadessen und den Gaulskopf bei Scherfede. "Auf Schatzsuche" nach den ältesten Zeugen christlicher Kultur findet der Verfasser: "Das ehrwürdigste Kloster auf westfälischem Boden ist Kloster Corvey bei Höxter...". Zwei der Kapitel sind ganz allein unserem Kreis gewidmet. "Wisente und Tarpane im Freigehege bei Scherfede" stellt die Bedeutung dieses Unternehmens in den Rahmen der Geschichte unserer großen Haustiere. "D a s Pflanzenparadies" schließlich ist die Umgebung Höxters. "Nun möchte ich Sie in ein westfälisches Pflanzenparadies führen, von dem Sie begeistert sein werden." Mit Begeisterung und Sachkenntnis führt STEINHOFF in den Reichtum unserer Pflanzenwelt ein und begründet ihn. Wir würden wünschen, daß der breiteren Bevölkerung und vor allem noch mehr entscheidenden Menschen hier die außergewöhnliche Stellung unserer Flora als etwas Erhaltenswertes bewußter würde. Deshalb möchten wir die Lektüre dieses Kapitels einem breiten Publikum empfehlen, dem Verfasser für die nächste Auflage zwei kleine Korrekturen: Cephalanthera (S.58), und die Muschelkalkhöhen links der Weser gehören nicht zur Paderborner Hochfläche.
MICHELSEN, G., U.RÜHLING, F. KALBERLAH und ÖKO-INSTITUT Freiburg/Br. (Herausgeber): Der Fischer Öko Almanach 82/83. 425 S. DIN A5 mit zahlreichen Tabellen und Graphiken. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. DM 12.80
Im Rundschreiben Nr. 11 besprachen wir den Fischer Öko Almanach (1980). Die Fülle neuer Erkenntnisse und Informationen bewog den Verlag, einen weiteren Band folgen zu lassen. Er wird nicht der letzte sein. Der damalige Abschnitt G (Alternativen) erscheint als eigener Band. An seine Stelle tritt ein Anhang mit 25 Seiten Adressen von Stellen, die mit Umwelt befaßt sind, und der Autoren, darunter unseres Mitglieds H.J. GROMMELT (Kapitel Wasser).
Im Teil A Gegenwart wird man die entschieden und prägnant geschriebenen Grundsatzartikel nicht ohne Anteilnahme lesen. Es kann nicht der Zweck dieses Bandes sein, apokalyptische Visionen an die Wand zu malen und diesen in einer lähmenden Angst zu verfallen.
Ökologie ohne Zuversicht, ohne die Perspektive natürlicher Evolution entzieht sich selbst die Grundlage. Allerdings, der Blick in das Spektrum dieser ungeheuren Zerstörungspotentiale muß ausgehalten werden.." Der Blick in die Informationsfülle des Hauptteils Daten und Fakten (A II Bundesrepublik Deutschland und A III Übernationale Aspekte) fällt trotz des raumsparenden Winzigdrucks leicht. Fast alle Artikel sind inhaltlich wie typographisch hervorragend gegliedert. Wem die schnelle Information nicht reicht, dem helfen die Verweisungen auf die Literatur nach 1970. Teil B - Zukunftsgefahren - nimmt wieder die Form von A I an, verliert sich aber nicht mit Spekulationen, sondern schreibt nur deutlich erkennbare Richtungen weiter. Das Taschenbuch ist nicht so umfassend wie GLOBAL 2000, aber gerade durch die Auswahl und die Gliederung besser zugänglich und ungemein brauchbar, vor allem bei allen auf die Bundesrepublik Deutschland bezogenen Fragen.
BOSSEL, H., H.-J.GROMMELT, K. OESER (Herausgeber; 1982): Wasser. DIN A5,295 S., Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt/M.Band 4056, DM 10.80
In 19 Artikeln, die auf die auf die Arbeit des Wissenschaftlichen Beirats des Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirche Deutschland zurückgehen, zeigen die Autoren beispielhaft, "wie ein Element verschmutzt und verschwendet wird". Etappen der Grundwasserkrise, Belastung der Fließgewässer und der angrenzenden Meere durch Krankheitserreger, Abwärme, Radioaktivität, Chemikalien (die Salzfracht wird in einem zusätzlichen Artikel behandelt), Probleme des Wasserbaus, wirtschaftliche und rechtliche Fragen des Gewässerschutzes zeigen trotz vieler guter Ansätze und auch positiver Trends, daß die Entwicklung immer gefahrenträchtiger wird. Viele Beispiele stammen aus unserem Raum oder sind leicht auf ihn übertragbar, und über das Wesentliche, den Vollzug, machen sich die Minister Görlach und Deneke aus Hessen und Nordrhein-Westfalen, wie ein Vertreter der Organisationen sehr kritische Gedanken. Die Herausgeber sind auch die Verfasser der 10 Forderungen, jede mit vielen Punkten, in denen der Inhalt des Buches gipfelt. Gesundes Wasser, unser wichtigstes Wirtschafts(Öko-nomie + -logie-)-Gut. Dazu ein Zitat von S. 229 des Buches: "An das Fischsterben hat man sich schon so gewöhnt, daß es nichts mehr bewegt. Es gibt Flüsse, in denen keine Fische mehr leben. Dort können dann auch keine Fische mehr sterben." (Benno Weimann)
RUNGE, F. (1982): Die Naturschutzgebiete Westfalens. Aschendorff, Münster. Oktav, 331 S., 60 z.T. bunte Abb.. Aschendorff, Münster. DM 48.-
Bei völlig unverändertem Konzept hat dieses Standardwerk von der ersten Auflage 1958 bis zur vorliegenden vierten ständig gewonnen. Die Schönheit des neuen Einbands wird von dem Farbbild der Bleikuhlen bei Blankenrode (B.GRIES) bestimmt, die Zahl der Fotos durch gute neue, auch bunte, auf 60 erhöht. Der Text wuchs um ein Drittel. Das ist nicht nur dem Regierungsbezirk Osnabrück zu verdanken, der jetzt mitbehandelt ist - die Zahl der Naturschutzgebiete im eigentlichen Westfalen nahm von 151 auf 188 zu, am stärksten im Regierungsbezirk Detmold (37 auf 54).
Unser Kreis hinkt scheinbar nach (12 auf 13), doch kamen und kommen gerade seit dem Stichtag, des RUNGE (1.12.1981) neue dazu. Aber innerhalb der Berichtszeit sind nur die NSG Hirschstein bei Willebadessen, Kiebitzteich bei Reelsen, Silberort bei Sandebeck und Wacholderhain am Iberg bei Welda mit zusammen recht genau 100 ha flächengleich geblieben. Bielenberg bei Höxter, Mittelwald bei Scherfede, Mühlenberg bei Beverungen, Rösebecker Bruch, Sieseberg bei Rheder, Wandelnsberg bei Beverungen, Weldaer Berg und Ziegenberg bei Höxter zusammen wurden von 168 auf 268 ha vergrößert und 1973 kam das Quellgebiet Bockskopf bei Willebadessen, allerdings nur knapp 1 ha groß, dazu.
Obwohl in unserem Raum nur wenig Literatur - einige zoologische Kurzveröffentlichungen - neu zur ursprünglichen getreten ist, gelten die botanischen Angaben unverändert. Diese ausführliche Grundlage verdanken wir F. RUNGE und + F. KOPPE wie auch ihren Vorläufern R.BRATVOGEL, H.BUDDE, P.GRAEBNER und W. SÄGER sowie einer Reihe von Einzelbearbeitungen seit den 50er Jahren. Und die für Westfalen oft einmaligen Pflanzenvorkommen blieben dank der Arbeit dieser Männer und der Kraft der Natur erhalten, auch das Langblättrige Hasenohr im Mühlenberg (Exkursion der Uni-GHS Abt. Höxter am 7.6.82). Dagegen sind in dieser Auflage gegenüber der ersten fast alle zoologischen Angaben neu. Hier ist noch ein weites Feld offen für interessierte Mitglieder unseres Vereins. Nicht nur deswegen empfehlen wir ihnen die Anschaffung des zuverlässigen Werkes.
FELDMANN, R. (1982): Die Amphibien und Reptilien Westfalens. Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster i.W., 43, 4.Heft; fast DIN A4, 161 S., broschiert (DM ?), auch fest gebunden (DM 18.-)
In letzter Minute kommt das Buch in dem überraschend schönen Einband auf den Tisch. Der Herausgeber, Hauptautor und Hauptfeldbearbeiter hat es verstanden, ein seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts kaum beachtetes Gebiet zuerst in vieljährigen eigenen Vorarbeiten und schließlich in einem einmaligen Kraftakt seit 78! mit einer großen Zahl von Mitarbeitern auf den neuesten Stand der Forschung zu bringen. Vergleichbar ist nur G.LEMMEL (1977): Die Lurche und Kriechtiere Niedersachsens (Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Hannover, 75 S. DIN A4, DM 20.-). Diese Pionierarbeit zielte auf raschen Naturschutz und kartierte etwa im gleichen Maßstab nach dem Punktrastersystem die Verbreitung der wechselwarmblütigen Landwirbeltiere. Obwohl nur etwa ein Fünftel der als Grundflächen dienenden Meßtischblattviertel gut bearbeitet war, bot das Werk eine unschätzbare Hilfe für den Naturschutz. "Der" FELDMANN bearbeitet dagegen bis auf wenige Flecken am West- und Nordrand ganz Westfalen gut und bringt im Text nicht nur Ausführliches zu Bestand und Verbreitung der Arten. Unter den Stichworten Habitat (Lebensraum) und Jahresrhythmus usw. erfährt man viel Wesentliches zur Biologie. Wer die Auflegekarte "Naturräumliche Gliederung" benützt, findet diese Arbeitsrichtung der Erdkunde wieder einmal bestätigt. Man muß dem Landesmuseum für Naturkunde danken, daß es der Avifauna von PEITZMEIER nun dieses Werk zur Seite gestellt hat.