Der Ausschnitt aus der Karte des Königreichs Westfalen von Le Coq (1807) zeigt den Reichtum der südlichen Warburger Börde an Brüchern. Maßstab 1:86 400 45 |
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ßen: "In den flachen Sumpf stellen mangelte es in dem nassen Anfangsjahr 1879 bei der Drainage an einer soliden Grabensohle," obwohl man die Rohre teilweise auf Lattenroste verlegt hatte. Von 1915 an stellten sich im Bruch größere Stauungen ein. Land und Wiesen verloren an Wert. So waren kostspielige Nachbesserungen notwendig. Das Rohrsystem mußte erneuert und das Gefälle des Vombachs verstärkt werden. Um das erforderliche Gefälle und die Drainwirkung herzustellen, ist 1950 eine 500 m lange Zementrohrleitung vom tieferliegenden Umlaufgraben des Vombachs bis in die Bruchfläche verlegt worden. Diese Rohrleitung durfte aber des Wasserrechts der Mühle wegen nur das überschüssige Wasser vom Bruch aufnehmen, was den Einbau eines Wehres notwendig machte. Neu-Drainagen erfolgten in den Jahren 1950/51,1952 und 1972 16). Dennoch blieben kleine Flächen so feucht, daß sich eine Nutzung nicht lohnte. Jagdpächter haben 1970 im nassesten Gebiet einen etwa 150 m2 großen flachen Teich ausgehoben. Der Borgentreicher Anteil des "Körbecker Bruches", ebenfalls Gemeindeland, wurde erst im Jahre 1904 entwässert 18). Da es sich nur um 44 ha handelte, konnten die Arbeiten in wenigen Monaten durchgeführt werden und waren weit weniger kostspielig als die der Körbecker Drainage. Wie aus der Karte S. 49 zu ersehen ist, sind die Hauptdrains offene Gräben. Es wurden 4004 laufende m von 1,00 bis 1,55 m Tiefe und 0,50 m Sohlenbreite ausgehoben und die schrägen Böschungen mit Rasenstücken befestigt. Diese Gräben sind heute teilweise botanisch recht interessant. Natürlich wurden auch Tonröhren unterirdisch verlegt, mehr als 15 000 laufende m von 4 bis 15 cm Durchmesser. Damit sie nicht zuwuchsen, war der Anbau von Rüben auf dem drainierten Gebiet verboten. Nach der Planierung wurden die Wiesen mit einer Mischung von 12 verschiedenen Grasarten eingesät (siehe Liste), dazu kamen Schwedenklee, Rot- und Weißklee, Sumpf-Hornklee und Kümmel. Molinia caerulea steht auf der Angebotsliste der Lieferfirma, wurde aber nicht gesät. Vielleicht erklärt das das Fehlen (?) dieser Charakterart der Moorwiesen. Auch nach der Borgentreicher Bruchdrainage scheint es Enttäuschungen gegeben zu haben, wie Klagen von Pächtern über nasse Ländereien und Wiesen in den Jahren 1906-1911 beweisen. Nachbesserungen waren notwendig. Wann aus dem drainierten Gebiet wieder Ried und Röhricht wurde (s. Karte S. 49 ) und wann der Busch angepflanzt ist, konnte ich nicht feststellen. In den 20-er Jahren fand sich dort wenig niedriges Strauchwerk. Von dem Feuchtgebiet bei Neu-Marienburg berichtet Cl. Bremer 2), daß dort im Jahre 1816 in einer muldenförmigen Senke "auf den Engern" nahe an der Borgentreicher Gemarkungsgrenze von dem Körbecker Schullehrer Heeger ein Torflager entdeckt wurde. Dort hat man bis über die Mitte des Jahrhunderts Brenntorf gegraben, etwa 6-8 Fuß tief. "Die ausgegrabenen Torfgründe sind bei der Separation (Zusammenlegung der Felder) 1858 dem Gute Marienburg zugefallen und dienen gegenwärtig (1904) als Fischteiche." 2) Heute liegen sie in einem ca. 12 Morgen großen Ried- und Röhrichtgebiet, werden nicht wirtschaftlich genutzt und scheinen sowohl faunistisch wie botanisch recht interessant und schützenswert zu sein. 46 |
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Preußische "Gemeinde-Charten" 1 : 20 000. 47 |
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Es ist umgeben von einem Röhricht und Seggenried. (Schilf, Glanzgras, Binsen, Seggen), das allerdings im letzten Jahr stark verändert wurde. Am Westrand sind durch Aushebung des Hauptgrabens große Erdwälle aufgeworfen, und am Südostrand konnte durch Entwässerung und weiteres Abpflügen der Wiesenkerbel als beherrschende Pflanze eindringen und Schilf und Binsen zum Teil verdrängen. Hier finden sich noch einige gute Standorte von Trollblume, Färberscharte, Nordischem Labkraut und von seltenen Seggen und Binsen. Auch das Breitblättrige Knabenkraut wächst dort in wenigen Exemplaren. Das von Nieschalk 1958 erwähnte Fleischrote Knabenkraut, die Gemeine Natternzunge und der Sumpf-Dreizack sind verschwunden. Ein weiteres Röhricht und Seggenried befindet sich im Körbecker Gebiet im Südosten. Hier, im wohl nassesten Teil des Bruches, wurde 1970 von Jagdpächtern ein Teich ausgehoben, der schon eine interessante Uferflora aufweist, dessen Wasser aber durch Korneinschütten für Entenfütterung kaum Leben erlaubt. Schilf, Glanzgras und vor allem Binsen sind in diesem Gebiet besonders gut entwickelt, soweit sie nicht von den Jägern gestört wurden. Um dieses Röhricht-Seggenried herum finden sich sehr feuchte Wiesen, die zwar gedüngt werden, aber dennoch auf weite Strecken von Kleinbinsen, Seggen, Simsen und Sumpf-Schachtelhalm beherrscht sind. Das häufigste Süßgras ist hier der Knick-Fuchsschwanz. Diese Wiesen stehen oft bis tief in den Frühling hinein unter Wasser, dann ist die erste Mahd schwer einzubringen. Hier findet sich auch ein etwa 20 m2 großer Bestand von der auf der Roten Liste stehenden Einspelzigen Sumpfsimse (Eleocharis uniglumis +). Charakterpflanzen wie Blutweiderich, Kohl-Kratzdistel und Trollblume kommen hier wegen der Bestellung der Wiesen nicht hoch. Nordwestlich von diesem Naß-Wiesen- bezw. Teich-Gebiet, unmittelbar jenseits der Borgentreicher Gemarkungsgrenze, liegt die "Trollblumenwiese". Sie war im Jahre 1961 wirklich noch eine Wiese, ist dann später umgepflügt worden und blieb grobschollig liegen. So bietet sich heute noch der Untergrund dar. Doch haben die Charakterarten der Binsen-Pfeifengras-Wiesen bzw. der Kohl-Kratzdistel-Wiesen dieses "Unland" wieder erobert. Hier findet sich der Troll noch in Mengen (1980), begleitet von Sumpf-Dotterblume, Kuckucks-Lichtnelke, Mädesüß, Kohl-Kratzdistel, Blutweiderich, Nordischem Labkraut, Färber-Scharte, aber auch vom Scharfen Hahnenfuß. An den Grabenrändern muß die Trollblume schon tief herabsteigen, um noch an das Grundwasser zu kommen. Am Südost-Rand herrscht Röhricht-Ried-Charkter vor. Auch die Kohl-Kratzdistel-Gesellschaft spielt hier eine Rolle. Die Gräben sind recht unterschiedlich einzustufen. Da ist zunächst einmal der Vombach mit zum Teil schnell fließendem Wasser und abgeschrägten, breiten, tief herunterführenden Ufern. Seine Flora ist im oberen Teil des Bruches fast ungestört. Im Bachbett wachsen Iris, Brunnenkresse, Quell-Merk, Wasser-Minze, Bachbunge. Die Ufer führen eine abwechslungsreiche, intakte Feuchtflora, in der Barbarakraut, Sumpf-Weidenröschen, Sumpf-Labkraut, Flügel-Hartheu, Sumpf-Hornklee, Wolfstrapp, Gilbweiderich, Blutweiderich, Sumpf-Vergißmeinnicht, Wasser-Knöterich, 50 |
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Pestwurz, und in ganz großen Mengen der ziemlich seltene Große Klappertopf farbgebend sind. Es fehlen natürlich auch nicht die Carex- und Juncus-Arten und die vielen aus der Liste zu entnehmenden feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Weiter unten macht sich im und am Vombach der Einfluß des Menschen stärker bemerkbar. Vor allem wird die Uferflora gestört durch Unmengen von Brennnesseln, Giersch, Beifuß, Gefleckter Taubnessel, Geruchloser Kamille, Zaunwicke, Acker-Kratzdistel, Gänsefuß, Krausem Ampfer und sogar von Gartenblumen, da vielfach Schutt abgeladen ist. Im Bachbett findet sich hier erfreulicherweise der sehr seltene Echte Blaue Wasser-Ehrenpreis. Die Drainage-Gräben im Borgentreicher Teil sind floristisch recht verschieden. Einige wenige führen fließendes Wasser und ähneln damit dem Oberlauf des Vombachs. Häufig zeigt sich in ihnen ein auffällig grüner schöner Unterwasserteppich von Quell-Merk (Berle). Andere Gräben sind fast zugewachsen, und ihre Flora unterscheidet sich nur wenig von der der Umgebung. Am interessantesten sind die mit klarem, stehendes Wasser, zum Beispiel der westlichste. Dort finden sich unter anderem Rohrkolben, Teich-Schachtelhalm, Brennender Hahnenfuß, Quell-Merk, Bitteres Schaumkraut, Sumpf-Weidenröschen, Moor-Labkraut, Wasser-Schwaden, Kleinblütiger Hohlzahn, Gemeine Waldsimse (Scirpus sylvaticus), Brunnenkresse und viele andere Feuchtpflanzen. Die Gräben im Buschgebiet führen mehr oder weniger stehendes Wasser auf rostbraunem Untergrund, sind vollkommen beschattet und weisen keinen Pflanzenwuchs auf. Zu erwähnen bleiben Grabenränder in der Nähe der Trolliuswiese, die unter anderem Orchideenstandorte sind. Den größten Teil des Untersuchungsgebiets nehmen Düngewiesen ein. Unter ihnen herrschen Glatthafer- und Fettwiesen vor, oft nicht scharf voneinander getrennt. Sie werden meist zweimal gemäht, gelegentlich mit Hilfe von Elektrozäunen auch nach der ersten Mahd zu Weiden umgewandelt. Auf ihnen findet man alle Charakterpflanzen dieser beiden Wiesentypen, in der Nähe der Trolliuswiese auch nicht selten das Breitblättrige Knabenkraut. Zu nennen bliebe eine Weide mit Dauerzaun, die meist nicht gemäht wird. Für das Bruch atypische Biotope sind -einmal- eine fast an Halbtrockenrasen erinnernde Stelle am Rande des nordwestlichen Rieds mit Aufrechter Trespe, Fieder-Zwenke, Zittergras, Thymian, Gemeinem Hornklee, Frühlings-Segge, Hasenbrot, Dost und Dorniger Hauhechel. Sie könnte durch Aufschüttung des Geländes (Grabenaushub) und Tieferlegung des angrenzenden Drainagegrabens entstanden sein. Atypisch sind ferner einige Ruderalstellen an Wegen, am Vombachufer und auf einer Wiese/Weide nach Aufbringen von Bodenmaterial. Auch Wildäcker und ein im Jahre 1980 brachliegender Kartoffelacker am nördlichen Ried sind nicht charakteristisch für das Bruchgebiet. Doch wurde ihre Flora, ebenso wie die der angrenzenden Ackerränder und Feldwege, mitkartiert. Es muß betont werden, daß selten ganz scharfe Abgrenzungen dieser Biotope gegeneinander möglich sind und nur wenige durch das Eingreifen des Menschen noch vollkommen ungestört erscheinen. 51 |
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D. Liste der Gefäßpflanzen des Körbecker BruchsErläuterungen:F typische Feuchtpflanzen U Uferpflanzen W in Wasser wachsend f auch an feuchten Standarten R Pflanzen der Roten Liste Nordrhein-Westfalens ! erwähnenswert, weil selten oder nur zerstreut vorkommend (nach Haeupler 5) und Runge 12) ) (N,N.) (hinter dem deutschen Pflanzennamen) Angabe stammt von N.N., nicht von mir + (hinter dem lateinischen Artnamen) Kleinart agg. (hinter dem lateinischen Artnamen) Sammelart Zitiert wird nach EHRENDORFER 4) und HAEUPLER 5), bestimmt wurde nach Rothmaler 11) SCHMEIL-FITSCHEN 14) und OBERDORFER 9). Einige schwierige Bestimmungen, vor allem die der Binsen und Seggen, verdanke ich Herrn K. LEWEJOHANN, Göttingen. Klein- und Unterarten wurden soweit wie möglich berücksichtigt. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wurde aber nach bestem Wissen zusammengestellt und Herbst 1980 abgeschlossen.
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Liste" stehen, das heißt bedroht sind. Das sind 7,1 % der Gesamtflora. Sie sollen hier noch einmal übersichtlich zusammengestellt werden, um den Grad der Gefährdung allgemein und im Bruch im besonderen aufzuzeigen. Dabei bedeutet A.1.2 vom Aussterben bedroht, A.2 stark gefährdet, A.3 gefährdet und A.4 potentiell gefährdet.
In der Roten Liste Niedersachsens wird noch Saxifraga granulata als "allgemein zurückgehend" geführt. Es steht an einer Stelle im NW. x) Ophioglossum vulgatum ist im hier besprochenen Gebiet verschollen, wurde aber von Herrn Lüttmann 1979 noch im Feuchtgebiet bei Neu-Marienburg gefunden. Die Liste zeigt, daß seit 1958 sechs sehr seltene Arten im Körbecker Bruch höchstwahrscheinlich verschollen sind. Von 22 anderen erwähnenswerten Pflanzen im Bruch seien hier noch folgende herausgehoben:
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Die Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) hat einen Wildacker, der 1981 brach lag, schlagartig und vollständig besiedelt. Die Trollblume blühte 1981 nicht so reich wie im Jahr davor. Das Körbecker Bruch ist der letzte Standort dieser schönen Pflanze in Westfalen außer des Hochsauerlands. 59 |
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F. Jahreszeitliche floristische ImpressionenVergleicht man die Flora des Körbecker Bruchs mit der recht bunten und mannigfachen Halbtrockenrasenflora der Randberge der Börde, dann erscheint sie ziemlich eintönig. Und doch ist sie im Laufe der Vegetationsperiode gelegentlich auch für den Laien anziehend. Im März/April grünen die Wiesen. Unzählige von der Moorerde schwarze Maulwurfshügel lassen sie wie gesprenkelt erscheinen, und große Scharen von Kiebitzen suchen auf ihnen nach Würmern, Schnecken und Insekten. Am Vombach blühen Scharbockskraut, Huflattich und Pestwurz, im Busch leuchten die Weidenkätzchen. Röhricht und Seggenried, auch Teile der Kohl-Kratzdistel-Wiesen liegen noch braun und tot. Ihr Betreten ist in feuchten Jahren nur mit Gummistiefeln möglich. Im Mai zeigt sich das Bruch von seiner besten Seite. Dann sind die Wiesen, soweit sie nicht gespritzt sind, bunt von Frühlingsblühern. Neben Löwenzahn, Wiesen-Schaumkraut und Hahnenfuß blühen an feuchten Stellen die Sumpf-Dotterblume, das Sumpf-Vergißmeinnicht und die Kuckucks-Lichtnelke in gelb und blau und rosa und violett. Ende Mai - Anfang Juni kommt die Trollblume dazu, weithin goldgelb leuchtend, jede Einzelblüte ein Schmuckstück. Die Orchideen blühen versteckt an Wiesen- und Grabenrändern. Man kann sie leicht übersehen. Nicht so die Gelbe Schwertlilie, die groß und auffällig und noch in erfreulichen Mengen im Vombach wächst. Die Gräben sind bunt von weißblühender Brunnenkresse, blauem Wasser-Ehrenpreis und Bachbunge, gelbem Sumpf-Hornklee, violettem Sumpf-Baldrian und gelbblauem Großem Klappertopf. Und zwischen all dem, wie ein zarter weißer Schleier, die unzähligen kleinen Blüten des sehr seltenen Nordischen Labkrauts. Wenn die Wiesen gemäht sind, kommen die Röhrichte zum Blühen. Das Schilf breitet seine "Fahnen" aus, riesige Binsen, Seggen und Simsen beherrschen den Teich und einige Gräben, das Klebkraut häkelt sich an Schwaden und Rohr-Glanzgras empor und macht ein Durchkommen fast unmöglich. Im Ried herrschen Kohl-Kratzdistel und Mädesüß vor. Im August/September blüht im Bruch in großen Mengen eine sehr seltene Komposite, die Färberscharte. Sie wird bis zu 1 m hoch und hat rispen- bis doldenständige rotblaue, nicht zu übersehende Blütenstände. Im Herbst wirkt das Bruch weit, eintönig und leer. Es gibt keine beerentragenden Hecken, keine fruchtenden Bäume mit buntem Laub. Die graugrünen Fruchtstände von Schilf und Schwaden rascheln im Wind. Hie und da findet sich ein violetter Tupfen von Herbstzeitlosen. Rehe äsen auf den Wiesen und Hunderte von Kiebitzen zwischen ihnen, die sich hin und wieder mit zuckenden Flügelschlägen zu ihren herbstlichen Flugmanövern erheben. Die Flora bereitet sich auf ihre Winterruhe vor. 60 |
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G. Gefahren für die Flora des Bruchs und zu empfehlende SchutzmaßnahmenWie schon oben erwähnt, drohen der Feuchtlandschaft "Bruch" Gefahren verschiedenster Art, sowohl für ihre Pflanzen- als auch für ihre Tierwelt. Die Tieferlegung des Vombachs bei den zur Zeit laufenden Straßenbaumaßnahmen in Körbecke ohne Einbau von Wehren im Bruch würde das vorgesehene Naturschutzgebiet am schnellsten und gründlichsten trockenlegen und damit für den gedachten Zweck nutzlos machen. Die Aushebung offener Drainagegräben, wie im Winter 1979/80 im Borgentreicher Teil auf etwa 500 m Länge geschehen, läßt das Grundwasser schneller abfließen. Beim maschinell durchgeführten Aushub wurden Erdmassen weit ins Ried hineingeworfen. Sie erhöhten das Ufer dort auf 2-3m Breite um ca. 0,30m. Die Flora des Rieds reagierte darauf bereits im Sommer 1980 negativ. Solches Ausbaggern von Gräben im Bruch müßte also unbedingt unterlassen werden. Die Riede und Röhrichte werden immer kleiner, da an ihren Rändern alljährlich einige Furchen abgepflügt oder neue Äcker angelegt werden, deren Erträge in nassen Jahren minimal sind. Man läßt sie dann wieder unbebaut liegen, doch ist die ursprüngliche Flora erst einmal vernichtet. Eine größere Weide wurde in den letzten Jahren zu Ackerland umgewandelt. Die Ried- und Röhrichtflächen werden mit Treckern zerfahren und verdichtet, da sie teils als Zufahrtswege und teils zum Wenden beim Heuen benutzt werden. Für Jagdzwecke werden breite Schneisen ins Röhricht gewalzt, um freie Schußflächen zu haben bzw. Druschabfälle als Entenfutter in den Teich kippen zu können, der dadurch in seiner floristischen und faunistischen Entwicklung gestört wird. Von Körbecke aus wurden am Vombach entlang Müll- und Bauschutt abgelagert und 1979 die Uferflora auf ca. 100m abgebrannt. Beim stellenweise sehr reichlichen Düngen der Mähwiesen driftet der staubende Kunstdünger auch auf die Graben- und Riedflora, die dadurch in ihrer Ursprünglichkeit gestört wird. Im Buschgebiet wurden in letzter Zeit nichtstandortgerechte Gehölze (z.B. Birke) angepflanzt, die wieder entfernt werden müßten. Das Aufzählen dieser Schäden schließt die zu empfehlenden Schutzmaßnahmen in sich. Eine baldige behördliche Sicherstellung des Gesamtgebiets und die Informierung der Pächter und Jäger des Bruches wäre der erste notwendige Schritt. Danach müßten spezielle Pflegemaßnahmen getroffen werden, die u.a. eventuell eine Wiedervernässung bestimmter Teile des Bruchs vorsehen. Einzelheiten ließen sich sicher friedlich mit den Betroffenen regeln. Im Jahre 1979 gab die Landesanstalt für Ökologie, Landesentwicklung und Forstplanung (LÖLF) Nordrhein-Westfalen die Rote Liste der in NRW gefährdeten Pflanzen und Tiere heraus, wonach 36% der Pflanzen gefährdet sind. Sie konzentrieren sich ganz auffällig auf die letzten Refugien seltener Biotoptypen, die unbedingt gesichert werden müssen. Dazu zählt das Körbecker Bruch, das letzte große Niedermoorgebiet im Großkreis Höxter. 61 |
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QuellenKartenMeßtischblatt (TK 25) 4421 Borgentreich, 1 : 25 000 Luftbildkarte Körbecker Bruch, 1 : 5 000 Lageplan zur Melioration des Körbecker Bruchs in der Borgentreicher Gemarkung; Minden 1906; 1 : 2 500 Weitere Karten von 1807 und 1832: siehe Angaben auf S. 45 und 47 Literatur1) ABEL, Oeconomierath (1885): Die Gemeinde-Ländereien in der Warburger Börde (Boden- und Meliorationsverhältnisse,speziell des Rösebecker und Körbecker Bruchs); Bericht von Prof. König; Theissingsche Buchdruckerei, Münster 2) BREMER, Clemens (o.J., vor 1954): Chronik des Dorfes Körbecke, Kreis Warburg. Als Manuskript hersg.v. Kreis Warburg 3) EBERLE, Georg (1979); Pflanzen unserer Feuchtgebiete und ihre Gefährdung; Frankfurt 4) EHRENDORFER, Friedrich (1973): Liste der Gefäßpflanzen Mitteleuropas; 2. Aufl., Stuttgart 5) HAEUPLER, Henning (1976): Atlas zur Flora von Südniedersachsen; Göttingen 6) HAEUPLER, MONTAG, WÖLDECKE(1976): Verschollene und gefährdete Gefäßpflanzen in Niedersachsen; 2.Fassung, Hannover 7) HELDT, Elisabeth (1961): Zum Vorkommen der Trollblume bei Borgentreich und Körbecke, Kreis Warburg. Natur und Heimat, Münster, 21, S.92 8) NIESCHALK, A. und Ch. (1958): Rösebecker und Körbecker Bruch im Kreis Warburg. Natur und Heimat, Münster,18,11-15 9) OBERDORFER, Erich (1979): Pflanzensoziologische Exkursionsflora, 4. Aufl.; Stuttgart 10)ROTE LISTE von 1979 der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Pflanzen und Tiere. Schriftenreihe der LÖLF-NRW, Recklinghausen 11)ROTHMALER, Werner (1976): Exkursionsflora, Kritischer Band. 12)RUNGE, Fritz (1972): Die Flora von Westfalen, 2.Aufl., Münster 13)RUNGE, Fritz (1973); Die Pflanzengesellschaften Deutschlands, 4./5. Auflage; Münster 14)SCHMEIL-FITSCHEN (1968): Flora von Deutschland, 84. Auflage; Heidelberg
Andere Quellen15)Aus den Aufzeichnungen meines Großvaters, des Müllers Josef GOCKE (1841-1907) zu Körbecke, handschriftliche Chronik 16)Mündliche und schriftliche Mitteilungen (1981) von Arnold BREMER (geb. 1901), Körbecke, lange Jahre Ortsbürgermeister von Körbecke und Amtsbürgermeister von Borgentreich 17)Mündliche Mitteilungen von Bürgern aus Körbecke u Borgentreich 18)Akten im Borgentreicher Stadtarchiv über die Melioration des "Coerbecker Bruchs" im Jahre 1904 Für freundliche Hilfen und Anregungen danke ich dem Kreis Höxter, der Stadt Borgentreich, den Herren Lewejohann, Göttingen, Bremer, Körbecke, Lüttmann, Smolis und Preywisch, Höxter. E.H. 62 |
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