EGGE-WESER 1982 Band 1 / Heft 4 Seiten 188-190

Jugend forscht :

Mit Axt und Säge in den Wald

Text und Fotos: Helmut Struck, Steinheim



Herausfordernd und aggressiv wirkt die Schlagzeile auf den Leser – doch der Schein trügt.

Spaziergänger treffen am Waldrand auf eine Gruppe Jugendlicher in grünen Hemden und dem Mischwaldemblem der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auf dem Ärmel. Sie sind damit beschäftigt, Kopfweiden an einem Bachlauf zu schneiden. Die Motorsäge macht unüberhörbaren Lärm. Angesichts der Erholungssuchenden erwarten die Jugendlichen die schon oft gestellte Frage: "Wer seid ihr und was macht ihr da an den Bäumen?" Die Antwort haben die Kinder parat: Wir sind von der Deutschen Wald Jugend (DWJ) und beschneiden die Kopfweiden, damit sie nicht auseinanderbrechen und uns so erhalten bleiben." "Waldjugend – noch nie gehört – was ist das für eine Organisation?", ist die nächste Frage und ein längeres Gespräch bahnt sich an. Der inzwischen hinzugekommene Gruppenleiter erklärt: "Die Deutsche Waldjugend der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – so ist die vollständige Bezeichnung – ist die Jugendorganisation der SDW. Diese etablierte sich nach dem letzten Weltkrieg und war die erste Bürgerinitiative, die sich gegen die Abholzung deutscher Wälder durch die Alliierten wandte. Aus diesem Erwachsenenverband löste sich die Jugend und nannte sich Deutsche Waldjugend. Um es kurz zu erklären: die DWJ setzt sich aus Kindern, Jugendlichen und junggebliebenen Erwachsenen bis 28 Jahren zusammen, die die Pfadfinderei beherrschen und sich die Bürde aktiver Umweltschützer aufgeladen haben. Daraus resultiert auch die Arbeit, bei der Sie uns hier finden. Sie ist aber nur ein kleinerer Teil unser vielfältigen Aktivität im Rahmen des Natur-und Umweltschutzes. Selbstverständlich wird der Freizeitgestaltung, wie Gruppenabende, musikalische Ausbildung, Spielen, Fahrten und Freizeitlager, große Aufmerksamkeit geschenkt. Das Zeltlager bildet in jedem Jahr den Höhepunkt und ist gleichzeitig Entschädigung für die geleistete Arbeit."


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Im weiteren Gespräch wird über die Aktivitäten der Waldjugend Steinheim berichtet, die nun schon seit 1970 im Kreis Höxter, besonders aber im Raum Steinheim tätig ist. Die Zusammenarbeit mit dem Patenförster, den Forstämtern und den Kreis- und Kommunalverwaltungen ist bei der Erfüllung des Aufgabenkatalogs unerläßlich. Zu den schon routinemäßig ablaufenden alljährlich wiederkehrenden Arbeiten wie die Anfertigung, Kontrolle und Reinigung von Nistkästen, Kopfweidenpflege, Waldsäuberungsaktionen, Reinigung von Bachläufen und Uferzonen, Überwachung von Naturdenkmalen, Vorschlagswesen für die Sicherung und Eintragung von Naturdenkmalen und leichten Forstarbeiten kann die Waldjugend Steinheim auf einige erfolgreiche Höhepunkte ihrer Arbeit zurückblicken.

So wurde 1971 in den von Metternich'schen Waldungen in Vinsebeck ein inzwischen durch übendes Militär und intensivere forstwirtschaftliche Nutzung total verwüsteter Waldlehrpfad eingerichtet. Für Wanderer und Erholungssuchende wurden drei Schutzhütten und eine Vielzahl von rustikalen Sitzbänken und Sitzgruppen angefertigt und aufgebaut.

In zweijähriger Arbeit ohne öffentliche Förderung rekultivierten die Jugendlichen eine Mülldeponie in der Nähe des Ortsteils Vinsebeck. Die Mülldeponie, von der Großgemeinde Steinheim beschickt, war in einer ehemaligen Mergelkuhle angelegt, die bis dahin ein vorzügliches Feuchtgebiet war. Nach gesetzlicher Schließung der Mülldeponie und durch sofort eingeleitete Rekultivierungsmaßnahmen ist ein Teil dieses Feuchtgebiets wieder zurückgewonnen worden. Durch entsprechende flächenmäßige Absicherung und Bepflanzung mit standortgerechten Gehölzen ist darüber hinaus ein Feldgehölz entstanden, das durchaus den Vorstellungen eines Vogelschutzgebiets entspricht.

Die ehemalige Deponie ein Jahr später



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Auf einem für die landwirtschaftliche Nutzung ungeeigneten Brachland entstand in der Steinheimer Feldmark ein weiteres Feldgehölz, das dem Wild Deckung und Äsung und der Vogelwelt Nistmöglichkeiten bietet.

Aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens der DWJ Steinheim gab eine Ausstellung im Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts Aufschluß über die Vielfalt der Arbeit der Waldjugend. Sie wurde von den Schulen für Unterrichtszwecke genutzt.

Aus der Arbeit der Gruppenabende


Die Arbeiten zur Erstellung eines Feuchtgebiets mit öffentlicher Förderung sind bereits abgeschlossen. Ein weiteres Feuchtgebiet ohne öffentliche Förderung ist noch in Arbeit. Bleibt zu hoffen, daß auch diese Arbeiten ebenso von Erfolg gekrönt sind wie die Rekultivierung der Mülldeponie.

Bei den aufgezählten Arbeiten sind Axt und Säge unerläßlich – deshalb "mit Axt und Säge in den Wald".


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